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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Meine ohnehin
geringe Zuversicht schwand.
    »Das Glück ist nicht auf unserer Seite«, meinte Josh. »Sieht
so aus, als würde man die lieben Verstorbenen hier gut beschützen. Eine
Polizeibude gleich gegenüber macht die Sache nicht einfacher.«
    Ich schaute mir den Friedhof genauer an. Er lag hinter
einer Mauer, die mit einer schmiedeeisernen Brüstung abschloss. Hinter der
Mauer waren im Licht der Blitze die dunklen Umrisse unterschiedlich geformter
Grabsteine und schlichter Steinkreuze zu erkennen. Dennoch war ich fest
entschlossen, Gemals Sarg zu öffnen.
    Was würden wir finden? Würden wir auf Constantine Gemals verwesten
Leichnam oder in einen leeren Sarg starren?
    Beide Vorstellungen jagten mir gleichermaßen Angst ein. Zu allem
Unglück sah ich Schatten hinter den Holz-Rollladen im Büro des Sheriffs. Was
würde geschehen, wenn man uns auf frischer Tat ertappte?
    »Du wirkst nervös«, meinte Josh.
    »Bin ich auch. Verdammt nervös«, gab ich zu.
    »Und ein bisschen gereizt?«
    Meine Angst war so groß, dass ich meine Fingernägel beinahe
in Joshs Arm gekrallt hätte. »Die bloße Vorstellung, was wir wohl in dem Grab
finden, zerrt an meinen Nerven.«
    »Wir werden es bald wissen, falls die Cops nicht auf die
Idee kommen, ihre Wache zu verlassen.« Josh fuhr am Friedhof vorbei, bis wir
einen einsamen Pfad im Schatten einiger Bäume fanden. Er bog auf den Pfad ein,
fuhr etwa dreißig Meter weiter, hielt und zog die Handbremse an. Der kräftige,
mit Schnee und Graupel vermischte Regen schlug gegen den Wagen. »Näher kann ich
nicht heran. Zum Glück hab ich Regenmäntel eingepackt. Wir müssen zurücklaufen
und über die Friedhofsmauer steigen.«
    Sobald wir ausstiegen, würde der Regen uns binnen Sekunden
völlig durchnässen, doch das war meine geringste Sorge.
    Josh öffnete die Tür und sagte: »Knips die Taschenlampe nur
ein, wenn es unbedingt notwendig ist. Die Cops auf der anderen Straßenseite könnten
es sehen. Ich hole die Sachen aus dem Kofferraum, und dann versuchen wir, Licht
in dieses Mysterium zu bringen.«

138.
    Als wir ausstiegen und unsere Regenmäntel
anzogen, rieselte eisiger Schneeregen auf uns nieder. Ich nahm die
Taschenlampe, die Bohrmaschine, die Handschuhe und eine Schaufel, während Josh die
anderen Sachen in eine Leinentasche packte, die er sich über die Schulter warf.
    Wir liefen auf den Friedhof zu. Josh stieg auf die Mauer
und reichte mir die Hand. Er zog mich hoch, und dann kletterten wir beide über
die Brüstung und sprangen auf den Kiespfad. Der eisige Regen peitschte uns ins
Gesicht. »Erinnerst du dich an die Gruselfilme, die du als Kind gesehen hast?«,
fragte Josh.
    »Was ist damit?«
    »Ich hab das Gefühl, was uns erwartet, ist viel schlimmer
als all diese Filme zusammen.«
    »Du kannst einem richtig Mut machen.«
    »Reine Gewohnheit.« Josh wischte sich mit der Hand über das
nasse Gesicht. Ich folgte ihm den Pfad hinunter, und wir drangen immer weiter
auf den Friedhof vor. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe noch nie
im Leben einen Sarg ausgegraben.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    »Wo ist das Grab?«
    Wir näherten uns dem Ende des Friedhofs. Das Licht der
fernen Straßenlaternen spendete düsteres Licht, und ich schätzte, dass wir
unser Ziel bald erreicht hatten. »Es liegt im nordöstlichen Bereich und ist nur
mit einer Holztafel versehen, auf der Ziffern stehen müssten.«
    Ich richtete die Taschenlampe auf den Weg und schaltete sie
ab und zu kurz ein, damit wir uns orientieren konnten. Mein Rücken war der
Friedhofsmauer zugewandt, und ich hoffte, dass die Polizei das Licht nicht
sehen konnte.
    Ich führte Josh an ein paar neuen Grabsteinen vorbei und entdeckte
schließlich eine Holztafel mit der einfachen Aufschrift: No. 1134562
    Das war Constantine Gemals Häftlingsnummer und gleichzeitig
die Nummer seines Grabes. Rechts daneben war ein frisch ausgehobenes Grab, in
dem in Kürze jemand anders zur letzten Ruhe gebettet würde; es war mit einer
grünen Plane bedeckt, die in der Mitte eine tiefe, mit eisigem Wasser gefüllte
Mulde aufwies. Bei dem Gedanken, welche Arbeit hier auf uns wartete, drehte
sich mir der Magen um.
    Josh streifte die Lederhandschuhe über und trat mit der
Hacke in den Boden. »Die Erde scheint weich genug zu sein, sodass wir die
Spitzhacke nicht brauchen. Wir sollten gleich anfangen, damit wir nicht die
ganze Nacht hier verbringen müssen. Und da es deine Idee war, überlasse ich dir
den ersten Spatenstich.«
    »Nett

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