- Der Jünger des Teufels
die
Spitzhacke. Ich glaube, jetzt haben wir alles, was wir brauchen.«
Ich strich über die Bohrmaschine und die Spitzhacke. »Wofür
hast du denn so eine mörderische Spitzhacke im Haus?«
»Ehrlich gesagt«, erwiderte Josh mit todernster Miene, »gab
es während meiner Scheidungsphase eine Zeit, da spielte ich ernsthaft mit dem
Gedanken, Carla umzubringen. Darum hatte ich die Spitzhacke gekauft.«
»Echt?«, fragte ich, als hätte ich ihm die Story
abgenommen.
Er grinste, als er einen abgetragenen Dufflecoat von der Stuhllehne
nahm und anzog. »Gab es als Sonderangebot im Wal-Mart. Eins von den Sachen, die
man kauft, weil auf einmal der Gärtner in dir durchkommt, und die man dann
niemals benutzt. Aber jetzt hab ich endlich Verwendung dafür.« Joshs Miene
verdüsterte sich. »Ach, übrigens, als du dich gerade angezogen hast, bin ich
ins Schlafzimmer gegangen, ohne das Licht einzuschalten, und hab durch die
Gardine gespäht.«
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. »Hast du was
gesehen?«
»Ein Stück die Straße runter parkt ein Servicewagen vom Kabelfernsehen,
den ich hier noch nie gesehen habe. Es würde mich sehr wundern, wenn Stone diesen
alten Trick benutzen würde, aber ich würde es ihm zutrauen, wenn ihm nichts Besseres
einfällt. Außerdem parken ungefähr fünfzig Meter weiter zwei Pkws, die ich
nicht kenne. Könnte sein, dass einer der Nachbarn Besuch hat, doch das glaube
ich nicht. Aber keine Sorge, ich hab schon eine Idee, wie wir die abhängen.«
Bevor ich Josh nach Einzelheiten fragen konnte, klingelte
es an der Haustür. Der Schreck fuhr mir in die Glieder.
»Das wird Marcie sein«, sagte Josh. Er nahm einen dunklen Herrenblouson und
einen Schal von einem Haken an der Rückseite der Küchentür und reichte mir
beides. »Hier, zieh das an. Es ist kalt draußen. Ich spreche kurz mit Marcie, bevor wir
losgehen.«
»Was sagst du ihr, was wir vorhaben?«
»Nichts. Je weniger sie weiß, desto besser.«
Ich schaute mir die Bohrmaschine genauer an. »Wozu brauchen
wir die?«
»Um den Sargdeckel aufzuschrauben.«
135.
Als Josh die Haustür öffnete und Marcie ins
Wohnzimmer führte, blieb ich in der Küche zurück. Ich hörte ihre Stimmen, die
wenige Minuten später ein wenig lauter wurden, aber nicht so laut, als würden
sie sich streiten. Kurz darauf kam Josh mit seiner Schwester in die Küche.
»Jeans stehen dir gut«, meinte Marcie. »Ich wäre froh,
wenn ich mich in eine kleinere Größe zwängen könnte. Na, sobald diese ganze
Aufregung vorbei ist, habe ich vielleicht ein bisschen abgenommen und könnte es
schaffen.« Sie drehte sich zu ihrem Bruder um und fragte ihn mit verwunderter
Miene: »Warum sagst du mir nicht, was ihr vorhabt?«
»Sei nicht böse, Marcie, aber es ist wirklich besser, wenn du es nicht
weißt«, erwiderte Josh.
»Okay, wenn du meinst«, sagte Marcie ein wenig
enttäuscht.
»Es ist besser. Wie geht es deinen Lieben?«
»Ich habe Dean und die Kinder bei den Schwiegereltern
angerufen. Es geht ihnen gut. Die Kinder freuen sich, bei ihren Großeltern zu
sein, und Dean ist froh, ein paar Tage Ruhe vor mir zu haben, denn ich habe
doch nur gemeckert, weil er mir ständig im Weg stand.« Marcies Blick schweifte
von den Geräten, die ihr Bruder herausgesucht hatte, zu den Arbeitshandschuhen
in meiner Hand und dann zu mir. »Sieht so aus, als hättet ihr irgendwelche
Gartenarbeiten übernommen. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr gleich in meinem
Garten weitermachen.«
Was sollte ich darauf erwidern? Nein, Marcie, wir wollen
eine Leiche ausgraben? »Es tut mir leid, Marcie, aber wir
können es dir nicht sagen. Josh hat Recht. Je weniger du weißt, desto besser.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Schon gut.«
»Es ist nichts Gefährliches«, behauptete Josh lächelnd. »Nur
ein bisschen Gartenarbeit, wie du schon vermutet hast.«
In Marcies Stimme schwang ein anklagender Ton mit, als sie
sich wieder ihrem Bruder zuwandte. »Und warum dann diese Geheimniskrämerei? Sei
bloß vorsichtig und komm gesund wieder, Neal zuliebe. Der Junge hat sonst
niemanden.«
Marcies Bemerkung entfachte meine Schuldgefühle aufs Neue, doch
Josh packte meinen Arm. »Okay, wir gehen hinten heraus. Und du, Marcie, solltest
jetzt nach oben gehen. Du weißt, was du zu tun hast. Wenn es Probleme gibt, ruf
mich auf dem Handy an.«
»Pass auf dich auf.« Sie ging hinaus und stieg die Treppe hinauf.
Josh schaute mich an. »Bist du bereit?«
»Josh, Marcie hat Recht …«
Ehe ich meinen
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