Der Jünger
zurück und starrte auf das gerahmte Bild an der Wand gegenüber vom Schreibtisch. “So”, sagte sie.
Alle blickten hoch und folgten ihrem Blick.
January runzelte die Stirn. “Er sah aus wie Jesus Christus?”
Mutter Mary T. nickte. “Ich bin bloß nicht auf die Idee gekommen, bis ich zusah, wie Mr. Mitchells Zeichnung entstand. Er hat sich sogar ähnlich gekleidet, etwa wie ein Beduine aus der Sahara.”
Rick Meeks schnaubte verächtlich. “Sie schlagen also vor, dass wir nach Jesus Christus suchen?”, sagte er.
Ben sah ihn ärgerlich an.
Rick zuckte mit den Schultern. “Was denn?”
Ben wandte sich an die Nonne. “Gab es irgendwelche besonderen Merkmale, die Sie vielleicht vergessen haben? Vielleicht ein Tattoo … oder eine Narbe irgendwo?”
“Nichts, was ich sehen konnte, bei all den Sachen, die er anhatte. Er hätte von Kopf bis Fuß tätowiert sein können, ohne dass es mir aufgefallen wäre.”
Brady vervollständigte seine Skizze mit ein paar Strichen, dann hielt er sie hoch. “Sieht er so aus, wie Sie ihn in Erinnerung haben?”, fragte er.
January schnappte nach Luft.
“Was ist los?”, wollte Ben wissen.
“Ich habe den Mann gesehen.”
“Wo?”
Im Park, wo ich jogge. Und im Rotlichtviertel.
Doch sie sagte es vorsichtshalber nicht. “Ich kann mich nicht erinnern, aber ich weiß, ich habe ihn schon mal gesehen.”
“Moment mal”, sagte Rick und lehnte sich vor, um besser sehen zu können. Er betrachtete die Zeichnung eingehend, dann, wie January, schien er sich zu erinnern.
“He! Ich glaube, ich habe diesen Typ auch schon mal gesehen!”
“Du machst Witze, oder?”, fragte Ben.
Rick runzelte die Stirn. “Nein, ich meine es ernst. Ich habe das Gesicht schon mal gesehen. Vielleicht im Fernsehen.”
January trat zurück, um sich das Bild aus einer anderen Perspektive anzusehen. “Das ist mein Milieu”, sagte sie. “Aber ich bin fast sicher, dass ich ihn nicht aus dem Fernsehen kenne.”
“Wenn es nichts weiter gibt”, meldete sich Mutter Mary T., “ich muss wieder ins Kloster zurück.”
“Soll ich Sie fahren?”, bot ihr January an.
“Nein, ich habe den Lieferwagen.”
“Danke für Ihre Hilfe”, sagte Ben.
“Nichts zu danken. Ich hoffe, Sie können was damit anfangen.” Sie strich sich ihre Robe glatt, tippte auf das Kruzifix, das zwischen ihren Brüsten hing, und holte einen Schlüsselbund aus der Schreibtischschublade.
“Nach Ihnen”, sagte sie und wartete, bis alle nacheinander aus ihrem Büro gegangen waren, um die Tür hinter ihnen abzuschließen. “January, meine Liebe, melden Sie sich wieder bei mir.” Sie winkte zum Abschied und eilte davon.
“Und jetzt?”, sagte January.
Ben hatte die Zeichnung. Rick und Brady hatten das Gebäude bereits verlassen und gingen auf das Auto zu. Er überlegte, was er noch sagen konnte, um den Moment mit ihr noch ein bisschen in die Länge zu ziehen. “Ich bringe das zu Captain Borger und versuche, da anzusetzen.”
“Du hältst mich auf dem Laufenden, ja?”, fragte sie.
“Ja.”
January kramte in ihrer Tasche nach den Schlüsseln. Sie wollte das Gespräch noch nicht beenden, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Dann fiel ihr etwas ein. “Du kannst also nicht tanzen, nein?”
Ben grinste schief. “Kein bisschen.”
“Ich denke, wenn du nicht zu beschäftigt bist, könntest du vielleicht einen Abend vor Samstag zu mir kommen, damit wir ein bisschen üben.”
“Tanzen?”
Sein zweideutiger Blick machte sie verlegen. “Ja, tanzen. Ich glaube nicht, dass du sonst noch was üben müsstest.”
Diesmal sah er sie verblüfft an. Ihre Augen blitzten und sie musste ein Lächeln unterdrücken.
“Wenn wir hier nicht vor Gott und all den anderen stünden, würde ich dir dein anzügliches Grinsen aus dem Gesicht küssen”, sagte er.
“Ich grinse nicht anzüglich”, entgegnete sie und lachte.
“Ich rufe dich an”, versprach er.
“Morgen Abend?”
“Ja, morgen Abend.”
“Du könntest zum Dinner kommen.”
“Willst du kochen?”
January rümpfte die Nase. “Du kannst nicht tanzen. Ich kann nicht kochen. Aber wird
werden
etwas essen, und wir
werden
tanzen.”
“Abgemacht.” Er hielt ihr seine Hand hin.
January griff danach und erschauerte leicht, sobald er die Finger leicht um ihre schloss. Sie hielt den Atem an, als er mit dem Daumen langsam über ihren Handrücken strich. Das war der verführerischste Händedruck, den sie jemals mit jemandem ausgetauscht hatte. Etwas verlegen
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