Der Jünger
oder nicht, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis, aber ich könnte schwören, dass dieser Mann auf Ihrer Zeichnung derjenige ist, der sich 'der Sünder' nennt, und dass er noch lange nicht fertig ist mit seinen üblen Machenschaften in dieser Stadt.”
“Himmel Herrgott”, stöhnte Borger.
“Genau”, entgegnete January.
“Ich will, dass dieser Mann schnellstens gefunden wird”, verlangte Borger.
“Die Zeichnung ist draußen”, erwiderte Ben. “Wir tun bereits alles, was wir können.”
“Vielleicht. Vielleicht auch nicht”, wandte January ein. “Ich mache mir schon viel länger Gedanken über diese Geschichte als Sie, und ich habe mich gefragt …”
“Spucken Sie's aus!”, unterbrach sie Borger.
“Lassen Sie Ihren Zeichner noch mal kommen, versuchen Sie ein Porträt anders herum … Ich meine, eins ohne den Bart und die langen Haare, in normaler Kleidung. Jemand könnte ihn rasiert und ohne diesen Aufzug vielleicht erkennen.”
Borger wedelte mit der Hand.
Rick Meeks stürzte sofort aus dem Büro, um Brady Mitchell zu holen.
Ben lehnte sich gegen den Türrahmen, die Arme verschränkt, und musterte January. Er wusste nicht so recht, wie er die Erkenntnis einordnen sollte, dass sie ihm das Zusammentreffen mit diesem Mann verschwiegen hatte. Unwillkürlich musste er sich fragen, was sie sonst noch verschwieg.
Borger warf January einen respektvollen Blick zu. “Sie sind ein guter Detective, Ms. DeLena. Wenn Sie jemals beschließen sollten, Ihren jetzigen Beruf aufzugeben, könnten Sie sich überlegen, ob Sie bei der Mordkommission anfangen wollen.”
“Danke, nein”, entgegnete January. “Zu viele Regeln, die man einhalten muss.”
Borger grinste. “Wie ich das sehe, sind Sie ja ganz gut darin, sie zu umgehen.”
“Ich mache nur meinen Job.”
“Captain, ich denke, wir sollten Ms. DeLena bewachen lassen, bis dieser Mann festgenommen wurde”, mischte sich Ben ein. “Wenn er ihr auflauert …”
January drehte sich zu Ben um und warf ihm einen flehenden, um Verständnis bittenden Blick zu. “Ich komme schon klar. Wenn ihr meine Bewegungsfreiheit einschränkt, kann ich nicht arbeiten.”
Nun verstand er, warum sie ihm nichts davon gesagt hatte. Und er erinnerte sich, dass sie ihn danach gefragt hatte, ob sie auch in den Parks nach dem Sünder suchen würden. Sie hatte ihm so viel eröffnet, wie sie konnte, ohne sich dafür einschränken zu lassen. Er sollte eigentlich wütend auf sie sein, aber irgendwie verstand er sie. Wahrscheinlich hätte er unter diesen Umständen das Gleiche getan.
Borger runzelte die Stirn. Er verstand Bens Standpunkt, aber sie hatten nicht genug Beamte, um eine Fernsehreporterin durch die ganze Stadt zu verfolgen.
“Warten wir ab, wie weit wir mit der anderen Version der Zeichnung kommen. Und – um Himmels willen – irgendjemand muss der Familie Lazarus erklären, dass wir den armen Walter noch mal beerdigen müssen, bevor sie es aus den Nachrichten erfährt.”
Ben stöhnte. “Verdammt, Captain, Sie wissen genau, wie ich es hasse, den Angehörigen schlechte Nachrichten zu bringen.”
“Na ja, es ist ja nicht so, dass sie meinen, er sei noch am Leben”, argumentierte Borger.
“Ich komme mit … Wenn du möchtest”, bot ihm January sofort an.
Sowohl Ben als auch der Captain riefen gleichzeitig: “Nein!”
January grinste. “Man kann mir wenigstens nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht habe.”
“Vielleicht in diesem Fall nicht”, entgegnete Borger. “Aber Sie kriegen Ärger mit mir, wenn ich davon etwas in den Nachrichten sehe, bevor ich den Startschuss gegeben habe.”
“Oh, Sie können ganz sicher sein, dass es in den Nachrichten kommt, allerdings nicht von mir und auch nicht mit den Einzelheiten, die ich Ihnen gerade geschildert habe. Wenn jemand einen Toten ausgräbt und ihn wieder unter die Lebenden mischt, dann wird das auf jeden Fall die Runde machen.”
Um seinen Thaddäus zu finden, musste Jay das Telefonbuch zu Hilfe nehmen. Dieser Name war so ungewöhnlich, dass man ihm nicht zufällig über den Weg laufen konnte. Aber ein Thaddäus fehlte ihm noch, um den Kreis seiner Jünger zu vervollständigen.
Thad Ormin lieferte für einen Händler Blumen aus. Es war ein Einfaches für Jay gewesen, den Floristen anzurufen und sich Lilien schicken zu lassen. Ärgerlich war, dass er in den Laden gehen musste, um die Bestellung aufzugeben, aber ohne eine Kreditkarte musste er bar bezahlen, und ohne Vorkasse wurde nicht
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