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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gut ging, dem das aber egal war. In seinen Augen war ein übertriebener Glanz. Er hatte zugenommen, sein Gesicht hing herunter und war gleichzeitig in die Breite gegangen.
    »Du hast dich überhaupt nicht verändert, Bergman.«
    Greger lachte wieder und blinzelte Lennart zu. »Leider.«
    »Danke gleichfalls«, erwiderte Johnny.
    »Der Halbstarke unseres Varietés.« Er packte Johnny wieder an der Schulter. »Hast du die anderen schon gesehen?«
    »Wir sind gerade erst angekommen. Wer von den Alten ist denn noch dabei?«
    »Sune natürlich und Ingrid. Und der alte Jupiter ist auch noch da.«
    »Himmel.«
    Der alte Jupiter war der Fahrradakrobat.
    »Phantastisch, nicht?«, sagte Greger.
    »Und wie geht es Ingrid?«
    »Gut. Wie immer.« Er sah sich um, als müsse Ingrid in der Nähe sein. »Sogar besser. Sie trinkt nicht mehr so verd… viel.« Er sah Johnny an, sah Lennart an und dann wieder Johnny. »Wie geht’s dir selbst … in dieser Beziehung?«
    »Gut.«
    »Du siehst ziemlich gut aus.«
    »Danke gleichfalls.«
    »Verdammter Lügner.« Greger sah wieder Lennart an.
    »Entschuldige mein Gefluche, Junge.« Er streckte ihm die Hand hin. »Ich werd mich bessern. Wir sollten uns vielleicht bekannt machen. Ich heiße Greger.«
    »Lennart.«
    Greger drückte Lennarts Hand, ließ sie los und wandte sich wieder Johnny zu.
    »Apropos Gefluche, Teufel-Karlsson ist von uns gegangen.«
    »Ich dachte, er wäre … fort.«
    »Das hab ich doch gesagt.«
    »Ach so, ich dachte schon … na, du verstehst schon.«
    »Nein, nein. Der ist aus hartem Holz geschnitzt. Sie haben es versucht, oder?« Greger wandte sich an Lennart.
    »Teufel-Karlsson hat zehn Jahre im Knast gesessen.« Er hob einen Finger, würdevoll oder als Warnung. »Er war gelernter Dieb.«
    »Als er hierher kam, wurde er anständig«, sagte Johnny.
    »Was macht er jetzt?«
    »Hat eine Werkstatt eröffnet«, sagte Greger. »Oben im Norden. Seine Firma heißt Schwert & Schweißen. Aber sein Sohn ist noch hier.«
    »Magnus?«
    »Ja, er wartet unter anderem die Autoskooter.«
    »Wahrscheinlich ist er froh, dass er seinen Alten los ist«, sagte Johnny.
    »Ich glaube wohl. Aber den Namen wird er natürlich nicht los.«
    »Nein.«
    »Was für einen Namen?«, fragte Lennart.
    »Teufelssohn«, sagte Greger. »Magnus Teufelssohn.«
    Hier hört der Junge mehr hässliche Wörter als sonst das ganze Jahr über, dachte Johnny. Das ist nicht die Realschule. Ich habe einen schlechten Einfluss auf ihn.
    »Magnus flucht nie«, sagte Greger und sah auf Lennart hinunter. »Als hätte er ein Gegengift gekriegt.«
    Greger hob den Blick zum Augusthimmel, der nur noch drei Tage vor sich hatte. Johnny sah die Linien in seinem Gesicht, die wie scharfe Jahresringe waren. Es gab viele Linien, in alle Himmelsrichtungen. Greger war hier gewesen, als er, Johnny, zum Varieté gekommen war, und er war da gewesen, als Johnny gegangen war. Greger war uralt. Er hatte alles gesehen, jedenfalls alles südlich der Hauptstadt. Er hatte viele Artisten in seinem Varieté gehabt, viele Kunststücke waren auf seiner Bühne vorgeführt worden. Er brannte für die Künste, die Artisten und dafür, wahre Schönheit und großen Zirkus in das graue flache Land zu bringen.
    Er war nett zu Johnny gewesen in einer Zeit, als niemand nett zu ihm gewesen war.
    »In einer Stunde fangen wir an«, sagte Greger. »Erlauben Sie mir, dass ich die Herren zur Vorstellung einlade.«
     
    »Ich möchte das Varieté sehen«, sagte Lennart. Sie gingen eine Runde um den menschenleeren Platz. »Ich möchte Mister Swing sehen.«
    »Ich glaube nicht, dass diese … Show für Kinder geeignet ist.«
    »Für wen ist sie denn geeignet?«
    Johnny antwortete nicht, er konnte es nicht. Es war eine gute Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Für niemanden … nehme ich an.« Er wusste nicht genau, inwieweit sich die Show seit seiner Zeit verändert hatte, aber die Artisten waren dieselben. Älter, aber doch dieselben.
    »Ich möchte sie aber gern sehen«, wiederholte Lennart.
    »Ich glaube nicht, dass deine Mama das billigen würde.«
    »Wir brauchen es ihr ja nicht zu erzählen.« Lennart schaute auf. »Ich werde nichts sagen.«
    »Außerdem ist sie für Kinder verboten«, sagte Johnny.
    »Hast du nicht das Schild am Eingang gesehen?«
    »Aber der, dem das alles gehört, hat mich doch eingeladen!«
    »Mister Swing wirst du trotzdem treffen«, sagte Johnny. Sie standen vor einem Wohnwagen, der wie eine Eihälfte geformt war.

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