- Der Jünger des Teufels
wurde
und deshalb nicht erschien, machte mir Angst.
Nach weiteren zehn Minuten war noch immer nichts von ihm zu
sehen. Verzweifelt zog ich mein Handy aus der Tasche und schaltete es ein.
Sekunden später erschien ein stilisierter Briefumschlag auf dem Display. Frank
hatte eine Nachricht hinterlassen:
»Ich hoffe, du hörst deine Mailbox ab, Kate. Ich bin
sicher, dass ich beschattet werde, darum müssen wir unser Treffen verschieben.
Ruf mich an.«
Die Nachricht war vor neun Minuten gesendet worden. Voller
Angst wählte ich Franks Nummer. Er meldete sich nach dem ersten Klingeln. Seine
Stimme verriet Panik. »Bist du in der Nähe des Treffpunkts?«, fragte er.
»Ich sitze genau gegenüber im Auto«, erwiderte ich.
»Bleib, wo du bist. Warte dort, auch wenn es eine Weile dauert.
Und mach sofort dein Handy aus. Das Risiko ist zu groß, dass unsere Handys
geortet werden. Ich melde mich in zehn Minuten.«
Ich schaltete das Handy aus. Nach zehn Minuten bangen Wartens
war ich so ratlos und verzweifelt, dass ich das Gerät wieder einschaltete, um
festzustellen, ob Nachrichten eingegangen waren. In diesem Augenblick hörte ich
das Kreischen von Reifen und sah Franks blauen Camaro mit Vollgas um die Ecke
biegen. Er raste am Falgo’s vorbei, machte eine scharfe Rechtskurve und kam auf
den Parkplatz gejagt. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern hielt er geradewegs auf
mich zu.
Es sah aus, als würde er mit dem Camaro in den Volvo rasen.
Ich sprang aus dem Wagen, doch im letzten Augenblick bremste Frank den Camaro
durch ein gekonntes Schleudermanöver und lenkte den Wagen in eine dunkle
Parklücke zwischen zwei Fahrzeugen. Er stieg aus und kam zu mir gerannt. »Ich
werde verfolgt«, rief er, stieß mich in den Wagen und setzte sich neben mich. »Kopf
runter!«
Ich duckte mich, als ein dunkelblauer Pkw mit grellen Scheinwerfern
um die Ecke raste. Als das Heck ausbrach, lenkte der Fahrer gegen und fuhr noch
fünfzig Meter weiter, bis er das Tempo drosselte. Jetzt sah ich zwei Männer in
dem Wagen sitzen, deren Blicke über die Straße wanderten. Kurz darauf rasten
sie davon. Ich drehte mich zu Frank um, dessen Gesicht schweißüberströmt war. »Die
Scheißkerle haben mich verfolgt, seit ich zu Hause losgefahren bin. Stone will
dich um jeden Preis schnappen.«
»Sieht so aus.«
»Warte auf mich. Ich muss noch was aus dem Wagen holen. Bin
sofort wieder da.«
Frank lief zu seinem Camaro, nahm eine Sporttasche und eine
dicke Mappe heraus, schloss den Wagen ab und kam zu mir zurück gerannt. »Du
hattest Recht«, stieß er hervor. »Gemals Hinrichtung wurde auf Video
aufgezeichnet. Die Gerichtsmedizin in Richmond bat für Forschungszwecke um die
Genehmigung. Tate wusste nicht, wer genau den Antrag gestellt hatte. Aber es
muss entweder der Chef der Gerichtsmedizin oder jemand in hoher Position
gewesen sein.«
Ich runzelte die Stirn. »Meinst du, es könnte Brogan Lacy
gewesen sein? Warum sollte sie Gemals Hinrichtung auf Video aufgezeichnet
haben?«
»Keine Ahnung. Da müsstest du sie schon fragen.«
Ich nickte. »Das werde ich auch. Ich treffe mich heute
Abend um acht mit ihr. Ich hab sie vom Flughafen aus angerufen und ihr gesagt,
dass ich mit ihr über Gemals Obduktion sprechen möchte. Sie muss heute länger
arbeiten und hat dem Treffen zugestimmt. Fahren wir hin.«
»Okay. Übrigens hab ich noch ein paar Recherchen auf eigene
Faust durchgeführt«, sagte Frank.
»Und.«
»Immer hübsch der Reihe nach. Du zuerst«, sagte Frank. Er steckte
die Mappe in seine Jacke und legte die Reisetasche auf die Rückbank.
Es hatte zu regnen aufgehört, als der grüne
Nissan-Mietwagen um die Ecke bog. Der Fahrer hielt am Bordstein, ließ den Motor
laufen und spähte durch die nasse Windschutzscheibe. Er war dem Camaro von
Frank Moran in sicherer Entfernung gefolgt, doch jetzt war der Wagen
verschwunden.
Er fluchte laut, als er den Blick über die Straße schweifen
ließ. Keine roten Rücklichter in Sicht. Der verdammte Camaro war wie vom
Erdboden verschluckt.
Sein Blick fiel auf das Neonschild des Restaurants, Falgo’s, das in der Dunkelheit blinkte; dann schaute er zum Parkplatz auf der anderen
Straßenseite, auf dem ein Dutzend Wagen standen.
Was war das?
Hinter der Windschutzscheibe eines silbernen Volvos, über dem
Beifahrersitz, tauchte der Kopf eines Mannes auf; dann erschien der Kopf einer
Frau auf der Fahrerseite. Es war zu dunkel, um die beiden Personen erkennen zu
können. Plötzlich sprang der Mann aus dem Volvo
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