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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Augen war jetzt ein Leuchten, das jeden froh stimmen könnte.
    »Dann musst du eben reich werden.«
    »Genau das fehlt mir noch«, sagte Johnny und stellte den Motor ab. »Was hast du gesagt, wann Elisabeth von der Arbeit nach Hause kommt?«
    »Wir haben noch genau eine Stunde«, sagte Lennart.
     
    Morén kam aus dem Café gehumpelt, als sie an dem flachen Volvomodell vorbei darauf zugingen. Morén hob die Krücke zum Gruß. Er war nicht allein.
    »Du kennst doch Wigén?«, sagte er und machte eine ruckartige Kopfbewegung zu dem Mann, der hinter ihm auf der Schwelle stand. Wigén war klein und breit und trug einen Trenchcoat, der zwei Monate zu früh aus dem Schrank geholt worden war. Er war vielleicht zehn Jahre älter als Johnny, und er war das größte Schlitzohr auf dem Hochland.
    »Ich sehe, du hast eine neue Karre«, sagte Johnny und streckte seine Hand aus.
    Wigén zog die Lippen hoch, seine geschickte Imitation eines Lächelns. Er hob den Blick zum Parkplatz.
    »Der Duett macht noch immer mit, wie ich sehe.«
    »Nur aus praktischen Gründen«, sagte Johnny. »Die Boxen passen einfach nicht in einen P 1800.«
    Wigén öffnete den Mund, entblößte seine Zähne und stieß einen Laut hervor.
    »Die Volvofamilie ist groß und vielfältig«, sagte er.
    »Genau wie die Jukeboxfamilie.« Er trat in den Sonnenschein hinaus. »Ich kann vier Stellplätze verkaufen. Interessiert?« Wigén beugte sich zu Lennart hinunter. Nicht sehr tief. »Und wer bist du?«
    »Ein Freund von Johnny«, antwortete Lennart.
    Wigén machte wieder seinen Lachtrick.
    »Wo sind diese Plätze?«, fragte Johnny.
    »Hier und da«, sagte Wigén. »Zwei in der Provinz, zwei außerhalb.«
    »Ich will die Jukebox in der Kaserne«, sagte Johnny.
    Wigén sah Morén an: Hast du gehört, was der Knallkopf sich einbildet? Morén schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Die ist die Einzige, die sich noch lohnt«, sagte Johnny.
    »Das weißt du, Wigén.«
    »Du musst deine Tätigkeit erweitern, Bergman«, sagte Wigén. »Das hab ich dir schon mal gesagt.«
    »Wir können ja tauschen«, sagte Johnny. » Ljungs Café und das Trekanten gegen die Kaserne.«
    Jetzt rasselte es in Wigéns Kehle, ein Lachen wie von einem Toten.
    »Ljung hat den Verstand verloren«, sagte er. »Wusstest du das nicht?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Johnny.
    »Der ist losgegangen und hat alle Kuchen und Zwiebäcke in Svenssons Lebensmittelladen geklaut. Sie konnten ihn erst aufhalten, als er schon wieder draußen war. Er hatte zwei Müllsäcke dabei, in die hat er alles gestopft. Es waren zwei Regale voll. Weißt du, was er dann gemacht hat?«
    Johnny schaute zu Lennart hinunter. Der Junge hörte aufmerksam zu.
    »Ich kann’s mir schon denken«, sagte Johnny. »Das war nur seine Art zu protestieren.«
    »Gegen was?«
    »Gegen die neuen Zeiten. Die neuen schlechten Zeiten.«
    »Bringt doch nichts«, sagte Wigén, »und apropos, Bergman, du musst jetzt mal ernsthaft über deine eigene Zukunft nachdenken.«
    Johnny antwortete nicht. Lennart hatte gerade ein Eis von Morén bekommen, das in seiner Hand sehr groß wirkte.
    »Komm mal mit, Junge.« Wigén legte einen Arm um Johnnys Schultern und zog ihn den Abhang hinunter zum Steg. »Ich muss mit dir reden.«
    Der See lag ganz still da, nichts rührte sich auf der Wasseroberfläche, kein Wind, kein Boot, keine Badenden, kein Vogel. Das Wasser schien sich schon auf den Winter vorzubereiten. Wigéns Arm lag immer noch um Johnnys Schultern, wie der eines Vaters, der sich um den Lebensunterhalt seines Sohnes Sorgen macht. Was ist mit ihm los?, dachte Johnny. Um was für einen unsauberen Gefallen will er mich bitten?
    Sie standen auf dem Steg. Johnny konnte bis auf den Grund sehen, wie auf den Grund eines Glases. Dort unten glänzten silberne Fischchen. Wigén holte tief Luft und sah über den See, drehte den Kopf von rechts nach links.
    »Hier ist es schön«, sagte er.
    Johnny nahm den Geruch seiner Zigarren wahr, den strengen Geruch, der von seinem derb geschnittenen Anzug ausging, ein Anzug, der wie aus einem anderen Jahrhundert zu stammen schien. Ihm wurde blitzartig klar, dass Wigén wie jemand wirkte, der aus dem neunzehnten Jahrhundert kam, sein ganzes Aussehen wirkte altmodisch. Aber gleichzeitig bewegte er sich ständig in der Zukunft, er redete nur von der Zukunft, dem Business der Zukunft.
    »Ich weiß, dass dies einer deiner Lieblingsorte ist, Bergman.« Wigén zeigte übers Wasser. Zwischen den Fingern hielt er eine nicht

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