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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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beunruhigende Lektüre, das dürftige Ergebnis. Die Zahlen spreizten sich, als hätten sie bewegliche Glieder bekommen. Er rieb sich die Augen. Ich bin die Kombination von Zahlen und Buchstaben gewöhnt, B12, F14, A24, zusammen mit Buchstaben funktionieren Zahlen am besten. Viele sagen, man ist entweder in Buchstaben oder in Zahlen gut, aber ich brauche beides, damit es funktioniert.
    Die Müdigkeit verschwand, als er auf die Treppe hinausging und die zweite Zigarette des Tages rauchte. In seinem Kopf war nur noch ein leichtes Sausen. Als er ihn bewegte, schien sich gleichzeitig etwas dort drinnen zu bewegen. Er blinzelte, aber das Sausen blieb. Fühlt es sich so an, fünfunddreißig zu werden? Brauche ich Urlaub? Vielleicht ist es an der Zeit. Schließlich hatte er sieben Jahre ohne Urlaub durchgearbeitet, oder waren es acht?
    Soweit Johnny sich erinnerte, hatte er keinen richtigen Urlaub gehabt, seit er als Aufsteller arbeitete. Aber er wusste nicht alles, er erinnerte sich nicht an alles. Es gab Tage, die waren verschwunden. Und Nächte. Auf diese Art hatte er doch Urlaub gehabt.
     
    Aus Blomstrands Werkstatt dröhnten schwere Schläge. Eine Karosse bekam ordentlich Prügel. Johnny ging über den Hof zu seiner eigenen Werkstatt, um einige Werkzeuge auszutauschen.
    Er brauchte verschiedene Arten Schraubenzieher und Zangen, die für die Boxen geschliffen waren. In der Werkstatt verwahrte er auch Testkabel, Testlampen, Flaschen mit Aero Lubricate und Seeburgs Spezialöl, um alle Schienen schmieren zu können; Muttern, Schrauben, Sicherungen; ein Ohmmeter, um die elektrischen Widerstände kontrollieren zu können. Häufig genügten ein Schraubenzieher und ein einigermaßen vernünftig denkender Kopf, um eine Jukebox zu reparieren, die sich aufgehängt hatte. Er hatte Cafébesitzern die einfachsten Handgriffe gezeigt, um sich die überflüssigen Einsätze zu ersparen, aber manche Leute kapierten gar nichts.
    Es gab Idioten, die zogen einfach den Stecker raus. Was zur Folge hatte, dass die Box mehrere Tage stumm blieb, wenn er in anderen Landesteilen unterwegs war, und das bedeutete weniger Geld für alle. Vor einigen Jahren hätte so was nie passieren können. Damals war es unmöglich gewesen: Der Cafébesitzer wollte so viel wie möglich von seinen dreißig Prozent herausschlagen, und das schaffte niemand mit einer stummen Jukebox.
    Jetzt bedeutete es nicht mehr so viel, manchen jedenfalls nicht, und immer mehr zogen den Stecker raus.
    Die meisten Fehler konnte er an Ort und Stelle reparieren, und zwar mit einfachen Handgriffen. Wenn es sich vermeiden ließ, nahm er die Boxen nicht mit nach Hause. Dort sollten sie nicht herumstehen.
    Er sah sich in dem windschiefen Schuppen um. Der stammte wahrhaftig aus alten Zeiten, vermutlich aus dem neunzehnten Jahrhundert. Das Fenster war später eingesetzt worden, eine moderne Erfindung.
    In der linken hinteren Ecke stand die 2304, die Morén auf eigene Kosten hatte hertransportieren lassen, so war es abgesprochen gewesen. Die Jukebox wog 151 Kilo. Gestern Vormittag hatte Johnny den verschmolzenen Plattenhaufen entfernt, eher hatte er keine Zeit gehabt. Er hatte das Glas abgekratzt und den Plattenteller zur Probe gedreht, neun Wahlstifte ausgetauscht und dann entdeckt, dass das Abrastsystem versagt und sich tief in die Mechanik gebohrt hatte. Schließlich hatte er es geschafft, der Tonarm senkte sich wieder genau auf den Anfang und nicht erst auf die Stelle, wo der Song schon zwanzig Sekunden gelaufen war. Der Arm hatte die Platten unregelmäßig verfehlt, manchmal jede zweite, manchmal jede zehnte. Wie lange war das so gegangen? Morén hatte nichts gesagt. Es musste mit dem Sonnenschaden zusammenhängen.
    Johnny machte einen Probelauf, indem er auf G8 drückte, Return to Sender. In allen Boxen gab es Elvis’ Hit vom Dezember vor eineinhalb Jahren, Nummer eins auf der Liste über Neujahr, Johnny hatte ihn in kalten Winternächten im Auto gespielt, und er ließ ihn jedes Mal laufen, wenn er eine reparierte Box testete.
    Er ging auf den Hof und hörte durch das offene Küchenfenster das Telefon klingeln. Es brach ab, begann jedoch wieder, als er in die Wohnung kam.
    Es war Morén, natürlich.
    »Verdammt gute Maschine, die du mir gebracht hast, Johnny-Boy. Die dänische.«
    »Die Wurlitzer ist fertig.«
    »Behalt sie.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Behalt die Schönheit. Hier geht’s rund, wie du weißt, und die Halbstarken mögen die Dänin.«
    »Ach?«
    »Die können sie

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