Der Jünger
amüsierten sich darüber, weil sie glaubten, dass der Typ sicher ein paar Drinks in einer der umliegenden Bars kippte, während seine Frau die Suchtrupps losschickte.
Erst nachdem Smith' und Walls Suche nach dem Taxiunternehmen ergebnislos verlaufen war, zog Walls plötzlich die Zeichnung vor, die jetzt sämtliche Polizisten bei sich tragen mussten.
“Was meinst du?”, fragte er.
Smith zuckte mit den Schultern. “Das soll so ein illegaler Taxifahrer sein, oder?”
Walls nickte. “Ja, aber wie groß sind die Chancen, dass …”
“Steht da nicht unten auf der Zeichnung eine Telefonnummer, die man anrufen soll?”, fragte Smith.
“Ja, zwei.”
“Ruf eine an und sag ihnen, was wir wissen.”
Walls wählte sofort und ließ sich zu der ersten Nummer durchstellen, die zu Ben North' Apparat gehörte.
Ben beendete gerade den Papierkram zum Lazarus-Fall, als das Telefon klingelte. Dankbar für die Unterbrechung nahm er sofort ab. “Mordkommission, North.”
“Detective North, hier spricht Officer Walls. Wir haben vielleicht etwas, das Ihren Taxifahrer betreffen könnte.”
“Und das wäre?”
“Wir haben hier einen Vermissten, der zuletzt gesehen wurde, als er in ein Taxi stieg, von dem wir annehmen, dass es ein illegales ist.”
Ben wurde hellhörig. “Worum geht es genau?”
“Der Fahrer eines Blumengeschäfts ruft den Abschleppdienst, um den Lieferwagen abholen zu lassen. Er nimmt ein Taxi von dort, kommt aber nicht zu Hause an. Es ist vielleicht gar nichts, aber der Wagen des Mannes steht immer noch vor dem Blumenladen, für den er arbeitet, und der ist schon seit Stunden geschlossen. Seine Frau schwört, dass er nie zu spät kommt, ohne vorher anzurufen.”
“Der Name … Wie heißt der Vermisste?”, wollte Ben von dem Kollegen wissen.
“Mal sehen, ich hab's hier auf dem Auftragszettel. Äh … Ted, nein Thad. Thad Ormin.”
Ben hatte selbst auch ein paar Recherchen betrieben. Der Name ließ es bei ihm nicht gleich klingeln, aber er war auch nicht unbedingt der Beste im Religionsunterricht gewesen. Er griff nach der Bibel, die er sich von zu Hause mitgebracht hatte, und blätterte durch das zehnte Kapitel des Matthäus-Evangeliums. January hatte ihm gesagt, dass dort ab der vierten Zeile die Namen der Jünger aufgeführt wurden, also überflog er sie schnell auf der Suche nach einem Thad oder einer Ableitung davon. Mit dem Finger ging er die Liste durch. Als er auf Thaddäus traf, drehte sich ihm der Magen um.
“In Ordnung. Können Sie die Informationen in mein Büro rüberfaxen? Ich glaube, Sie sind gerade über die neueste Entführung unseres Straßenpredigers gestolpert.”
“Zum Teufel auch!”, rief Walls, dann fügte er dazu: “Bin froh, dass wir helfen konnten. Wir schicken Ihnen die Informationen auf dem schnellsten Weg.”
“Vielen Dank.”
“Nichts für ungut.”
Ben legte auf, dann saß er eine Weile da, den Kopf in die Hände gestützt.
Er wusste nicht, wie er weiter vorgehen und auf das Geschehene reagieren sollte. Sie mussten den Mann, der sich 'der Sünder' nannte, finden und unschädlich machen. Aber wie verhaftete man einen Schatten? Die Einzigen, die sich auf den Straßen genauso gut oder noch besser auskannten als die Cops, waren die Taxifahrer, und dieser hier lief Amok. Niemand in dieser Stadt, in der sowohl die Bundes- als auch die lokale Polizei ansässig war, schien in der Lage, ihn zu finden.
Ben nahm den Hörer wieder auf, um Borger anzurufen, doch dann ertappte er sich dabei, dass er stattdessen Januarys Nummer wählte.
14. KAPITEL
J anuary schlief. Das erste Mal seit Wochen war sie vor Mitternacht ins Bett gekommen, und sie schlief so fest, dass sie erst dachte, es sei ein Traum, als das Telefon klingelte. Erst als der Anrufbeantworter ansprang und sie ihre Stimme aus dem Nebenzimmer hörte, rollte sie sich herum und griff verschlafen nach dem Hörer.
“Hallo?”
Ben zuckte zusammen. Ihre Stimme klang verschlafen. Er wusste, dass er sie geweckt hatte, doch er war sich sicher, dass es ihr nichts ausmachte, wenn sie erfuhr, warum er anrief.
“January, ich bin's.”
Sie setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und schaltete die Nachttischlampe an.
“Ben? Was ist passiert? Stimmt was nicht? Wie spät ist es denn?”
“Ja, ich bin es, Süße, und es ist schon spät. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.”
“Ist schon in Ordnung”, murmelte sie.
“Wir nehmen an, dass dein Priester sich einen neuen Jünger geschnappt
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