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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wartete bei einem Spielzeugstand, gab sich aber desinteressiert.
    »Haben die was für die Eisenbahn?«, fragte Johnny.
    »Hier nicht«, sagte Lennart, »hier gibt’s nur Sachen für kleine Kinder.«
    »Warum stehst du dann hier?«
    Lennart antwortete nicht. Er drehte sich zum Verkaufstisch um, der von Spielzeug übersäht war.
    »Wir kaufen Glückstüten«, sagte Elisabeth.
    »Gibt’s die denn noch?«
    »Die wird es immer geben.« Sie zeigte auf einen Pappkarton, der halb gefüllt war mit verschlossenen Tüten in blassen Farben. »Du möchtest doch sicher auch eine haben?«
    Der Inhalt war geheim. Es konnte alles Mögliche sein im Wert von zwei bis zu fünfzig Kronen.
    »Das ist kindisch«, sagte Lennart, »aber lustig.« Er lachte. »Vielleicht krieg ich ja ein Auto.« Er sah Johnny an.
    »Einen De Soto.«
    »Ich kauf uns welche«, sagte Johnny.
    Er kaufte drei Tüten, die wie Luft in seinen Händen waren.
    »Jetzt müssten wir eigentlich etwas essen und die Tüten in aller Ruhe öffnen«, sagte er.
    »Das Kaffeezelt ist da hinten.« Lennart zeigte ihnen die Richtung.
    »Ich muss spätestens in einer Viertelstunde zur Arbeit«, sagte Elisabeth.
    »Eine Glückstüte schaffst du noch«, sagte Johnny.
    »Aber wenn da nun mal was drin ist, was ich nicht haben möchte«, sagte sie. »Was mich nicht glücklich macht.«
    »Dann kannst du es mir geben«, sagte Johnny.
    »Wollen wir jetzt was essen oder nicht?«, fragte Lennart.
    Sie drängten sich so schnell es ging durch die Menschenmenge. Es müssen mehrere Tausend sein, dachte Johnny. Die größte Menschenansammlung auf dem Hochland.
    Im Zelt roch es nach Kaffee und Sägespänen. Alle Tische waren besetzt.
    »Wir müssen stehen«, sagte Elisabeth. »Dabei hätte ich mich so gern ein paar Minuten ausgeruht.«
    »Bist du jetzt schon müde?«, fragte Lennart.
    »Ja«, sagte Elisabeth und sah Johnny mit diesem Glanzlicht im einen Auge an.
    »Dort wird etwas frei«, sagte er. »Setzt euch, ich besorg uns schnell was.«
    Er sah ihnen nach, wie sie zwischen den Tischen davongingen. Elisabeth drehte sich nach ihm um, als er in der Schlange vorm Kaffeeausschank stand. Heute Nacht hatte er ihr gesagt, dass er versuchte, dieses Leben zu leben. Verflixt komisch, so was zu sagen, und er wusste nicht, warum er es gesagt hatte. Vielleicht, weil ihm jemand zuhörte, jemand, der nah war. Das war lange her, dass ihm jemand wirklich nah gewesen war. Es gab schon Dinge, die er von sich erzählen wollte, aber nicht in dem Augenblick und nicht in einer einzigen Nacht. Doch sie wollte ihm zuhören, genau wie er ihr zuhören wollte.
    Er hatte daran gedacht, dass er jemanden fragen müsste, was er verloren hatte, als er klein war. Das war es, wonach er suchte, und er brauchte Hilfe, es zu finden, falls es noch existierte. Vielleicht war es tot, vielleicht war es gestorben und mit allem anderen verschwunden.
    Er bezahlte zwei Tassen Kaffee, eine Limo und drei Kopenhagener, nahm das Tablett und trug es zu den langen Tischen. Ältere Männer in schwarzen Sonntagsanzügen zogen die Beine an, um ihn vorbeizulassen. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, und einige grüßten ihn mit einem Nicken. Er war vorsichtig, wenn er ein Gesicht nur vage erkannte, es aber nicht genau unterbringen konnte.
    »Ich muss jetzt schnell trinken«, sagte Elisabeth.
    »Lass ihn warten«, sagte Johnny. »Dann kapiert er, dass er dich nicht einfach rausschmeißen kann.«
    Lennart sah besorgt auf, als fürchte er, die Pläne könnten sich wieder ändern.
    »Jetzt ist es sowieso zu spät«, sagte sie. »Für ihn.«
    »Er soll froh sein, dass du die Marktschicht übernimmst«, sagte Johnny.
    »Ich muss los«, sagte sie. »Wir sehen uns doch … nachher? Ich hab um zehn Schluss.«
    »Dann musst du heute Nacht auch bleiben«, sagte Lennart.
    Johnny sah ihn an und dann Elisabeth.
    »Ich hab versprochen … tja …«
    »Was hast du versprochen, Johnny?« Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, und ihm war klar, dass sie verstanden hatte.
    Zwei Nächte machten eine Familie.
    »Äh, es geht um Bodils Jukebox. Im Motel. Ich hab dir doch mal von ihr erzählt?«
    »Was ist mit der Box?«, fragte Elisabeth.
    »Ich hab versprochen, sie am Wochenende zu überholen. Es ist höchste Zeit.«
    »Morgen ist Wochenende«, sagte sie, »und dann hab ich frei.«
    »Können wir nicht einen Ausflug machen?!«, fragte Lennart. »Zu diesem Motel!« Er sah Johnny an. »Ich hab noch nie ein Motel gesehen.«
    »Ich muss gehen«, sagte Elisabeth und

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