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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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angezündete Zigarre. »Wenn man auf der Landstraße lebt, braucht man schöne Plätze, zu denen man zurückkehren kann.« Er machte eine Bewegung, die den Abhang hinter ihnen umfasste, das Café, den Tanzboden, den Kiosk, den Umkleideraum, das Plumpsklo, den Parkplatz, die Ferienhäuser hinter dem Parkplatz. »Aufsteller zu sein bedeutet ein hartes und einsames Leben. Man braucht so was wie das hier. Die Seele braucht so einen Ort.«
    »Wenn Morén nicht wäre, wäre es ein perfekter Ort«, erwiderte Johnny.
    »Ohne ihn gäbe es das alles hier nicht«, sagte Wigén. »So muss man denken.«
    Johnny drehte den Kopf. Morén und Lennart waren nicht mehr zu sehen. Er sah Wigéns Sportwagen, den Duett und Moréns traurigen Dodge. Was für ein verdammtes Trio. Die Bäume zwischen Café und Tanzplatz standen regungslos da, als würden sie auf etwas warten. An Land war es genauso still wie auf dem See.
    »Hast du schon nachgedacht, Bergman?«, fuhr Wigén fort.
    »Worüber?«
    »Über die Zukunft natürlich.«
    »Mach du dir keine Sorgen um meine Zukunft, Wigén.«
    »Du hast phantastische Möglichkeiten, wenn du nur richtig nachdenkst«, sagte Wigén. »Du hast die besten Voraussetzungen, das große Geld zu machen.«
    Wigén war der richtige Mann, vom großen Geld zu reden, der mit seiner großen Zigarre. Jetzt zündete er sie an mit Fingern, die aussahen wie diese Würstchen, die es zu Weihnachten gab. Der Rauch trieb widerstandslos übers Wasser, die erste Wolke des Tages.
    »Du weißt ja wohl, dass es vorbei ist, Bergman?« Wigén hatte sich ihm wieder zugewandt, seine dunklen Augen waren fast auf der Höhe von Johnnys Kinn, die Augenbrauen scharf gezeichnet, wie aufgemalt. Es gab Leute, die nannten Wigén hinter seinem Rücken Zigeuner. »Die Jukeboxen. Das goldene Zeitalter der Jukeboxen ist vorbei.«
    »Ich bin auch mit Silber zufrieden«, sagte Johnny.
    »Ha, ha, du hast Humor, Junge.« Wigén wedelte mit seiner Zigarre. »Manchmal ist das vielleicht hilfreich.«
    »Es geht nicht ums Geld«, sagte Johnny. »Mir liegt nichts am großen Geld.«
    »Man braucht es sich nur zu nehmen, da draußen gibt es alles.« Wigén schien Johnny nicht gehört zu haben. Er wedelte wieder mit seiner Zigarre, jetzt über den See und den stummen Hof am anderen Ufer, als ob die großen Reichtümer unter dem Katenboden verborgen lägen. »Du hast alle Möglichkeiten, Bergman.« Er nahm einen Zug.
    »Aber man muss vorwärts gehen und darf nicht an den alten Zeiten festhalten.« Er versuchte wieder zu lachen.
    »Wie in diesem Song, wie heißt der noch gleich? Jetzt ist es vorbei mit den alten Zeiten.«
    »Du hast keine Ahnung von Jukeboxen, Wigén.«
    »Ich hab Ahnung von Geschäften.«
    Johnny antwortete nicht. Er hörte einen leisen Ruf hinter sich und drehte sich um. Lennart kam aus dem Café und winkte. Er hob den Arm und zeigte auf sein Handgelenk.
    »Wir müssen jetzt fahren«, sagte Johnny. »Der Junge muss nach Hause.«
    »Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen«, sagte Wigén.
    »Und das wäre?«
    »Bowlingbahnen.«
    »Aha?«
    »Die sind jetzt im Kommen. Minibowlingbahnen in Restaurants. Das gibt einen Mordszirkus, wenn die Gäste langsam besoffen werden und die Kugeln werfen. Das halten die Stunden durch.«
    »Ich hab’s schon mal gesehen«, antwortete Johnny.
    »Das ist die Zukunft«, sagte Wigén.
    »Gott steh uns bei.«
    »Ich möchte, dass du dich der Sache annimmst«, fuhr Wigén fort, ohne auf ihn zu achten.
    »Was zum Teufel sagst du da?«
    »Ich hab mittlerweile zehn Bowlingbahnen. Ich will, dass du dich um sie kümmerst.« Wigén nahm wieder einen Zug von der Zigarre und stieß eine neue Rauchwolke aus.
    »Daran verdienst du mehr als an all deinen Boxen zusammen, das kann ich dir versprechen. Und einige von deinen Jukeboxen kannst du ja aufgestellt lassen, wenn du willst.«
    »Soll das ein Witz sein, Wigén?«
    »Wenn es um Geschäfte geht, mach ich nie Witze, Bergman.« Wigén neigte sich näher. »Was sagst du also?«
    »Nie im Leben.«
     
    »Der Jahrmarkt wird schon aufgebaut«, sagte Lennart. Sie hatten das Ortsschild passiert. Es war teilweise von Laubwerk verborgen. »Ich hab heute Morgen nachgeschaut.«
    »Mhm.«
    »Sie haben auch eine Bühne aufgebaut, für das Var… Var…«
    »Varieté.«
    »Wird Mister Swing auch da sein?«
    »Das weiß ich wirklich nicht, Lennart. Wenn es das Varieté de Paris ist, dann ist er wohl da.«
    »Gehen wir hin?«
    »Das ist noch nichts für dich.«
    Varieté de Paris war

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