- Der Jünger des Teufels
zu dem Busfahrer um, der ihn aus
seinen Tagträumen gerissen hatte. »O … ja, danke.«
Der Fahrer zeigte auf die Straße. »Da drüben ist ein
Taxistand, und auf der anderen Seite hält der Bus nach Washington. Sie können
wählen, Mister.«
»Sehr freundlich.« Manchmal zahlte sich Höflichkeit aus,
denn höflichen Menschen begegnete man mit weniger Misstrauen.
»Gern geschehen.« Der Busfahrer tippte gegen seine
Baseballkappe.
Der Jünger stieg aus dem Bus, der zwischen dem
Einkaufszentrum und der Bushaltestelle des öffentlichen Nahverkehrs pendelte,
und dachte noch einmal daran, wie knapp es gewesen war.
Es war eine Sache von Sekunden gewesen. Fast hätte er sie
zu fassen bekommen, doch dann brach das Unheil herein. Stone war erschienen und
hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Der Jünger hatte Moran bis zum Ausgang
verfolgt und gesehen, wie sie das Einkaufszentrum fluchtartig verließ. In dem Augenblick,
als er ihr folgen wollte, sah er Stone, der aus einem alten blauen Cadillac
stieg, den eine alte Dame fuhr. Ich dachte, der Schlag wäre kräftig genug
gewesen, um diesen Mistkerl zu töten. Stone richtete einen Revolver auf
Moran und feuerte einen Schuss ab, doch Moran rannte weiter, quer über den
Parkplatz, und stieg in einen blauen Landcruiser, der sofort losfuhr.
Wer hatte am Steuer des Landcruisers gesessen? Und warum hatte
der- oder diejenige Moran bei der Flucht geholfen?
Der Jünger beschloss, das Einkaufszentrum sofort zu
verlassen, weil es dort in Kürze mit Sicherheit von FBI-Agenten und Cops wimmelte.
Der Jünger hatte trotz seines übermächtigen Rachedurstes nicht die Absicht,
seine Pläne zu gefährden. Daher hatte er das Einkaufszentrum verlassen und war
in den Pendelbus gestiegen.
Und nun hielt dieser Bus gegenüber von einem Taxistand, und
der Jünger stieg aus.
Als Nächstes musste er einen sicheren Ort suchen, wo er den
Countdown vorbereiten konnte, und er wusste genau, welcher Ort sich
dafür anbot.
Aber wie bekam er Moran jetzt in die Hände? Wo würde sie sich verstecken? Er kannte ihre Gewohnheiten so gut wie seine eigenen. Sie
würde bestimmt nicht im Cottage Unterschlupf su chen und weder beim FBI
noch bei der Polizei um Hilfe bitten. Viele Möglichkeiten blieben ihr nicht.
Wahrscheinlich wandte sie sich an ihren Bruder Frank. Das FBI würde sein Haus
vermutlich beschatten lassen, doch Frank Moran könnte seinem Miststück von
Schwester dennoch dabei helfen, ein sicheres Versteck zu finden.
Wie dem auch sei – der Jünger war felsenfest davon
überzeugt, dass er Kate Moran überall aufspüren würde. Er tastete über seine
ausgebeulten Taschen, in denen noch immer die Glock, die Spritze und die
zusätzlichen Ampullen steckten. Er war auf alles vorbereitet, als er nun auf
den Taxistand zusteuerte. Im ersten Taxi saß ein Pakistani, ein gut aussehender
Mann mit einem Goldzahn. Als der Jünger ins Taxi stieg, fragte der
Fahrer: »Wohin möchten Sie, Sir?«
»Fahren Sie Richtung Washington. Ich entscheide unterwegs, wo ich
aussteige.«
133.
Washington,
D. C.
Der Park war nicht weit vom FBI-Büro am Judiciary
Square entfernt. Frank setzte sich auf eine Bank, zog die Hände aus den Taschen
seiner blauen Windjacke und hauchte seinen warmen Atem in die kalten Fäuste.
Nach einem Blick in beide Richtungen rückte er seine billige Sonnenbrille
zurecht, die er zum Schnäppchenpreis von fünf Dollar erstanden hatte.
Eigentlich hätte er die Brille gar nicht gebraucht, denn die Sonne versteckte sich
hinter dicken, schwarzen Wolken in der Ferne, die ein Unwetter ankündigten.
Es dauerte nicht lange, bis Diaz auf Inlineskates
herangerauscht kam. Er trug einen schwarzen Speedoanzug, Sonnenbrille und einen
dicken schwarzen Pullover. Geschmeidig wich er den Passanten aus und hielt
grinsend neben Frank. »Na, wie geht’s, alter Junge?«
»Es geht so, Armando. Ich versuche, die Dämonen von der Schwelle
meines Hauses zu vertreiben.«
Diaz setzte sich auf die Bank. »Das heißt, du bist trocken?«
»Ich versuch’s.« Er grinste. »Ich hab dich beobachtet.
Weißt du, dass du dir eines Tages noch die Eier abreißt, wenn du weiter so
skatest?«
Diaz lachte. »Meinst du?«
»Klar, Mann.«
»Ich konnte am Telefon nicht sprechen«, sagte Diaz. »Ich dachte,
es wäre besser, wir treffen uns.«
Frank hauchte wieder seinen warmen Atem in seine kalten Finger.
»Kein Problem.«
»Du suchst Kate, nicht wahr?«, sagte Diaz.
Frank nickte. »Sie hat auf meinem AB mehrere
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