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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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in meinem Leben noch
immer präsent. Würde das niemals enden?
    Als ich Clays Hand auf meiner spürte, hob ich den Kopf.
    »Offenbar hat Gemal Sie bis aufs Blut gehasst, Miss Moran«,
sagte er. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie beunruhigt habe, aber ich dachte, Sie
würden es wissen wollen.« Er zögerte, ehe er fortfuhr. »Ich war der Meinung,
dass die Ereignisse jener Nacht Ihnen schon genug zugesetzt hatten, daher
wollte ich Sie nicht am Abend der Hinrichtung damit behelligen. Als ich ein
paar Tage nach der Exekution in Ihrem Büro anrief, wurde mir gesagt, Sie hätten
Urlaub.«
    »Ja, ich hatte ein paar Tage frei.«
    »Für mich hörten sich Gemals Worte recht bedeutsam an, Miss
Moran. Mich würde interessieren, was er gemeint hat. Wissen Sie es?«
    Ich überlegte kurz, ob ich dem Gefängnisdirektor von Gemals
Drohung mir gegenüber erzählen sollte, hielt es dann aber für besser, zu
schweigen. »Nein, aber ich gehe davon aus, dass es sich bloß um das Geschwafel
eines verzweifelten Verrückten handelt.«
    Clay runzelte die Stirn. Im ersten Augenblick glaubte ich,
er würde mir weitere Fragen stellen, doch dann zog er seine Brieftasche heraus,
um zu bezahlen. »Wir sollten uns nun verabschieden, Miss Moran. Ich möchte mein
Spiel nicht versäumen und Sie nicht länger aufhalten.«
    »Woher wussten Sie, wo ich wohne?«, fragte ich.
    Clay schaute auf meinen Verlobungsring, ehe er antwortete.
    »Es überrascht Sie vielleicht, dass ich David Bryce’ Eltern
kannte. Bevor sie verstarben und das Anwesen verfiel, habe ich oft auf Manor
Brook mit ihnen Bridge gespielt, aber das ist lange her. Damals war es noch ein
wunderschönes altes Haus. Leider sind mit Manor Brook so viele Tragödien
verbunden, dass ich mich manchmal frage, ob der Ort verflucht ist.«
    »Wie bitte?«
    »Zuerst wurden David und Megan ermordet, und dann starb Davids
Bruder Patrick.« Clay senkte die Stimme. »Ein paar Jahre vor seinem Tod wurde
Patrick wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt. Wussten Sie das?«
    »Ja.«
    »Mein Sohn und Patrick haben zusammen an der Virginia State
University studiert. Was für ein Jammer, dass sein Leben ein so schreckliches
Ende nahm.«
    Ich hatte Davids älteren Bruder Patrick nur einmal
getroffen. Er war ein ausgezeichneter Student, der als Erwachsener unter starken
Depressionen litt. Die Brüder standen sich sehr nahe. David hatte Patrick oft
im Bellevue besucht, wo er als Langzeitpatient in der Psychiatrie untergebracht
war. Sechs Monate nach Davids und Megans Tod bekam Patrick so starke
Depressionen, dass er das Bellevue verließ, zum Potomac hinunterlief und sich ertränkte.
Sein Leichnam wurde von der starken Strömung ins Meer gerissen. Ich hatte
Patrick nur flüchtig gekannt, und die Tragödie seines Selbstmordes berührte
mich in meiner Trauer kaum. Nach dem Verlust von David und Megan war ich so
unglücklich, dass ich es Lou und Stone überließ, ihm die Nachricht vom Tod
seines Bruders und seiner Nichte zu überbringen. »David hat mir von der Anklage
seines Bruders wegen der versuchten Vergewaltigung erzählt«, sagte ich. »Ich
dachte, außerhalb der Familie hätte niemand davon gewusst. Sie müssen der
Familie sehr nahe gestanden haben, dass Sie darüber informiert sind, Mr Clay.«
    Clay räusperte sich. »Ziemlich nahe.«
    »Noch eine Frage. Hat Gemal sonst noch etwas gesagt?«
    »Nein.« Clay presste die Lippen aufeinander. Mit einem Mal schien
er sich unbehaglich zu fühlen. Bildete ich es mir nur ein, oder wich er meinem
Blick aus? Warum hatte ich das Gefühl, dass er mir nicht alles gesagt hatte?
    Er vermied es tatsächlich, mich anzusehen. Stattdessen warf
er einen Blick auf die Uhr und nahm dann seinen Mantel und seinen Hut. »Ich
muss jetzt los, Miss Moran.«
    »Ich wollte Sie noch fragen, woher Sie meine Telefonnummer
haben.«
    Eine Sekunde schien es fast, als hätte ich Clay mit meiner Frage
in Verlegenheit gebracht; dann aber sagte er ruhig: »Haben Sie Ihre
Telefonnummer nicht an der Zentrale in Greensville hinterlassen?«
    Hatte ich das? Es könnte
sein, doch ich erinnerte mich nicht.
    »Vermutlich.«
    Clay stand auf und zog seinen Mantel an. »Ich will Ihnen nicht
zu nahe treten, Miss Moran, aber Sie sehen erschöpft aus. Sie sollten sich mal
richtig ausschlafen.«
    »Ich bin schon den ganzen Tag auf den Beinen. Wir ermitteln
in einem Fall.«
    Clay setzte seine Kappe auf. »Ach? Ein interessanter Fall?«
    Ich schüttelte den Kopf, ohne zu sagen, was ich dachte: Sie
haben ja keine Ahnung,

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