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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Auto eingeparkt, war ausgestiegen und schloss die Tür ab. Jetzt sah Johnny Lennart auf der anderen Seite warten. Der Junge war zu einer Bank unten am Fluss gegangen. Dort saß er allein und guckte in eine andere Richtung. Johnny ging rasch zu ihm hinunter. Der Dicke rief ihm etwas nach, aber er drehte sich nicht um.
    »Was ist passiert?«, fragte Lennart und schaute auf. – »Jemand, der parken wollte, während ich mich mit … einer Bekannten im Amazon unterhalten habe«, sagte Johnny.
    »Welchem Amazon?«, fragte Lennart.
    »Welch … dieser Amazon, der dahinten geparkt hat.«
    Johnny zeigte zu der Stelle, wo jetzt der Volvo PV des Dicken stand. »Der blaue.«
    »Das war doch ein Taunus«, sagte Lennart.
    »Denkst du, ich weiß nicht, wie ein Taunus aussieht?«, fragte Johnny. Er zeigte wieder zum Parkplatz. »Da steht ein Taun…« Er brach ab. Wo vorher ein Taunus gestanden hatte, stand jetzt ein blauer Amazon S.
    Lennart hatte sich erhoben. Johnny starrte immer noch zu den Autos.
    »Was ist, Johnny?«
    »Ich glaub, ich hab eine Erscheinung.«
    »Vielleicht brauchst du eine Brille?«
    »Ich weiß nicht, was ich brauche«, sagte Johnny.
    Er sah zu der Ausfahrt, wo die Frau verschwunden war.
    »Hast du die Frau gesehen, die eben weggefahren ist?«, fragte er und wandte sich zu Lennart um. »In dem Am… in dem Auto, das da vorher geparkt hat. Hast du sie gesehen?«
    »Nein … ich hab nicht hingeguckt«, antwortete Lennart.
    »Sie trug ein rotes Kleid«, sagte Johnny. »Hast du das gesehen?«
    »Nein … wer war das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast doch gesagt, es war eine Bekannte.«
    »Ich … weiß es nicht«, sagte Johnny.
     
    Sie gingen nach Hause. Nach Hause. Als ob er, Johnny, auch nach Hause ginge. Er hatte es selbst zu Lennart gesagt, nach Hause. Sie kamen an einem kleinen Fußballplatz vorbei, wo einige Jungen auf dem Schotter kickten. Als der Platz schon hinter ihnen lag, drehte Lennart sich nach ihnen um.
    »Spielst du Fußball?«, fragte Johnny.
    »Nein.« Jetzt schaute Lennart nach vorn. »Nein.«
    »Aha. Möchtest du nicht?«
    »Dann … würde ich doch spielen«, sagte Lennart.
    »Ich dachte, du wärst ein Fußballspieler«, sagte Johnny.
    »Früher«, sagte Lennart. »Früher hab ich gespielt.«
    »Ich hab einen Ball im Auto«, sagte Lennart.
    Er hatte ihn zu Lennarts Geburtstag mitgenommen und seitdem lag der Ball im Duett und wurde immer platter.
    Sie waren zu Hause angekommen.
    »Hast du Durst?«, fragte Lennart.
    »Ja.«
    »Wir gehen rauf und trinken was«, sagte er.
    In der Küche war es still. Draußen war kein Verkehr. Alle Bewohner der Stadt waren auf dem Markt.
    »Darf ich mal telefonieren?«, fragte Johnny.
    »Du weißt ja, wo das Telefon steht«, sagte Lennart und ließ sich noch ein Glas Wasser einlaufen.
    Johnny hob den Hörer ab, wählte die Nummer und wartete, es klingelte ein-, zwei-, drei-, vier-, fünf-, sechsmal. Dann legte er auf und wandte sich ab, drehte sich jedoch sofort wieder zurück und wählte erneut.
    Eins-, zwei-, drei-, vi…
    Der Klingelton brach ab.
    Jemand hatte den Hörer abgehoben.
    »Ha… hallo?«, sagte Johnny.
    Ein Knistern und dann eine Art Knall, als das tote Signal kam, das hohle, wie eine lange Linie auf irgendeinem blöden Bildschirm, die anzeigte, dass kein Leben mehr vorhanden war. Das sah er jetzt vor seinem inneren Auge. Einen Bildschirm in einem Krankenhaus.
    »Hal…«, wiederholte er, aber das war natürlich idiotisch. Noch einmal wählte er die Nummer, wartete ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf Klingelzeichen ab, aber niemand meldete sich. Hatte wirklich jemand abgehoben? War es wie mit dem Amazon? War er im Begriff, verrückt zu werden, richtig verrückt? War er im Delirium? Konnte man ins Delirium fallen, lange nachdem man aufgehört hatte zu saufen? Ein verzögerter Effekt?
    Lennart war in sein Zimmer gegangen und hatte Markthemd und Sonntagshose gegen einen Pullover und Jeans gewechselt. Er kam in den Flur. Johnny hatte aufgelegt.
    »Wollen wir runtergehen und spielen?«, fragte Lennart.
    Johnny antwortete nicht.
    »Was ist, Johnny?«
    Johnny war wieder da, im Flur, in der Wohnung, zu Hause.
    »Willst du nicht lieber kurze Hosen anziehen?«, fragte er.
    »Und du?«, fragte Lennart zurück.
    »Man soll eine Frage nicht mit einer anderen Frage beantworten«, erwiderte Johnny.
     
    Sie spielten auf dem schmalen Rasenstreifen auf der anderen Straßenseite. Der Duett war ihr einziger Zuschauer. Sie hatten

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