Der Jukebox-Mann
Krücke in der Luft, als wollte er vor der Zukunft warnen.
»Wer bist du übrigens, Junge?«
»Er hat mich begleitet«, sagte Johnny.
»Ist das dein Sohn?« Morén grinste den Jungen an. Seine Zähne waren nicht aus Silber, sie waren aus Gold. Morén hatte ein Lachen, das den Gegner bei Sonnenschein blendete. »Würde mich nicht wundern. Man hört ja so Geschichten über dich, Bergman.«
»Es ist Elisabeths Sohn«, antwortete Johnny.
»Aha. Ich muss schon sag…«
»Du musst gar nichts sagen«, schnitt Johnny ihm das Wort ab.
Ein roter Saab schlidderte auf den Platz und hielt mit einem Aufjaulen in einer Staubwolke. Eins der kleinen Kinder auf den Decken unten am Hang fing an zu weinen. Der Saab zitterte vor Anstrengung. Ein rothaariger Mann in Johnnys Alter stieg aus. Er trug einen Stoffbeutel, der schwer zu sein schien.
»Ich sehe, Alf ist von seiner Besorgung zurück«, sagte Johnny.
»Jetzt können wir wieder allen Eis verkaufen«, sagte Morén.
Alf kam auf sie zu. Er musste den Beutel, der nach allen Seiten ausgebeult war, mit beiden Händen tragen.
»Was schleppt er denn da an?«, fragte Johnny. »Eisenschrott?«
»Eiserner Vorrat«, antwortete Morén.
»Hi, Johnny-Boy«, sagte Alf, als er bei ihnen ankam. Vorsichtig stellte er den Beutel ab, der Stoff rutschte herunter und Flaschenhälse und Verschlüsse wurden sichtbar.
»Bringst du eine neue Vierunddreißig?«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, dich zu beschimpfen für das, was du der Wurlitzer angetan hast«, antwortete Johnny.
»Das war ein Versehen«, sagte Alf.
»Wieso ein Versehen?«
»An dem Tag war keine Sonne angekündigt.«
»Himmel, Alf. Wäre Regen besser gewesen?«
»Es sollte auch nicht regnen. Bist du jetzt fertig mit Schimpfen?«
Er bückte sich. In dem Beutel waren mindestens zehn Flaschen.
»Das Sägewerk veranstaltet heute Abend eine kleine Feier in dem Raum hinterm Café«, sagte Morén.
»Du hast keine Ausschankgenehmigung, Morén.«
»Wer gibt dir das Recht, das zu beurteilen?«
Johnny antwortete nicht. Mit Morén konnte er sich nicht streiten, wenn es um Schnaps und illegalen Ausschank ging.
»Das einzige Problem ist, dass die alten Scheißer so verdammt kleckern!«, sagte Morén, und er und Alf wieherten wie zwei Ardenner.
»Jetzt reiß dich zusammen, wie redest du denn!« Johnny machte eine Kopfbewegung zu Lennart.
Morén wandte sich zu Lennart um. »Ich meine, die Männer vom Sägewerk haben sich ja die meisten Finger abgesäbelt, deswegen haben sie Mühe, das Glas zu halten.«
Alf wieherte erneut los. Morén blinzelte Lennart zu, aber der Junge lachte nicht. Er sah eher aus, als habe er Angst.
»Das ist überhaupt nicht witzig«, sagte Johnny zu den beiden Männern, deren Pferdegesichter immer noch grinsten.
»Wer bist du denn, dass du dir ein Urteil anmaßen kannst, Bergman?«, sagte Morén.
»Hast du eine Badehose dabei?«, fragte Lennart.
»Immer. Sie liegt auf dem Rücksitz.« Johnny zeigte mit dem Daumen hinter sich.
»Wenn ich zum Baden fahre, habe ich sie immer auf dem Fahrradlenker hängen.« Lennart hielt seine Badehose hoch, die er auf der Ablage unter der Windschutzscheibe deponiert hatte. Die Badehose war blau.
»Das hab ich früher auch so gemacht«, sagte Johnny.
Sie fuhren zurück durch den Ort und nach der Kreuzung bei der Gulf-Tankstelle weiter nach Osten. Die Landschaft lag offen vor ihnen, über den Äckern schien die Sonne. Der Himmel war eher weiß als blau. Es war der wärmste Tag des Jahres.
Vielleicht sollte ich wirklich baden. Wann hab ich zuletzt gebadet? Er legte den dritten Gang ein, der Duett schüttelte sich, hustete und rollte weiter über die Straße, die im letzten Jahr einen neuen Belag bekommen hatte. Hab ich im letzten Jahr gebadet? Nein. Ich bin einige Male ins Wasser gefallen, aber das war etwas anderes.
»Wo hast du als Kind gewohnt?«, fragte Lennart.
»Mal hier, mal da.«
»Und wo zum Beispiel?«
»Och … die Orte sind alle weit von hier entfernt. Das war in einem anderen Teil des Landes.«
»Warum hast du an so vielen verschiedenen Orten gewohnt?«
»Tja … es hat sich so ergeben.«
»Wollten deine Eltern nicht, dass du nur an einem Ort wohnst?«
»Nein …«
Der Junge sah über die Felder. Die Luft wurde durchsichtig und zerfloss in verschiedenen Schichten. Die Perspektive änderte sich. Ein Heuwagen konnte aussehen wie zwei, Autos, denen sie begegneten, schienen einen halben Meter über dem Asphalt zu schweben.
»Wir haben immer nur an
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