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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Speiseplan, Bodil?«
    »Hm … Frikadellen, glaub ich.«
    »Hast du keine Isterband in der Tiefkühltruhe?«
    »Nein, aber im Kühlschrank. Warum fragst du?«
    »Könntest du dem Amerikaner eine machen? Mit Béchamelkartoffeln.«
    »Jetzt kapier ich gar …«
    »Er möchte eine Spezialität probieren. Er hat schon mal von Isterband gehört.«
    Bodil nickte mit offenem Mund.
    Johnny kehrte in das Café zurück.
    »Morgen«, sagte er.
     
    Milt Ericson winkte, als Johnny vom Parkplatz fuhr. Das karierte Hemd des Amerikaners leuchtete so kräftig in der Dämmerung, dass es Johnny an einen Busch im Herbst erinnerte.
    »Du gehst hier nicht weg, bevor du mir nicht deine Telefonnummer gegeben hast, Junge«, hatte er gesagt. »Wenn ich auf noch mehr Probleme in dem alten Land stoße, weiß ich, dass ich dich anrufen kann. Und du bist der Einzige, der Englisch spricht.«
    »Ich bin meistens … unterwegs«, hatte Johnny gesagt.
    »Es ist ja nur für den Notfall.«
    Milt hatte ihm seine Adresse gegeben.
    »Hoffentlich kommst du mal zu Besuch im neuen Land, Junge. Ich habe ein großes Haus. Es gibt viel Platz. Meine Frau ist nicht mehr unter den Lebenden.« Er hatte auf den kleinen Motelanbau gezeigt. Der wirkte in der Umgebung fast genauso fremdartig wie Milt Ericson selbst in seinem schreiend bunten Hemd. Sie passen zusammen, hatte Johnny gedacht, das Motel und Milt. Motels sind eine amerikanische Erfindung. »Dies ist noch eine Woche mein Basislager. Wenn du zufällig vorbeikommst, schau bei mir rein.«
    »Fährst du dann … nach Hause?«
    »Japp. Dann hab ich das hier gesehen.« Er ruderte mit den Armen. »Dann habe ich gesehen, woher ich stamme.«
    »Kauf dir ein anderes Auto!«, rief er, als Johnny beim Stoppschild hielt, um auf die alte Landstraße einzubiegen.
     
    Johnny hatte den Zettel mit Milts Adresse auf das Armaturenbrett gelegt. Als das Auto in ein tiefes Loch auf der mit Schotter bedeckten Straße rumpelte, segelte der Zettel zu Boden und verschwand aus Johnnys Blickfeld. Jetzt fuhr er durch einen Wald. Die Straße wurde enger und die Tannen schienen ihn und das Auto zu bedrängen. So fühlte es sich manchmal an. Es wurde dunkel, das gemahnte an den August. Eine ruhige Stimme im Radio erzählte, dass Ranger VII viertausend Aufnahmen von der Mondoberfläche machen würde. Er dachte wieder an Milt. Sollte ihm der Mond fremder sein als das Hochland hier? Es war nicht sicher. Er wusste nicht, ob Milt eine Kamera dabeihatte, aber er nahm es an. Fotos von einer Kuhweide oder einer Steinmauer. Ein überwuchertes Stück Land. Von hier stamme ich.

11
    Die Straße machte einen riesigen Bogen, und er sah den Ort am anderen Ufer der Bucht. Der See ging in die sumpfigen Weiden über und ließ alles durchsichtig erscheinen. Land und Wasser waren nicht zu unterscheiden. Im Winter war das anders, dann war alles zu einem weißen Fußboden gefroren, doch jetzt, in der Augustdämmerung, könnte man verführt werden, übers Wasser zu gehen. Aber er hatte das Auto noch nie in der Parkbucht abgestellt und es versucht.
    Der Ort sah aus wie alle Orte in dieser Gegend. Häuser und Höfe wurden hoch vom Kirchturm überragt. Die Dächer gingen in einer einzigen gezackten Linie ineinander über, die niedriger war als die Horizontlinie des Waldes. Die Gulf-Tankstelle am Ortseingang sah verlassen aus im feurigen Licht des Abendhimmels. Ein einsamer Volvo PV stand neben einer der drei Tanksäulen, aber er konnte kein Personal und keinen Fahrer entdecken.
    Ihm begegneten keine Autos, als er an der Kirche, dem Kiosk und dem Marktplatz vorbeifuhr. Vor dem Kiosk stand eine Borgward Isabella, aber niemand stieg aus oder ein. Der Kiosk schien wie geblendet im Abendlicht, er sah aus wie ein blindes Auge.
    Das Rondo lag dunkel da. Es hatte drei Fenster zur Landstraße, und drinnen sah er nur ein feuergelbes Licht. Er kannte die Lichtquelle. Es war sein Licht, er hatte es dort drinnen aufgestellt.
    Er parkte hinter dem Café. Auch das Gartencafé auf der anderen Seite des Schotterplatzes sah verlassen aus. Es war ein schöner Abend, nur die Menschen fehlten. Er hob seine Platten aus dem Duett und hörte eine Stimme hinter sich.
    »Bei uns ist heute Nacht eingebrochen worden, Johnny.«
    Er drehte sich um und sah Monas Gesicht am Fenster.
    »Was ist passiert?« Er ging auf die Treppe zu.
    »Die hier haben sie eingeschlagen.« Sie klopfte auf die Fensterscheibe. »Birger hat es entdeckt, als er heute Morgen kam.« Sie klopfte wieder. »Wir haben eben

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