Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
treten, soviel sie wollen.«
    Johnny lauschte Moréns Lachen. Es klang geisteskrank.
    »Sie kriegt Risse und spielt trotzdem.«
    Morén lachte noch lauter.
    »Du sprichst von meinem Eigentum, Morén.«
    »Ja, ja, ich hab doch bloß Spaß gemacht.« Irgendwo unten in seiner fetten Brust holte Morén Atem. »Aber die Box ist gut.«
    »Das ist meine Reserve. Ich brauche sie für ein anderes Lokal.«
    »Die werden sich freuen.« Morén gluckste. »Grüß sie von mir.«
    »Ich muss sie erst mal hier haben, oder? Schick den Laster heute her, die 2304 wartet.«
    »Funktioniert sie denn jetzt?«
    »Ja. Und achte drauf, dass sie im Haus bleibt.«
    »Es regnet«, sagte Morén. »Hier soll es die ganze Woche regnen.«
    Johnny konnte den blauen Himmel über Blomstrands Dach sehen. Dahinter stieg Rauch von Janssons Klempnerei auf. Rund um diese Rauchsäule war der Himmel klar und tief. Keine Anzeichen von Regen. Moréns Tanzplatz war weit entfernt. Man brauchte einen halben Tag, um das Gebiet zu durchqueren, oder eine halbe Nacht. Es konnte auch länger dauern, das hing ganz davon ab, wie schlecht das Fahrzeug war, mit dem man sich fortbewegte. Oder der Straßenzustand, aber die Überlandwege waren besser geworden. Sie wurden nach und nach geteert. Blacktop. Er wusste, dass es auf Amerikanisch blacktop hieß.
    Im Norden warteten die Wolken, eine Bergkette am Horizont. Er hatte das Plateau erreicht und fuhr bergab. Der Duett klang nicht gut. Es waren die Unterbrecherkontakte. Er nahm sich bei der Reparatur der Jukeboxen Zeit, dabei kam der Duett zu kurz, und das war kurzsichtig. Was er vor allem brauchte, waren Räder, die unter ihm rollten. Schlimmstenfalls musste er die Unterbrecherkontakte mit Stahldraht flicken. Das wäre eine Schande.
    Er war nicht dumm, und er konnte sich immer noch ein anständiges Auto leisten, jedenfalls ein etwas besseres als dies, aber solange es rollte, würde es nicht zum Umtausch zu Wennergrens rollen. Nächste Woche würde er hinfahren. Er lauschte wieder auf den Motor. Gleich nächste Woche.
     
    Im Phoenix hatten sie die Leuchtstoffröhren eingeschaltet. Die Wolken bewegten sich jetzt schneller über den Himmel dort draußen und verdunkelten das Tageslicht. Die Frau hinterm Tresen kannte Johnny nicht. Sie nickte schüchtern oder desinteressiert. Er stellte sich vor.
    »Astrid«, sagte sie und reichte ihm die Hand. Ihre Hand war warm und weich und gleichzeitig fest.
    »Ich komme wegen der Jukebox«, sagte er.
    »Du wechselst die Platten aus?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Er hielt ihr seine geöffnete Tasche hin.
    »Wer entscheidet, welche Platten reinkommen?«
    »Das mach ich. Es ist meine Box.«
    Sie strich sich über die Schürze, die sich über ihren Brüsten straffte. Um den Hals trug sie eine dünne Kette, vielleicht aus Silber. Ihr Gesicht war sommersprossig.
    »Möchtest du was Bestimmtes hören?«, fragte er.
    Sie schien überrascht zu sein. Er vermutete, dass sie jünger war, als sie aussah, aber das war immer schwer zu schätzen. Jedenfalls konnte sie nicht mehr als zehn Jahre jünger sein als er, sieben, acht vielleicht.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie wieder mit diesem schüchternen Ausdruck. Das war kein Desinteresse.
    »Denk mal drüber nach, Astrid.«
     
    Die Box war eine Rock-Ola Tempo I, das Modell, dem die Amerikaner car styling nachsagten. Die Schwanzflossen an den Seiten sahen aus wie bei vielen Automodellen der fünfziger Jahre. Es war eine seiner wenigen Rock-Olas.
    Neben der Box stand Eskil Skörd.
    »Da kommt er«, verkündete Eskil, » the jukebox man. «
    Johnny antwortete nicht.
    »Großer Tag heute«, sagte Eskil.
    Johnny hielt seine Tasche hoch wie eben vor Astrid. Es war eine automatische Bewegung, die er nicht verhindern konnte. Eskil nickte zu den dünnen Plattenhüllen, die über den Taschenrand ragten.
    »Hast du die neue Rolling Stones mitgebracht?«
    Johnny nickte. It’s All Over Now war Samstag auf dem zehnten Platz gelandet. Montag hatte er sich seine Exemplare aus der Musikzentrale geholt, nachdem er sie schon vergangene Woche auf Verdacht bestellt hatte.
    Die Plattenfirmen nahmen seine Bestellungen nicht mehr an. Früher hatte er die Platten direkt von ihnen bekommen, aber jetzt war er nicht mehr interessant für sie. Er musste sich die Platten in den Musikläden selber besorgen. Das war auch ein Signal für die Zukunft. Oder besser gesagt, für keine Zukunft. Eigentlich war das eine klare Aussage der Plattenbranche, wie sie den jukebox man sah.
    »Dann schmeiß

Weitere Kostenlose Bücher