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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Himmel, in diesem Augenblick hörte es auf zu regnen. Einige Kinder liefen zwischen den Wohnwagen der Zigeuner herum. Die Kinder hatten lange Haare und trugen zerschlissene Kleider. Sie gehörten nicht dazu, und sie wussten es, Johnny kannte das. Er war in all den Jahren Zigeunern begegnet, sie reisten genau wie er durch die Lande. Nie suchten sie den Weg in ein sesshaftes Leben. Aber sie hatten ihr Zuhause immer bei sich. Vielleicht sollte er sich auch einen Wohnwagen anschaffen. Nein. Er hatte während der Zeit bei den Schaustellern in Wohnwagen gelebt, und das reichte. In Wohnwagen war das Saufen leichter, aber als er sah, wie sich ein Mann neben die Hellseherin stellte, dachte er, Zigeuner saufen nicht so, dass man es merkt. Der Mann könnte ihr Ehemann sein, ein Bruder oder ein Cousin, er trug einen wetterfesten Anzug und vor dem Bauch den flachen Kasten mit Armbanduhren, die die Zigeuner immer auf Märkten verkauften.
    Der Mann überquerte die Budengasse und hielt den Kasten den alten Männern hin, die immer noch zögerten, aber vielleicht glotzten sie auch nur. Johnny sah den Glanz von Gold und Silber in dem Kasten, der war gar nicht zu übersehen, rotes Gold und falsches Silber und all die Armbänder aus Stahl, deren Oberflächen silbern glitzerten. Einmal hatte er im Suff eine Uhr gekauft, die hatte nachts wie eine Laterne geschimmert, er hätte sie vor sich halten und ihr folgen können.
    Einer der Männer kam plötzlich herüber und sagte etwas zu der Hellseherin, die heftig den Kopf schüttelte, und der Mann kehrte zu den anderen beiden zurück. Sie hielten ihre Armbanduhren hoch, die in einem Sonnenstrahl, der gerade durch die schwarzen Wolken drang, aufblitzten. Die Hellseherin erhob sich und verschwand in ihrem Wohnwagen.
    »Jetzt lass uns gehen«, sagte Lennart.
    Sie bewegten sich gegen den Strom. Alle Bewohner der Nachbargemeinden waren auf dem Weg zum großen Marktplatz.
    Auf dem Platz sah Johnny eine Frau in einem roten Kleid in einen Amazon S einsteigen. Er konnte nur ihren Rücken und Hinterkopf sehen.
    »Warte mal eben«, sagte er zu Lennart und ging rasch auf das Auto zu, das zwischen einem Taunus und einem Saab 93 rückwärts ausparkte. Als das Auto für eine Sekunde hielt, trat er an die Fahrertür. Die Frau wandte ihm das Gesicht zu und er erkannte sie. Sie musste es sein.
    Sie drehte das Fenster herunter.
    »Wir … haben uns nicht mehr unterhalten seit dem einen Mal im … im Café«, sagte er. »Das ist lange her.«
    Sie schien an ihm vorbei- oder geradewegs durch ihn hindurchzusehen und antwortete nicht.
    »Danach hab ich dich einige Male gesehen«, sagte er.
    Aber plötzlich wurde er unsicher. Er war nicht mehr sicher, ob sie es war.
    »Erinnerst du dich, dass wir uns unterhalten haben?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht und er wiederholte die Frage.
    »Ich erinnere mich«, sagte sie dann, schaute jedoch weiter an ihm vorbei, als würde sie mit jemandem reden, der neben ihm stand. Johnny spürte eine Kälte am Hinterkopf, als ob ihm jemand kalten Atem in den Nacken blase.
    »Wohnst du hier?«, fragte er.
    »Soll ich etwas ausrichten?«, fragte sie.
    »W… wie bitte?«
    Hinter ihm hupte mehrmals ein Auto. Er drehte sich um und sah ein speckiges Gesicht hinter einer Windschutzscheibe.
    »Willst du da Wurzeln schlagen oder was?«
    »Wer bist du?«, fragte er die Frau. »Woher kommst du?«
    Der Speckgesichtige hupte wieder, ein-, zwei-, drei-, vier-, fünfmal. Johnny drehte sich heftig um.
    »RUHE DAHINTEN!«
    Er schaute sich nach Lennart um, um zu sehen, ob er etwas gehört hatte, konnte ihn aber nicht entdecken.
    Das Hupen hörte auf. Die Autotür wurde geöffnet. Der Dicke stieg aus, rasch. Johnny sah einen schweren Körper auf sich zukommen.
    »Was hast du MISTSTÜCK gesagt!?«
    »Wir unterhalten uns gerade«, sagte Johnny.
    »Wir? Wer wir? Soweit ich sehe, führst du Selbstgespräche.«
    Johnny drehte sich um. Die Frau und ihr Auto waren verschwunden. Er hatte nicht gehört, wie sie weggefahren war. Es musste in drei lautlosen Sekunden geschehen sein, während er mit diesem Idioten beschäftigt war. Er sah zum Marktplatz, dort bog der Amazon gerade nach links ab und fuhr weiter an der Südseite des Platzes entlang. Dann bog der Wagen auf die Landstraße ein und verschwand hinter einem alten Hudson. Die Frau hatte nicht mehr herübergeschaut. Sie hatte nicht gewunken. Etwas musste sie erschreckt haben.
    »Jetzt haben Sie freie Fahrt«, sagte er zu dem Mann.
     
    Der Dicke hatte sein

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