Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
»Heutzutage machen die sich nicht mehr den Rücken
kaputt. Sie benutzen diese kleinen Minibagger.«
    Ich wischte mir mit dem Ärmel meines Pullovers den Regen aus
dem Gesicht. »Erinnere mich daran, beim nächsten Mal eins von den Dingern
auszuleihen.«
    »Meinst du, es wird ein nächstes Mal geben?« Josh lächelte,
was aber nicht über die makabre Situation hinwegtäuschte, und zu allem Übel sah
es nicht so aus, als würde der eisige Regen bald aufhören. Über den schwarzen
Himmel zuckten Blitze, und das Grab füllte sich allmählich mit eiskaltem
Regenwasser. Wir gruben weiter. Fünf Minuten später waren wir fast anderthalb
Meter tief. Der Boden war aufgeweicht, und der kleine Hügel ausgegrabener Erde
rutschte allmählich in das frisch ausgehobene Grab neben uns.
    Der eisige Regen schnitt uns ins Gesicht. Ich hielt immer wieder
kurz inne und wischte mir über die Augen, doch Josh grub weiter, bis seine
Schaufel gegen etwas Hartes stieß. »Ich glaube, ich bin gegen den Sargdeckel
gestoßen«, sagte er.
    Wir gruben noch ein paar Schaufeln Erde aus; dann richtete
ich die Taschenlampe ins Grab und erblickte einen billigen Holzsarg mit dünner
Lasur. Was würden wir in dem Sarg finden?
    Josh kratzte die Erde vom Deckel, doch der Wasserpegel
stieg schnell, und das Loch verwandelte sich in einen sumpfigen Morast. »Es ist
besser, wenn wir nur den Deckel öffnen, anstatt den ganzen Sarg herauszuheben.
Normalerweise werden die Deckel mit Flügelschrauben verschraubt, aber ich hab
die Bohrmaschine dabei, falls Holzschrauben benutzt wurden.«
    »Das übernehme ich, Josh. Es war meine Idee.«
    »Hast du schon mal eine Bohrmaschine benutzt?«
    »Einmal, als ich im Badezimmer ein Regal angebracht habe«, gestand
ich.
    »Ich bin beeindruckt. Da ich aber schon mal hier unten bin,
kann ich diese ehrenvolle Aufgabe auch übernehmen.«
    Ich richtete den Strahl der Taschenlampe ins Grab, als Josh
die Messingflügelschrauben am Sargdeckel löste. Nach einer Weile erhob er sich.
»Ich glaube, ich habe alle Schrauben gelöst. Wir brauchen die Bohrmaschine
nicht. Der Deckel müsste sich jetzt öffnen lassen. Bist du bereit?«
    Mein Herz klopfte so ungestüm, dass mein Brustkorb schmerzte.
»Machst du Scherze? Natürlich nicht.«
    »Es geht los.« Josh grub mit den Stiefelspitzen etwa einen halben
Meter über dem Sarg zwei Löcher in die Seiten des Grabes. Dann stellte er die
Füße in die Löcher, stabilisierte sein Gleichgewicht, beugte sich hinunter und
versuchte, den Deckel mit der Schaufel aufzuhebeln. Zuerst bewegte der Deckel
sich nicht, doch nach mehreren Versuchen sprang er knarrend auf.
    »Ich hab’s geschafft.« Josh hebelte den Deckel auf, worauf
uns ein ekelhafter Gestank entgegenschlug. » Puh, das stinkt ja
entsetzlich.«
    Der Gestank verwesten Fleisches drang mir wie eine
Giftgaswolke in die Nase. Ich war schockiert, und mein erster Gedanke war: Also
liegt Gemals Leichnam doch im Sarg.
    Ich presste eine Hand auf den Mund und ließ die
Taschenlampe aufblitzen, als Josh den Deckel abhob, doch ich war so ängstlich,
dass ich nicht hinsehen konnte.
    » Mein Gott! Kate, richte das Licht ins Grab«,
forderte Josh mich auf.
    Ich zwang mich, den Lichtstrahl auf den Sarg zu richten,
und sah einen verwesten Leichnam, der nichts mit einem Menschen gemein hatte.
Es war irgendein Tier mit Hufen, dessen Körper mit verfilzter Wolle überzogen
war und dessen Kopf zwei gekrümmte Hörner aufwies. Entsetzt wich ich zurück. » Um
Himmels willen, was ist das? «
    »Ein Widder«, erwiderte Josh. »Mit durchgeschnittener Kehle.«
    Der Hals des Tieres war aufgeschlitzt, und das geronnene Blut
hatte auf dem Fell schmutzige rote Flecke hinterlassen. Ich war so verwirrt, so
schockiert, dass ich kein Wort herausbrachte. Josh ergriff meinen Arm.
    Sekunden später hörten wir beide einen Wagen und sahen zwei
Scheinwerfer auf der zum Friedhof führenden Straße.

141.
    »Wo ist Ihr Bruder?« Stone lief in der Küche auf
und ab, blieb stehen und heftete seinen durchdringenden Blick auf Coopers Schwester.
»Ich hab Sie was gefragt, Lady, und ich rate Ihnen, meine Frage zu beantworten.
Cooper hat mir gesagt, sein Sohn sei krank, und Sie würden hierher kommen, um
sich um den Jungen zu kümmern. Anschließend wollte er zur Arbeit fahren. Aber
bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht.«
    Marcie musterte Stone
herablassend. »Sie haben nicht das Recht, in Joshs Haus einzudringen …«
    »Ich habe alles Recht der Welt. Ich leite die Ermittlungen
in

Weitere Kostenlose Bücher