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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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aus. “Im Ernst?”
    “Nonnen lügen nicht”, wies sie Mutter Mary T. zurecht.
    January grinste. “Ist das eine Tatsache oder eine Regel?”
    “Das ist Gottes Gesetz. Also, was machen wir jetzt damit?”
    “Ich nehme mal an, Sie haben kein Foto, das Sie mir zeigen können?”
    “Tut mir leid”, erwiderte Mutter Mary T. “Aber ich habe ein sehr gutes Gedächtnis. Bringen Sie mir einen von diesen Polizeizeichnern, dann haben Sie Ihr Bild. Ich kann nicht versprechen, dass es tatsächlich der Mann ist, den Sie meinen, aber wenn Sie ihn finden können, wissen Sie es zumindest.”
    “Ja, natürlich! Mutter Mary T., Sie sind einfach sagenhaft!”
    Die Nonne grinste. “Na ja, nicht direkt sagenhaft. Ich glaube, Nonnen können nicht sagenhaft sein, aber scharfsinnig und mit Köpfchen würde ich durchgehen lassen. Genau, scharfsinnig und mit Köpfchen. Das klingt richtig.”
    January lachte. “Haben Sie eine Zeit, die für Sie besonders günstig ist?”
    “Kommen Sie, bevor ich zum Gottesdienst gehe.”
    “Und das wäre?”
    “Vier Uhr.”
    “Wir können es auch morgen machen, wenn Ihnen das besser passt”, schlug January vor.
    “Heute ist gut. Vor vier. Kommen Sie.”
    “Ja, Ma'am”, murmelte January, während sie in ihrem Verzeichnis nach Bens Nummer im Revier suchte.
    Dann hörte sie, wie die Verbindung unterbrochen wurde. Sie legte auf, um ein Freizeichen zu bekommen und nahm den Hörer erneut, um Ben anzurufen.
    Ben ignorierte das bedeutungsschwangere Schweigen und die bösen Blicke von Rick Meeks. Für Gefühlsausbrüche hatte er weder Zeit, noch beabsichtigte er, sie zu unterstützen. Deshalb griff er sofort zum Telefon, als es klingelte – erleichtert über die Unterbrechung.
    “North.”
    “Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.”
    Er erkannte Januarys Stimme sofort.
    “Dir auch einen schönen guten Tag”, sagte er.
    Sie lachte. “Tut mir leid, hallo Ben.”
    “Das hört sich schon besser an. Was für einen Gefallen?”
    “Ich möchte mir den Polizeizeichner von eurem Revier ausleihen.”
    “Darf ich fragen, warum?”
    “Vielleicht ist es Fehlalarm. Vielleicht auch nicht. Aber ich habe eine Zeugin, die glaubt, den Sünder gesehen zu haben.”
    Ben hörte aufmerksam zu. “Der Mann, von dem du glaubst, dass er Scofield umgebracht hat?”
    “Ja.”
    Rick Meeks hatte dem Gespräch gelauscht. Als er hörte, wie Ben den Namen Scofield nannte, gab er es auf, so zu tun, als würde er arbeiten, und lehnte sich gespannt vor.
    “Und der Zeichner soll den Mann skizzieren, den sie gesehen hat?”
    “So hatten wir uns das gedacht.”
    “Ich werde das mit dem Captain besprechen.”
    January zögerte. “Aber versprich mir, dass du ihm klarmachst, wie unsicher diese Sache ist. Dass es sich lediglich um eine Spur handelt. Und sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich der Straßenprediger ist, nach dem ich suche, und ihr findet ihn und bringt ihn zum Verhör ins Revier, will ich ihn immer noch interviewen.”
    “Das werde ich dem Captain sagen.”
    January runzelte die Stirn. “Wenn du schon dabei bist, dann kannst du ihn auch daran erinnern, dass ich diejenige bin, die euch hilft. Captain Wer-auch-immer hat nicht das Recht, die Geschichte zu verbreiten.”
    “Borger, sein Name ist Borger. Und doch, er hat das Recht zu sagen, was passiert ist.”
    “Warum?”
    Ben seufzte. Er hatte den Ärger in ihrer Stimme gehört, aber er konnte nichts daran ändern. Das hätte er auch nicht getan, wenn es ihm möglich gewesen wäre.
    “Weil wir nicht mehr nach einem Typ suchen, über den du eine Story machen willst. Wir suchen nach einem Mörder.”
    “Ich weiß, aber …”
    “Kein Aber. Wir bemühen uns, einen Mord aufzuklären. Es ist unser Zeichner. Unsere Bedingungen.”
    “Na gut.”
    “Wann wolltest du ihn haben?”
    “Jetzt sofort.”
    “Ich weiß nicht, ob ich das arrangieren kann.”
    “Versuch es”, erwiderte January. “Es ist meine Zeugin. Meine Bedingung.”
    “Ich rufe dich in fünf Minuten zurück.”
    “Ich bin im Sender. Ruf mich hier an.”
    Sie legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte. Ben warf den Hörer zurück auf die Halterung und machte sich auf den Weg zum Büro des Captains. Zu seinem Ärger folgte ihm Meeks auf dem Fuße.
    An der Tür zögerte Ben einen Moment, bevor er anklopfte, und warf Rick einen strengen Blick zu. “Was zum Teufel ist das jetzt für ein Spiel?”
    “Du musst dich wieder beruhigen”, sagte Rick. “Ich hatte nicht die Absicht, dich

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