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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wirklich nicht für Kinder geeignet, das war mal sicher. Eigentlich war es für niemanden geeignet. Er sah die Bühne vor sich. Die Artisten, die einander unter den besoffenen Kommentaren des Conférenciers ablösten. Eine nackte Frauenbrust, noch eine. Der ganze Körper. Ein betrunkener Alter, der auf einem Minifahrrad über die windschiefen Planken fuhr. Ein betrunkener Zauberer, der den Hut, Stock und die Säge fallen ließ. Einer, der mit blutendem Maul Glühbirnen fraß. Mister Swing.
    »Ich will Mister Swing kennen lernen«, sagte Lennart.
    »Das haben wir doch abgemacht.«
    »Wir können heute Abend ja mal bei ihm vorbeigucken«, sagte Johnny. »Hinter der Bühne.«
    »Ja!«
    »Wenn deine Mutter es erlaubt.«
    »Och.«
    Johnny parkte vor dem Mietshaus. Er schaute hinauf und sah Elisabeth am Fenster. Sie winkte und verschwand.
    Lennart stieg aus.
    »Bis heute Abend«, sagte Johnny.
    »Kommst du nicht mit rauf?«
    »Ich muss zu Lisas Café und die Box warten«, sagte Johnny.
    Er sah Elisabeth aus der Haustür treten.
    »Das ist ja eine Überraschung«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest erst morgen kommen, zum Markt.«
    »Wir waren draußen am See«, erzählte Lennart. »Ich hab ein Eis gekriegt.«
    »Ich mach gerade was zu essen«, sagte Elisabeth. »Es reicht auch für dich, Johnny.« Sie zerstrubbelte Lennarts Haare. »Erst recht, wenn dieser Junge schon gegessen hat.«
    »Bei Morén«, sagte Johnny.
    »Du schiebst immer alle Schuld auf Morén«, sagte Elisabeth.
    »Ich muss runter zu Lisas und nach der Box sehen«, sagte er.
    »Das hab ich schon erledigt, als ich vor einer Dreiviertelstunde gegangen bin«, antwortete sie. »Die Box steht noch.«
    »Ich hab die Zuggleise etwas verändert«, sagte Lennart.
    »Die Tunnel.«
    »Dann esse ich gern mit, wenn es dir keine Mühe macht«, sagte Johnny und stellte den Motor ab.
     
    Elisabeth hatte Fisch mit Eiersoße gekocht. Freitags kommt das Fischauto, hatte sie gesagt. Er hatte sich zweimal nachgenommen. Es gab reichlich Soße, die grün gepunktet war von Petersilie. Lennart hatte Soße und Kartoffeln gegessen, aber keinen Fisch. Von Fisch wird man intelligent, hatte Johnny behauptet und die Gabel mit einem Stück Schellfisch hochgehalten. Ich will nicht superintelligent werden, hatte Lennart geantwortet, Mama hat mir zu viel Lebertran gegeben, als ich klein war.
    Als Lennart in sein Zimmer gegangen war, um die Eisenbahn aufzustellen, war Johnny sitzen geblieben, während Elisabeth den Tisch abdeckte. Er spürte ein Sausen im Kopf, wie ein Wind, der auf dem Weg dorthin war und nur dorthin.
    Elisabeth setzte den Kaffeekessel auf. Er hatte jetzt einen heißen Kaffee nötig. Wieder sauste es im Kopf. Er brauchte etwas Starkes, etwas, das kein Branntwein war.
    Plötzlich wünschte er, er wäre stumm. Wäre er doch niemals ins Thimons gegangen und wäre der verdammte Zug schon lange vorher mit Bertil abgefahren.
    »Du siehst blass aus, Johnny«, hörte er Elisabeth durch die Bilder in seinem Kopf sagen, den 16-Millimeterfilm.
    Er schüttelte die Filmbilder ab.
    »Fühlst du dich nicht gut?«
    »Nein.«
    »Wann warst du zuletzt zu Hause?«
    »Zu H… wieso zu Hause?«
    »Wann hast du dich zuletzt mal ein wenig erholt?«
    »Fünfundfünfzig«, sagte er, »vor der Frühlingssaat.«
    Sie lächelte, aber sie sah nicht froh aus. Es war etwas in ihren Augen. Er hatte es schon unten auf der Straße gesehen.
    »Du bist selber blass«, sagte er.
    »Tja …«
    »Ist was passiert?«
    Sie blieb am Herd stehen, wartete, dass der Kaffee kochte, beugte sich darüber. Die Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Von hinten wirkte ihr Hals sehr schmal. Wie Lennarts Hals.
    Sie drehte sich um.
    »Ich muss bei Lisas aufhören«, sagte sie.
    »Auf…hören?«
    »Ja.«
    »Aber du arbeitest doch sowieso nur halbtags?«
    »Jetzt nicht mal mehr das.« Sie versuchte wieder zu lächeln. »Der Konditor kann es sich nicht leisten, mich zu behalten, sagt er.« Sie hob den pfeifenden Kaffeekessel vom Herd. »Er sagt, es tut ihm Leid.« Sie hielt den Kessel in der Hand. »Margareta muss auch aufhören.«
    »Verda… was für ein Schwein.«
    »Es ist nicht seine Schuld.«
    »Du hast da nun bald zehn Jahre gearbeitet.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Nach so langer Zeit kann er dich nicht einfach rausschmeißen.« Johnny erhob sich. »Wer kümmert sich dann um den Laden? Er lässt sich doch nie blicken, der Kerl.«
    »Seine … Frau, glaube ich.«
    »Seine Frau?! Hat DIE jemals ihren Fuß in den

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