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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Heute? Morgen? Nächste Woche? Wenn er mit der Realschule fertig war? Wenn er zum Militärdienst eingezogen wurde?
    »Leckerer Kakao«, sagte Lennart.
    »Meine Spezialität.«
    »Welches ist die schönste Jukebox, die es gibt?«, fragte Lennart.
    Wieder eine Frage aus der Hüfte geschossen.
    »Die schönste, die jemals gebaut wurde«, fügte Lennart hinzu.
    »Tja, denkst du dabei an die Mechanik oder das Aussehen?«
    »Wie sie aussieht. Die am hübschesten ist.«
    »Das ist eine schwere Frage«, sagte Johnny.
    »Kannst du sie nicht beantworten?«
    »Klar kann ich das.« Johnny nahm einen Schluck von dem Kakao, der überraschend schnell abgekühlt war. »Aber es gibt so viele schöne.« Er nahm noch einen Schluck. »Und die sind … auf verschiedene Art schön.«
    »Du darfst nur eine nennen.«
    »Wurlitzer 1015«, sagte Johnny.
    »Warum die?«
    »Wenn du sie mal in einem großen Raum sehen würdest, könntest du verstehen, warum«, antwortete Johnny.
    »Hast du denn eine, die ich mir angucken kann?«
    »Nein, leider.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens ist sie zu alt für mein Business, sie ist für 78er hergestellt, neunzehnhundertsechsundvierzig. Vierundzwanzig Wahlmöglichkeiten. Das bedeutet, dass die Jukebox zwölf Platten enthält.«
    »Das sind aber nicht viele«, unterbrach ihn Lennart.
    »Ich hab nie so eine besessen«, sagte Johnny. »Natürlich hab ich sie gesehen, aber nie eine selber gehabt.« Er lachte.
    »Das ist ein schwerer Brocken, eine der schwersten, die hergestellt wurden. Vielleicht die allerschwerste.« Er nickte Lennart zu, der sich gerade ein weiteres Butterbrot strich.
    »Schwerer als du. Zweihundertneunzehn Kilo.«
    »Also auch noch schwerer als du«, sagte Lennart und biss in sein Brot. »Aber warum findest du so einen Dickwanst denn schön?«
    »Die Jukebox ist nicht dick«, sagte Johnny, »sie ist nur groß und hoch.« Er stellte die Tasse ab, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. »Das ist es nicht. Es ist das Gefühl, das Gefühl, wenn man sie sieht. Sie hat alles, was zum Aussehen nötig ist. Acht bubbletuber, die wabernden Ornamente vorn, die im Licht baden … die Farben gehen von Rot in Gelb, Grün und in Blau über … und die sichtbare Plattenabspieleinheit.«
    »Das klingt doch wie bei anderen Jukeboxen auch«, sagte Lennart.
    »Ich werde mal nach einer 1015 suchen«, sagte Johnny, »dann verstehst du es.«
    »Hast du sie nicht in einem Katalog?«
    »Das ist nicht dasselbe. Die gibt es in vielen Katalogen und in der Reklame. Wenn für Jukeboxen geworben wird, benutzen sie meist dieses Modell.« Er hob die Tasse wieder an. Sie war grün und blau. »Und in Filmen und auf Platten auch. Dieser Typ ist fast eine Art Rock-’n’-Roll-Box geworden, obwohl sie erst acht Jahre später herausgekommen ist, nachdem der Rock kam.«
    »Acht Jahre«, sagte Lennart. »Von sechsundvierzig bis vierundfünfzig.« Er nahm sich eine Scheibe Brot vom Schneidebrett, das nach Wacholder roch. »Woher weißt du das? Dass der Rock vierundfünfzig kam?«
    »Da hat Elvis seine erste Platte aufgenommen.«
    »Ach ja, darüber haben wir ja schon geredet.«
    »Es gibt einen Song von einem gewissen Jackie Brenston, der heißt Rocket 88. Man sagt, das war die erste Rock-’n’-Roll-Platte«, erklärte Johnny. »Das war schon einundfünfzig. Aber dann ist nichts weiter passiert, bis Elvis kam. Und ihn gibt es noch.«
    »Rakete 88«, sagte Lennart. »Das klingt wie eine Eissorte.«
    »Soweit ich mich erinnere, ist es ein Automodell«, sagte Johnny. »Ich glaub, das war … Oldsmobil, die haben damals das schnellste Auto gebaut. Die Leute haben wahrscheinlich gedacht, sie könnten damit zum Mond fahren.«
    »Wovon redet ihr denn?«, ertönte Elisabeths Stimme von der Tür her.
     
    »Elvis«, sagte Lennart, »und von schnellen Autos.«
    »Hätt ich’s mir doch denken können.«
    »Johnny und ich wollen Elvis besuchen fahren«, sagte Lennart.
    »Was für eine Überraschung.«
    »Für mich auch«, sagte Johnny.
    »Du kannst mitkommen«, sagte Lennart, »du hast ja sowieso keinen Job mehr.«
    »Noch hab ich einen«, antwortete sie und ging zur Spüle.
    »Guten Morgen«, sagte Johnny.
    Sie drehte sich um.
    »Guten Morgen. Hast du gut geschlafen, Johnny?«
    »Ich hab etwas schlecht gelegen. Der Arm ist mir eingeschlafen.«
    »Das soll er ja auch«, sagte Lennart.
    »Aber der Sinn ist, dass der Kopf auch schläft«, sagte Elisabeth.
    »Aber jetzt musst du schnell essen, wenn du mit zum Markt willst.«
     
    Der

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