Der Jukebox-Mann
ein Weilchen«, antwortete sie, als er fragte. »Ich bin müde.«
»Wie war der Tag?«
»Wie üblich an Markttagen.« Sie lachte. »Die Frau des Konditors hat einen Vorgeschmack gekriegt, wie das ist.«
»Das wird sie noch viele Male erleben.«
»Wenn sich der Laden hält«, sagte sie. »Selbst das ist ungewiss.« Sie drehte sich zu Lennart auf dem Rücksitz um.
»Dein Fakir war übrigens heute Nachmittag im Café und hat was gegessen.«
»Oh.«
»Er scheint nett zu sein.«
»Hat er was gesagt?«, fragte Lennart.
»Nein. Aber er hat weder Geschirr noch Besteck gegessen.«
»Er war satt«, sagte Johnny, »er isst immer gleich nach dem Mittag ein Stück Kuchen.«
»Am liebsten mag er Isterband «, sagte Lennart. »Das hat er mir erzählt.«
»Ein Fakir, der Isterband mag«, sagte Elisabeth. »Schluckt er sie auf einen Rutsch runter?«
»Morgen lernst du einen Amerikaner kennen, der auch Isterband mag«, sagte Johnny.
»Ach?«
»In Bodils Motel. Dort wohnt jetzt ein Amerikaner.«
»Wollen wir also hinfahren?«
»Bitte, Mama!«, sagte Lennart vom Rücksitz. »Wir fahren doch nie irgendwohin.«
»Das muss Johnny entscheiden«, sagte sie.
»In der Dämmerung reiten wir los«, sagte Johnny.
Sie fuhren vor das Entree des Tivoli. Die Lämpchen begannen auszugehen, ehe Johnny das Auto geparkt hatte. Wie ein Stern nach dem anderen verloschen sie. Einige Jugendliche standen vorm Eingang, setzten sich jedoch bereits in Bewegung, bevor Johnny die Autotür geöffnet hatte. Ein blonder Mann im Overall zog an einem Tor, das sehr schwer wirkte. In den Wohnwagen links vom Tor leuchteten die kleinen Fenster. Maschinen und Attraktionen waren verstummt.
»Wir kommen zu spät«, sagte Lennart. »Schade.«
Johnny stieg aus.
»Magnus!«, rief er.
Der blonde Mann schaute zu ihnen her. Er war noch jung. Elisabeth sah seine Gesichtszüge im Licht des Neonschildes über dem Entree, das noch nicht abgeschaltet war.
»Wie geht’s dir, Magnus?« Johnny hatte ein paar Schritte auf ihn zugemacht. »Ich bin’s, Bergman.«
»BERGMAN!« Magnus ließ das Tor los. »Das ist aber lange her.«
Johnny trat zu ihm und reichte Magnus Teufelssohn die Hand, Teufel-Karlssons Sohn.
»Du bist gewachsen«, sagte Johnny, als er ihn begrüßte.
»Du bist groß geworden.«
Teufelssohn lächelte. In seinen Augen war ein stolzes Glitzern. Daran konnte Johnny sich nicht erinnern. Er erinnerte sich an einen hitzköpfigen, bösartigen Teufel-Karlsson, der seinen Sohn herumkommandierte. Johnny verstand, dass Magnus ihm nicht zu der Firma Schwert & Schweißerei hatte folgen wollen. Es war eine Leistung, dass er es fertig gebracht hatte, sich zu weigern.
»Ich kümmere mich jetzt hier meist um die Mechanik«, sagte er.
»Wir waren gestern hier«, sagte Johnny. »Aber ich hab dich nicht gesehen bei den Autoskootern.«
»Gestern … war mir nicht gut«, sagte Magnus. »Mir war schwindlig.«
»Ach?«
»Das hab ich manchmal.« Magnus zuckte mit den Schultern. »Nicht oft, aber dann hab ich kaum Kraft aufzustehen.«
»Das ist mir früher auch passiert«, sagte Johnny.
Es stimmte. Es hatte Morgen gegeben, da hatte er eigentlich keine Kraft gehabt rauszugehen, sich in den Duett zu setzen und loszufahren, aber er hatte sich fast immer überwunden. Nach ein paar Tagen ging es vorüber. Dann war es wieder gekommen. Es war eine Müdigkeit, die größer war als etwas anderes, und er war jedes Mal sehr niedergedrückt gewesen. Er wusste nicht, was es war.
»Aber jetzt geht’s mir gut«, sagte Magnus, »obwohl es heute Abend viel zu tun gab.« Er sah an Johnny vorbei zu Lennart, der aus dem Auto gestiegen war und neben der offenen Tür stand. Elisabeth war sitzen geblieben. »Ist das dein Sohn?«
»Nein, das ist ein Kumpel.« Johnny drehte sich um und winkte Lennart. »Seine Mutter sitzt auch im Auto.« Johnny zuckte mit den Schultern. »Sie hatte Spätdienst. Wir wollten mal sehen, ob ihr noch geöffnet habt.« Er zeigte auf den leeren Jahrmarkt hinter dem jungen Maschinisten. »Aber ihr habt schon geschlossen.«
»Worauf hättet ihr denn Lust gehabt?«, fragte Magnus. Er sah wieder an Johnny vorbei, zu Lennart, der näher gekommen war. »Sag mal.«
»Wie meinst du das?«
»Ich kümmere mich doch um die Maschinen, oder? Wir können ja irgendwas wieder anschmeißen. Ich hab noch nicht den ganzen Strom abgeschaltet.« Er drehte sich zu den Attraktionen um. »Wollt ihr Autoskooter fahren?«
Sie hatten die Bahn für sich allein, die plötzlich
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