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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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und schnitt Bodil Fyhrs Stimme ab. Johnny ging über den Parkplatz auf den Duett zu. Plötzlich stieg der Amerikaner aus dem Saab, der fünf Meter entfernt parkte. Er schwang eine Aktentasche. Johnny öffnete die Autotür. Über das Autodach hinweg sah er das Gesicht des Amerikaners. Stirn und Wangen des Mannes waren zerfurcht von Falten; in seinem Kinn war ein Grübchen. Er hatte die Mütze abgenommen.
    » Thanks for the advice, son «, sagte der Mann und streckte die Hand über das Dach. » Milt Ericson, Detroit, Illinois. That’s the US. «
    Johnny reichte ihm die Hand. »John … Johnny Bergman.« Milt Ericsons Händedruck war sehnig und unerwartet fest.
    »Bergman, Sweden«, fügte Johnny hinzu.
    » You’re about the first damned Swede I’ve met on this trip who can speak a bit of English «, sagte Milt. » I saw your boots in there. And that hair. Straight out of the fifties! «
    Johnny verstand nicht genau, was der Mann meinte. Die Stimme war tief und schien irgendwo aus dem Zwerchfell zu kommen. Es war das erste Mal, dass er Amerikanisch in Wirklichkeit hörte.
    »Entschuldige, wenn ich mich aufdränge«, fuhr Milt in seinem breiten Englisch fort, und Johnny verstand fast, was er sagte, »aber die Straßen waren so leer diese Woche.« Er sah sich wieder um. »Dies ist bei Gott das stillste Land, das ich je gesehen habe. Niemand sagt etwas. Du bist verdammt der erste Schwede, der geantwortet hat, als ich ihn angesprochen habe.«
    »Englisch ist … eine schwere Sprache«, sagte Johnny in einem Englisch, das ihm vorkam, als stolpere es vorwärts.
    »Du machst das ausgezeichnet, Junge.« Milt schaute zum Moteleingang. »Darf ich dich zu einer Tasse Kaffee einladen?«
    Johnny warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Hast du es eilig?« Milt sah auf den Duett. »Ist das dein Auto? Das ist bei Gott das hässlichste Auto, das ich je gesehen habe.« Er blickte wieder auf. »Entschuldige, aber mir scheint, du kannst so was vertragen.« Er betrachtete wieder den Duett, der unter seinem Blick zu schrumpfen schien. »Ich hab mein ganzes Leben mit Autos zu tun gehabt, aber diese … Kiste würde in Detroit nicht als Auto durchgehen.«
    Johnny wusste nicht, was er antworten sollte, ob er überhaupt antworten sollte. Ungefähr verstand er, was Milt sagte. Er hatte den Duett beleidigt. Der Duett war ein alter Freund.
    »Du weißt doch, dass Detroit die Autohauptstadt der USA ist? Motor City. Das weißt du doch, oder?«
    »Sprich … nicht schlecht über mein Auto«, sagte Johnny.
    Milt lachte laut.
    »Das gefällt mir, Junge. Du bist um keine Antwort verlegen. Das seh ich dir an. Wie ist es nun mit einem Kaffee?«
     
    »Mein Urgroßvater stammt aus dieser Gegend«, erzählte Milt, als sie bei Kaffee und Zuckergussgebäck saßen. Bodil Fyhr hatte sie dazu eingeladen. Da sie normalerweise ziemlich knauserig war, wurde Johnny klar, wie sehr sie sich fürchtete, mit Milt allein zu bleiben.
    »Ich bin der Erste in der Familie, der das alte Land besucht«, fuhr Milt fort.
    »Willst du … bleiben?«
    »Für immer? Nein, nein, nur ein paar Wochen.«
    »Hast du … hast du …«
    »Ob ich den Ort gefunden habe, von dem wir stammen? Willst du das wissen?« Johnny nickte. »Tja … das Dorf hab ich ja schon von zu Hause aus aufgespürt, aber dort steht nichts mehr. Ich war vorgestern dort. Es gab nicht mal mehr einen Schuppen, den man mir hätte zeigen können.« Er lächelte, sein Gesicht zog sich zusammen und sah mit einem Mal aus wie eine zusammengeknüllte Papiertüte. »Und im Übrigen gab es auch niemanden, der mir etwas hätte zeigen können.« Milt lachte. »Es gab nur andere Bruchbuden. Es war wie in Montana. Plus Wald.« Er hielt das Gebäck hoch und studierte es, eingehend. »Nachdem meine Vorfahren weggegangen sind, ist alles verkommen. Wo das Haus vielleicht gestanden hat, gab es nur noch ein paar Kühe auf einer Weide. Nicht mal die Grundmauern waren übrig.« Er sah Johnny über das Gebäck hinweg an. »So was sieht man, wenn man hier herumfährt. Kühe, aber keine Leute. Und überall Steinmauern.« Milt legte den Kuchen hin. »Man kann verstehen, dass die Leute weggegangen sind.« Er hob die Hand, als würde er etwas wiegen. »Zu müde, um Steine zu stapeln, die armen Teufel.«
    Johnny nickte.
    »Aber du bist geblieben.« Milt lächelte. »Dein Urgroßvater hat beschlossen zu bleiben.«
    »Scheint … so.«
    »Was machst du denn, Junge? Du siehst nicht aus wie ein Bauerntölpel.«
    Johnny zeigte auf die Jukebox. Es

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