- Der Jünger des Teufels
den Sarg und zog die Plane darüber. »Du kannst mich am Büro absetzen und
dann den Wagen nehmen.«
»Josh, du hast schon so viel für mich getan …«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn du mit dem Bus fahren willst,
okay, aber du kannst gern den Wagen haben. Nach dieser Entdeckung heute Nacht
hast du mich überzeugt, dass hier etwas oberfaul ist.«
»Wie überzeugen wir Stone?«, fragte ich, denn trotz des Beweises,
den wir gefunden hatten, würde uns ein harter Kampf bevorstehen.
Josh ergriff eine Schaufel und schüttelte den Kopf. »Wenn
das keine Zweifel bei ihm weckt, weiß ich auch nicht, was ihn überzeugen würde.«
143.
Washington,
D. C.
Fünfzig Minuten später hielten wir vor der
FBI-Nebenstelle am Judiciary Square. »Willst du wirklich nicht versuchen, Stone
selbst zu überzeugen?«, fragte Josh, als er die Tür öffnete.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er so
schnell aufgibt, aber ich wünsche dir viel Glück.«
Josh beugte sich zu mir herüber und küsste mich auf die Wange,
ehe er ausstieg und in den Regen trat. »Ich werde mein Bestes geben. Wir
bleiben in Verbindung, okay?«
»Versprochen.« Ich wartete, bis er die Eingangstür erreicht
hatte, ehe ich den Wagen startete und weiterfuhr. Nachdem ich etwa hundert
Meter gefahren war, fiel mir ein, dass ich mein Handy auf Nachrichten
überprüfen musste. Ich hielt am Bordstein und schaltete das Handy ein. Nach ein
paar Minuten piepte es mehrmals. Die Mailbox zeigte acht Anrufe an. Ich wählte
die entsprechende Nummer, um sie abzuhören.
Drei Mal hatte Paul von seinem Handy angerufen, hatte
jedoch aufgelegt, ohne Nachrichten zu hinterlassen. Frank hatte in den letzten
vier Stunden fünf Mal angerufen. Er bat mich um dringenden Rückruf, und jedes
Mal wirkte er besorgter. Die letzte Nachricht hatte er vor zwanzig Minuten
hinterlassen. Ich schaltete das Handy aus und ließ den Motor an. Nachdem ich
eine knappe Meile Richtung Süden gefahren war, hielt ich an einer Tankstelle
mit Blick auf den Potomac. Ich stieg aus, eilte durch den Regen zu einem
überdachten öffentlichen Telefon und wählte Franks Handynummer. Er meldete sich
nach dem zweiten Klingeln.
»Frank, ich bin’s.«
» Kate? « , rief er, und seine Stimme verriet,
dass er ungeduldig auf meinen Anruf gewartet hatte. »Ich versuche seit Stunden,
dich auf dem Handy zu erreichen. Wo steckst du?«
»Ich habe gerade deine Nachrichten bekommen. Hör zu, Frank
…«
»Nein, hör du mir zu. Ich habe mit Diaz gesprochen. Er hat mir
gesagt, dass Lou Raines erschossen wurde. Von ihm weiß ich auch, dass Stone dich
für die Täterin hält. Er ist auf der Jagd nach dir, und er hat sogar Beweise.«
»Ich habe Lou nicht getötet …«
»Das würde ich auch niemals glauben, Schwesterchen«,
versicherte Frank mir. »Wie wär’s, wenn du mir mal erklären würdest, was
eigentlich los ist?«
»Es hat eine sensationelle Entwicklung gegeben, Frank. Ich kann
am Telefon nicht darüber reden. Wir müssen uns an einem sicheren Ort treffen. Stone
wird vermuten, dass ich Kontakt zu dir aufnehme, und deshalb deine Beschattung
oder das Abhören deines Telefons anordnen.«
Frank schwieg einen kurzen Augenblick. »Wo sollen wir uns treffen?«
»Was hältst du von deinem Lieblingsrestaurant?«
Er wusste, welches ich meinte: das Cajun-Restaurant Falgo’s in einer Nebenstraße der Constitution Avenue. »Gut. Sagen wir, in einer
Stunde«, erwiderte Frank.
»Falls du das Gefühl haben solltest, verfolgt zu werden,
blasen wir das Treffen ab, und du schickst mir eine Nachricht per Handy. Ich
ruf dich wieder an.«
»Okay. Übrigens, du bist nicht die Einzige mit
sensationellen Neuigkeiten«, sagte Frank.
»Wer denn noch?«
»Ich habe etwas Unglaubliches herausgefunden. Es wird dich umhauen.«
144.
Washington,
D. C.
Ich fuhr zum Falgo’s. Nachdem ich den Volvo auf dem Parkplatz gegenüber
abgestellt hatte, ging ich zum Eingang und warf einen
Blick durchs Fenster. Mit den gelben Tischleuchten und den zahlreichen
plaudernden Gästen sah das Restaurant gemütlich und einladend aus. Es regnete
nicht mehr, aber es war bitterkalt.
Im ersten Moment war ich versucht, das Restaurant sofort zu
betreten und mir einen heißen Kaffee zu bestellen, änderte dann aber meine
Meinung. Ich ging wieder zurück, setzte mich in den Volvo und wartete eine
Viertelstunde. Inzwischen hätte Frank schon seit fünf Minuten am Treffpunkt
sein müssen, und mir wurde immer mulmiger. Der Gedanke, dass Frank beschattet
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