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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Brötchen besser als jeder andere, den er kannte, und liebte das Leben. Ihm hatte sie das ebenfalls beigebracht. Jetzt dachte er kaum noch daran, irgendwann einmal berühmt zu werden. Und sollte es doch einmal passieren, dann hakte er diesen Gedanken zusammen mit der Frustration seines vergangenen Lebens ab und konzentrierte sich darauf, die Gegenwart zu genießen. Carpe diem!
    Die Lilien waren seine letzte Lieferung an diesem Tag, allerdings lag die Lieferadresse in einem Stadtteil, den er kaum kannte. Er war mehrere Male um den gleichen Häuserblock gefahren, bevor ihm dämmerte, dass es sich bei der Lieferadresse um ein unbebautes Grundstück in einem äußerst unangenehmen Viertel handelte.
    Wütend auf die Verkäuferin, die ihm die falsche Adresse aufgeschrieben hatte, fuhr er an den Straßenrand und rief im Laden an.
    “Grammy's Garden”, meldete sich die Angestellte.
    “Delores, hier ist Thad. Du musst mal die Adresse für die Bestellung der Lilien überprüfen.”
    Sie tat es und las die Adresse, die an der Bestellung klebte, vor.
    “Verflucht, das steht hier auch, aber es kann nicht stimmen. Hier gibt es kein Haus. Hast du den Namen von dem Kunden auf dem Zettel?”
    “Nein. Hier steht, dass er bar bezahlt hat.”
    “Na super. Ich komme jetzt zurück. Wir stellen die Lilien über Nacht in den Kühler. Vielleicht ruft der Typ morgen noch mal an und fragt, warum seine Blumen nicht geliefert wurden, dann lassen wir uns die richtige Adresse geben. Okay?”
    “Klingt vernünftig.”
    Thad schaltete sein Handy aus, warf es auf den Beifahrersitz und lenkte den Lieferwagen aus der Parklücke. Er war bereits auf halbem Weg zurück zum Blumenladen, als Jay am verabredeten Punkt ankam. Er wusste, dass er zu spät dran war, aber er wartete trotzdem, weil er sich seinen Fehlschlag nicht eingestehen wollte.
    Schließlich beschloss er aufzubrechen, weil sein Magen knurrte. Das erinnerte ihn daran, dass weder er noch seine Männer im Lagerhaus an diesem Tag etwas zu essen bekommen hatten. Deprimiert über das Scheitern seines Plans fuhr er los.
    Zehn Minuten von dem unbebauten Grundstück entfernt fuhr Jay auf den Lieferwagen des Floristen zu, der am Straßenrand parkte. Die Kühlerhaube war hochgeklappt und der Fahrer stand vor dem Auto über den Motor gebeugt.
    Jays Herz setzte einen Schlag aus. Gott war noch an seiner Seite. Was für eine Erklärung konnte es sonst geben?
    Er schaltete den rechten Blinker ein, schlängelte sich durch den Verkehr und hielt vor dem Lieferwagen am Straßenrand. Er strich sich den Bart glatt und steckte eine lose Haarsträhne zurück in seinen Pferdeschwanz. Auf der Vorderseite seines Hemds befanden sich Essensflecke und am rechten Knie hatte die Hose einen kleinen Riss. Er wusste, dass er genauso angeschlagen aussah, wie er sich fühlte, aber das war egal. Dies war das Werk des Herrn. Es sollte so sein.
    “Hallo, Mister, brauchen Sie Hilfe?”, fragte er, nachdem er ausgestiegen war.
    Thad Ormin blickte auf, musterte die merkwürdige Gestalt zuerst misstrauisch, dann bemerkte er das Taxi. Ein Geschenk des Himmels.
    “Ich weiß nicht, was mit dem Ding los ist”, sagte er. “Ich kenne mich nicht besonders gut damit aus. Hab schon den Abschleppwagen bestellt. Der sollte jeden Moment hier sein.”
    “Wenn Sie da nicht mitfahren müssen, biete ich Ihnen gern an, Sie nach Hause zu fahren. Natürlich umsonst. Ich habe auch Feierabend.”
    Thad überlegte. Er musste nicht mit zur Werkstatt. Heute war es sowieso zu spät für irgendwelche Reparaturen. Sie würden nichts anderes tun, als den Wagen in die Garage zu bringen. Sein Auto stand immer noch vor dem Blumenladen, aber er könnte eine Mitfahrgelegenheit dorthin gebrauchen, um ihn abzuholen.
    “Ja, das wäre sehr nett. Ich muss nur warten, bis der Abschleppwagen kommt. Danach würde ich mich gern zu dem Blumenladen fahren lassen, für den ich arbeite – wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich würde die Fahrt auch bezahlen.”
    “Machen Sie sich darüber keine Sorgen”, entgegnete Jay. “Ich warte einfach im Taxi, bis Sie so weit sind.”
    Er ging zu seinem Wagen zurück und stieg ein. Schnell überprüfte er die Anlage, um sicherzugehen, dass alles funktionierte. Der Behälter mit Äther war gut gefüllt. Das Fenster zwischen Fahrersitz und Rücksitz ließ sich problemlos hochkurbeln. Alles würde letztendlich gut werden.
    Innerhalb von Minuten traf der Abschleppdienst ein. Jay beobachtete, wie Thaddäus dem Fahrer die Adresse gab,

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