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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gesehen«, sagte sie, als er ihr den Schein reichte.
    »Viel Licht? Was für Licht?«
    »Es war … viel Licht, überall«, sagte die Hellseherin, ergriff den Zehner mit der einen Hand und machte eine Kreisbewegung mit der anderen.
     
    Er blinzelte im Sonnenlicht. Die Sonne war hervorgekommen, obwohl sie heute nicht hätte scheinen sollen. Das Licht schmerzte in den Augen. Als er die kleine Treppe vor dem Wohnwagen hinunterging, wurde ihm sekundenlang schwindlig. Elisabeth und Lennart warteten auf der anderen Seite der Marktgasse. Lennart hob winkend einen Arm.
    »Wie war’s?«, rief er, als Johnny sie fast erreicht hatte.
    Johnny hatte den Eindruck, dass Elisabeth besorgt aussah, zwischen ihren Augenbrauen waren Falten.
    »Ich hab’s überlebt«, sagte er.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Lennart.
    »Sie hat von dir gesprochen«, sagte Johnny. »Wie gut du die Realschule schaffen wirst.«
    »Quatsch.« Lennart lachte. »Jetzt sei mal ernst. Hat sie dir was Aufregendes über die Zukunft erzählt?«
    »Ich … weiß es nicht.« Johnny sah Elisabeth an. »Es war nicht ganz so … wie ich gedacht habe.«
    »Du bist blass«, stellte sie fest.
    »Da drinnen war es dunkel«, sagte er.
    »Wird man davon blass?«, fragte Lennart.
    Johnny merkte, dass Elisabeth über seine Schulter spähte. Er drehte sich um und sah die Hellseherin aus dem Wohnwagen kommen. Sie blickte in ihre Richtung, hob eine Hand und lächelte.
    »Traurig wirkt sie jedenfalls nicht«, sagte Elisabeth. »Sie würde doch wohl nicht lächeln, wenn sie dir schlechte Nachrichten über die Zukunft erzählt hätte?«
    »Die erzählen doch nie Schlechtes über die Zukunft«, sagte Lennart. »Damit verscheuchen sie ja ihre Kunden.«
    »Ich bin nicht ganz sicher«, sagte Johnny.
    »Wessen nicht sicher?«, fragte Elisabeth.
    »Dass den, der da reingeht, nur Glück und Erfolg erwarten.«
    »So was hat sie dir also nicht vorausgesagt?«
    Johnny drehte sich wieder um, aber da war die Hellseherin verschwunden.
    »Ich glaube, sie hat auch von dem gesprochen, was war. Nicht nur von dem, was kommt.«
    Der Markt bestand aus Hunderten von Ständen und Verkaufsbuden, die in Reihen und Kreisen aufgebaut waren. Das Vorankommen wurde schwerer. Sie blieben bei einem Stand mit Schallplatten stehen, Johnny sah jedoch nur Platten, die er selten kaufte, schwedische Singles, kein Rock ’n’ Roll, nur Sachen, die auf die schwedische Hitliste wollten. Es gab auch zwei Holzkisten voll christlicher Platten, aufgenommen bei irgendjemandem zu Hause im Keller oder in der Missionskirche. Zehn Meter entfernt stand die Heilsarmee, zwei Männer und drei Frauen in Rot und Schwarz, zwei taktfeste Gitarren, ein kleiner Verstärker. Die Frauen waren jung und schön, sie sangen mit hoch erhobenem Kopf, ihre schwarzen Röcke saßen eng und die Blusen spannten sich über den Brüsten, die auf den Gitarren ruhten. Sie sangen von der Zukunft, wie man das Reich der Zukunft erlangen konnte. Oder vom Himmelreich, hier und jetzt.
    Eine Sekunde lang dachte er an ihre Körper, ihre Brüste.
    Lennart ging zehn Meter vor ihnen. Er blieb an einem Tisch stehen, wo ein Mann ein glänzendes Werkzeug vorführte, das Rüben und Salatköpfe auf mindestens zehn verschiedene Arten in Streifen schneiden konnte. Der Mann trug ein Mikrophon an einer Schnur um den Hals, und sein Wortschwall mischte sich mit dem Gesang der Soldaten von der Heilsarmee.
    »Du … schienst ein wenig mitgenommen, als du von der Hellseherin kamst«, sagte Elisabeth und berührte ihn am Ärmel. »Was hat die Alte eigentlich gesagt?«
    »Nenn sie nicht so.«
    »Du hättest da nicht reingehen sollen. Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat … Seved gesehen«, sagte Johnny.
    Elisabeth blieb stehen und wandte sich ihm zu.
    »Sie hat Seved in der Zukunft gesehen? Deiner Zukunft?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er war es.«
    »Das bildest du dir nur ein, Johnny. Wie sollte sie ihn sehen können?« Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Du bist es, der an Seved denkt.«
    »Sie hat die Taxe gesehen. Sie hat gesehen, wie er mir gewunken hat, dass Seved gewunken hat. Es war das letzte Mal.«
    »Dann hat sie doch nicht von der Zukunft gesprochen.«
    »Doch, das auch.«
    »Und wessen Zukunft?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und er fühlte sich feige, feige wie früher. Vielleicht hatte die Hellseherin nicht von ihrer Zukunft gesprochen, nicht auf die Art, wie man es glauben könnte, während sie hier nebeneinanderher gingen.
     
    Lennart

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