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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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neue Scheiben eingesetzt. Aber sie haben kein Geld geklaut. Es war ja nichts in der Kasse, und die Klappe der Box haben sie nicht aufgekriegt.«
    »Wahrscheinlich haben sie gedacht, es lohnt sich nicht, die auszunehmen«, sagte er. »Da ist ja sowieso keine Kohle drin.«
    Sie antwortete nicht.
    »Was meint die Polizei?«
    Sie lachte auf, ein raues Lachen.
    »Na, wenn es nichts zu stehlen gab, gibt es ja auch kein geklautes Geld, das man wiederfinden muss«, sagte Johnny.
    »Wir hätten vermutlich einen Flipper haben müssen«, sagte sie. »Das bringt Geld.«
    »Damit es garantiert was zu klauen gibt?«
    Sie lächelte.
    »Ihr habt ja schnell eine neue Scheibe bekommen.«
    »Ich weiß nicht, was Birger dem Glaser angedroht hat.«
    »Vielleicht eure Kopenhagener«, antwortete Johnny und öffnete die Hintertür an der Treppe und betrat die Küche des Cafés. Er hörte ein Lachen aus dem Lokal. »Viele Gäste heute Abend?«
    »Ein paar Jugendliche«, sagte Mona, »die üblichen.«
    »Ich hör keine Musik.«
    »Eben haben sie noch was laufen gehabt.«
    »Und was?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich hab keine Ahnung von Poprock oder wie das nun heißt, das weißt du doch.« Sie zeigte auf die große Kaffeemaschine, die neben der Tür zum Lokal silbern glänzte. »Möchtest du etwas?«
    »Später. Was haben die Diebe denn mitgehen lassen? Irgendwas werden sie doch genommen haben.«
    »Den Bäckerschnaps natürlich«, antwortete sie. »Der Kanister war nur noch ein Viertel voll, deshalb hat Birger ihn gestern Abend im Keller stehen lassen. Ich hatte ihm eingeschärft, nie etwas zurückzulassen. Die sind wegen des Schnapses eingebrochen.«
    Der Bäckerschnaps. Oder besser Konditorschnaps. Echter starker Alkohol, Kirsch, Cognac, Birne, Würze in Plastikkanistern für die Konditoreien, aber nicht immer landete der Inhalt der Kanister im Backwerk. Er hatte sich selbst den einen oder anderen Kanister mit dem einen oder anderen Konditor geteilt, der für den Tag Feierabend hatte.
    »Und die ganze Sukkade«, sagte Mona, »und alle eingelegten Kirschen.«
    »Was wollen die denn damit?«
    »Die sind doch in Schnaps eingelegt«, antwortete sie.
    »Du lieber Himmel.«
    »Die müssen wir wohl auch einschließen«, sagte sie.
    »Vielleicht in deiner Jukebox.« Sie lächelte ein breites Lächeln. »Du sagst ja, die ist sicher.«
    »Bitte keine Cocktailkirschen. Es reicht, dass die Gören manchmal Cola in den Schlitz gießen.«
    »Das ist doch nur einmal passiert.«
    »Hast du schon mal eine Box gereinigt, die mit Coca-Cola verklebt ist?«, fragte er.
    »Sag Bescheid, wenn du etwas essen möchtest«, sagte sie und schloss die Fensterhälfte.
    Er nickte und ging ins Café. Einige Gesichter wandten sich ihm zu. Er meinte sie alle zu kennen. Drei Jungen, zwei Mädchen.
    »Hallo, Johnny. Hast du was Gutes dabei?«, fragte einer der Jungen. Er sah aus wie ein etwas klein geratener Halbstarker, schwarze Lederweste, die Haare glänzend von Brillantine.
    »Nein.«
    »Rolling Stones?«, fragte eins der Mädchen. »Hast du die Rolling Stones?«
    »Sind schon drin in der Box«, sagte er. » It’s All Over Now. «
    »Hast du keine neuere Scheibe von denen?«
    »Gibt keine neueren«, sagte er, öffnete die Tasche und nahm die frisch gebohrten Platten heraus. Der Geruch nach frisch geschnittenem Vinyl war immer noch wahrnehmbar.
    »Müssen die so aussehen?« Einer der Jungen zeigte auf die 45 er, die Johnny in den Händen hielt. Der Junge trug ein Hemd und einen dünnen Pullover, enge Hose. Seine Haare waren kurz geschnitten. »Ist sonst nicht ein kleineres Loch in der Mitte?«
    »Nicht für die Box«, sagte Johnny. »Die braucht große Löcher. Kleine Löcher für den Plattenspieler zu Hause.«
    »Sind deine Platten eine Spezialanfertigung?«
    »Nein. Ich muss sie selber bohren.« Er hielt die Platte hoch. »Bis vor einem Jahr konnte man in der Mitte ein Plättchen herausdrücken, dann hatte man ein größeres Loch. Die Hersteller dachten auch an die Jukeboxen. Aber jetzt pfeifen sie drauf. Deshalb muss ich die Platten selbst präparieren.«
    Johnny öffnete die Rock-Ola und las das Zählwerk ab. Im letzten Monat war keine der hundert Platten vierzigmal oder öfter gespielt worden. Dem am nächsten kamen Alma Cogan, die Beatles, Cliff Richard, Rolling Stones und Chuck Berry: No Particular Place To Go.
    Die Vierunddreißig war siebenundzwanzigmal gespielt worden. Vielleicht mochten die Leute sie nicht mehr. Oder sie war nichts für die Jugendlichen im

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