- Der Jünger des Teufels
erschüttert. Jetzt war so ein Augenblick.
Stones makabre Drohung machte es noch schlimmer. Ich werde
alles daransetzen, um Sie wegen zweier Morde dranzukriegen.
Stone konnte mich nicht ausstehen. Er könnte mir gefährlich
werden, denn er glaubte tatsächlich, dass ich den Doppelmord begangen
hatte. Ich hatte die Kollegen im Büro über die Gründe seines Verdachts tuscheln
hören: David hatte mir in seinem Testament Manor Brook und eine große Geldsumme
hinterlassen. Außerdem gab es bei den Morden an David und Megan – anders als
bei den anderen Morden Gemals – winzige Widersprüche. Am Mordtag hatte ich für
drei Stunden kein Alibi, weil ich nach meinem Beinahe-Unfall am Straßenrand
geschlafen hatte. Außerdem hatte ich mich an dem Wochenende, bevor die Morde verübt
wurden, in der Öffentlichkeit mit David gestritten.
Und es gab noch einen anderen Grund.
Stone hatte gehört, dass ich gedroht hatte, David
umzubringen.
30.
Es war das Wochenende vor der Ermordung Davids
und Megans. David und ich hatten unsere Hochzeit bis ins kleinste Detail
geplant. Wir wollten in der Kirche im Ort heiraten und anschließend mit ein
paar engen Freunden im Blue Peppercorn feiern, einem unserer
Lieblingsrestaurants. Es war nicht besonders exklusiv, doch die Steaks und
Fischgerichte waren vorzüglich.
Die Hektik in den Wochen vor der Hochzeit barg zahlreiche Gefahren:
Wir verloren beide schnell die Geduld, und unsere Nerven lagen blank. Es gab
noch tausend Dinge zu regeln, und wie meine Mutter zu sagen pflegte: »Es gibt
Menschen, die bringen sich vor der Hochzeit fast um.« Tatsächlich kann diese schöne
Zeit der Vorfreude sich in einen Albtraum verwandeln.
Und genau das geschah an jenem Wochenende.
Nachdem fünf anstrengende Tage hinter mir lagen, wobei ich unzählige
Dinge erledigt und einen Probelauf durch die Kirche organisiert hatte, machte
David mit ein paar Freunden einen Trip nach New York, um seinen
Junggesellenabschied zu feiern. Es störte mich nicht im Geringsten. Ich freute
mich, dass er mit Freunden eine Sause machte, und ich vertraute ihm. Ein paar seiner
Kumpels wollten einen Lap-Dance-Club in New York besuchen, und auch das war für
mich kein Problem. Es störte mich allenfalls ein bisschen, dass David am
Montagmorgen nicht von der Reise zurückkehrte. Ich war zum Flughafen gefahren,
um ihn abzuholen, doch er kam nicht. Ganz gegen seine Gewohnheit hatte er am
Abend zuvor ein paar Gläser zu viel getrunken, aber es war halt sein
Junggesellenabschied und deshalb entschuldbar. Später bildete sich Nebel über
La Guardia, und die Truppe musste den Flug auf den Abend verschieben.
Inzwischen schlug ich mich allein mit Floristen, dem Pastor
und einer launischen Sopranistin herum, die sich trotz einer Gage von
fünfhundert Dollar furchtbar über die Lieder aufregte, die sie bei unserer
Hochzeit singen sollte, da sie nicht ihr »Stil« seien. Der Restaurantmanager,
ein schwuler Perfektionist, wollte das Menu bis ins letzte Detail mit mir durchsprechen,
was im Grunde ein netter Zug von ihm war. Und die arme Megan bekam ihre erste
Periode.
Ich lief den ganzen Montagmorgen wie ein aufgescheuchtes Huhn
durch die Gegend, und als ich am Nachmittag ins Büro fuhr, rief David mich an,
um mir zu sagen, dass er erst spät abends einen Flug bekam. Er entschuldigte
sich und bat mich, die Stellung zu halten.
»Hattest du schöne Tage, mein Schatz?«, stichelte ich.
»Muss ich dir alles erzählen?«, fragte er lachend.
»Du könntest mir etwas über die Stripperinnen erzählen.«
»Die Blonde oder die Brünette?«
Das wurmte mich ein bisschen. »Beide. Sag jetzt nicht, dass
auf jedem Knie eine saß.«
David kicherte. »Ehrlich gesagt, eine nach der anderen, und
die Brünette hat mir wirklich gut gefallen.«
Natürlich machte er nur Spaß. Ich vertraute ihm blind,
erwiderte jedoch mit todernster Stimme: »Wenn du mit ihr geschlafen hast, bring
ich dich um!«
David lachte. »Du kennst mich doch. Es war alles ein ganz harmloses
Vergnügen. Ich muss jetzt Schluss machen. Sieht so aus, als würden wir
vielleicht doch noch einen früheren Flug bekommen. Mach’s gut. Bis bald, mein
Schatz.«
Ehe ich etwas erwidern konnte, hatte David aufgelegt. Ich hob
den Blick und sah Vance Stone in der Tür stehen. Er hatte einen dicken Bericht
in der Hand und lächelte verkrampft. »Wen wollen Sie umbringen, Moran?«
Ich lächelte ihn ebenfalls verkrampft an. »Das war nur ein Scherz.
Ich habe mit meinem Verlobten telefoniert. Ist
Weitere Kostenlose Bücher