- Der Jünger des Teufels
einem wichtigen Mordfall. Ihr Bruder soll uns dabei helfen, und jetzt stellt
sich heraus, dass er unter mysteriösen Umständen vom Dienst fernbleibt.«
»Unter mysteriösen Umständen? Was soll das heißen?«
»Meine Männer haben das Haus beschattet. Cooper hat es
nicht verlassen. Falls doch, dann auf jeden Fall nicht durch den Vordereingang.
Und das bedeutet, dass er sich durch den Hinterausgang hinausgeschlichen haben
muss. Und dann wiederum stellt sich die Frage, warum er das getan hat? Oben bei
seinem Sohn ist er nicht, da haben wir bereits nachgesehen. Er ist im ganzen
Haus nicht zu finden. Wo steckt er, verdammte Scheiße?«
Marcie blieb
unnachgiebig. »Agent Stone, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine
ziemlich derbe Ausdrucksweise haben?«
Stone starrte Marcie aggressiv an. »Hören Sie, es geht hier um Coopers
unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst. Und das ist ein schweres Vergehen, das
eine Entlassung zur Folge haben kann. Beantworten Sie also meine Frage.«
»Oder Sie verpassen mir eine Ohrfeige?«, entgegnete Marcie trotzig.
»Nein, aber ich lasse Sie wegen Behinderung einer
Mordermittlung verhaften«, antwortete Stone.
Gus Norton kam in die Küche. »Das hier hab ich auf einem Stuhl
in einem der Schlafzimmer gefunden.« Er hielt eine Damenhose und ein graues Top
hoch.
Stone betrachtete die Kleidungsstücke und lächelte. »Na,
was haben wir denn da, Marcie? Wissen Sie, wem das gehört?«
»Joshs Ex-Frau.«
»Versuchen Sie wenigstens einmal, die Wahrheit zu
sagen.«
»Ich weiß nicht, was Sie …«
Gus Norton mischte sich ein. »Ich kenne die Sachen. Sie
gehören Kate Moran. Sie kennen sie, nicht wahr?«
Marcie errötete. »Nein,
ich …«
»Verarschen Sie uns nicht«, fuhr Stone sie an. »Diese
Kleidung beweist, dass Sie einer gesuchten Verbrecherin namens Katherine Moran
helfen und sie begünstigen. Entweder sagen Sie mir jetzt, was Sie wissen, oder
ich nehme Sie fest. Wer kümmert sich dann um den Sohn Ihres Bruders?«
Marcie biss sich
auf die Unterlippe. Eine Sekunde später wurde die in die Garage führende Tür
geöffnet, und einer der Agenten, der das Haus beschattet hatte, betrat mit
strahlender Miene die Küche. »Du errätst nie, was wir gefunden haben.«
»Spuck’s schon aus«, sagte Stone genervt.
»Einen blauen Landcruiser.«
142.
Ich sah, dass der Wagen vor dem Friedhofstor
hielt.
»Versteck die Geräte«, sagte ich zu Josh, der soeben aus
dem Grab kletterte. Wir hockten uns in die Dunkelheit und warfen alle Geräte
ins offene Grab neben uns. Ich hielt nur die Taschenlampe fest, schaltete sie
aber nicht ein, als wir durch die aufgeweichte Erde krochen und uns hinter zwei
Grabsteinen versteckten.
Wir sahen einen Mann aus einem dunklen Geländewagen steigen
und durch das Friedhofstor schreiten. Er hatte die Kapuze seines Parkas über
den Kopf gezogen und beleuchtete die Grabsteine mit einer starken Taschenlampe.
»Der Bursche könnte ein Sicherheitsbeamter sein, der seine Runde dreht«, flüsterte
Josh.
Davon war ich nicht überzeugt. »Bei dem Sauwetter?«
»Vielleicht hat er das Licht unserer Taschenlampe gesehen und
will nachschauen.«
»Mist!«
Der Mann schritt langsam an den Gräbern entlang und schaute
sich im Licht der Lampe um, während er in unsere Richtung kam. In wenigen
Minuten würde er uns erreicht haben.
»Ich klettere wieder in Gemals Grab. Komm mit. Wenn wir uns
mit der Plane zudecken, sind wir geschützt«, flüsterte Josh.
»Vergiss es. Da gehe ich nicht rein. Es war schon schlimm
genug, den Sarg auszugraben.« Ich fröstelte, als ich an den verwesten
Tierkadaver dachte. »Bei dem Gedanken läuft es mir kalt den Rücken runter.«
»Das ist der einzige Platz, an dem wir uns verstecken
können, Kate.«
Ich starrte auf Gemals Grab, in das von allen Seiten Wasser
rann. Josh achtete nicht auf meinen Protest, sondern ergriff meine Hand und zog
mich an den Rand des Grabes, ehe er die Plane von der neuen Grabstätte
herunterriss.
»Steig nach mir hinein«, sagte er und ließ sich ins
schlammige Grab gleiten. Er stellte die Füße auf die Seiten des Sarges, sodass
nur noch sein Oberkörper herausragte, und reichte mir die Hand. Die
Taschenlampe des nächtlichen Friedhofsbesuchers näherte sich unaufhörlich.
Dennoch blieb ich wie angewurzelt stehen – unfähig, einen Schritt zu gehen.
Mir war bewusst, was Josh von mir erwartete. Ich sollte
mich auf die von Maden zerfressenen Überreste eines Widders legen. Ich weiß
nicht, ob mir in
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