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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Tunnel und dann in den Wald, der aus sechs glänzend grünen Tannen bestand.
    Johnny hörte Elisabeths Stimme durch den Flur: »Möchtet ihr einen Nachtisch haben?«
    Lennart sah Johnny an und schüttelte den Kopf.
    »Du kannst meinen haben«, sagte Lennart.
    »Ich weiß ja nicht, was es gibt«, erwiderte Johnny.
    »Ich werd hier ein bisschen umbauen«, sagte Lennart, hielt den Zug an und hob einen Tunnel hoch.
    Es ist besser, wenn ich jetzt gehe, er möchte es, und das verstehe ich. Johnny erhob sich vom Fußboden. Das waren zu viele Fragen.
    »Vielleicht gibt’s Schokoladenpudding«, sagte er und versuchte seinen Rücken zu strecken. »Oder Wackelpudding.«
    »Ich mag keinen Wackelpudding«, antwortete Lennart.
    Am Nachmittag leerte Johnny den Kassenbeutel der Wurlitzer. Der Konditor kam ins Café. Er trug Alltagskleidung. Johnny kippte die Münzen auf den Tisch. Es war ein einsames Geräusch, die wenigen Fünfundzwanziger und Ein-Kronen-Münzen stießen kaum aneinander. Ich bin wirklich so was wie ein blöder Fischer, der seine Netze in verlassenen Wassern überprüft, dachte er. Oder vergifteten Wassern. Die Münzen lagen still, eine neben der anderen. Der Konditor pickte sich eine Krone heraus und betrachtete das Profil des Königs. Dann ließ er das Geldstück wieder zwischen die anderen fallen. Viel Silbergeklingel entstand nicht.
    »Es lohnt sich kaum, das zu teilen«, sagte er.
    »Nein, du hast ja auch schon genug«, sagte Johnny.
    »Was meinst du denn damit, Bergman?«
    »Das, was ich sage. Dass du offenbar deine dreißig Prozent nicht brauchst.«
    »Dreißig Prozent von …«
    Der Konditor machte eine Handbewegung über den Münzen.
    »… hundert Kronen sind …«
    »Dreißig Kronen«, unterbrach Johnny ihn, »das ist es doch, was du Elisabeth in der Woche bezahlst.«
    »Jetzt hör mir mal zu, Bergm…«
    »Warum verdammt noch mal hast du sie rausgeschmissen? Sie arbeitet doch schon genauso lange hier wie du.«
    »Kapierst du denn gar nichts?«
    Der Konditor sah durch die Glastür in den Laden, wo seine Frau versuchte, ein Gebäckstück mit der Zange zu greifen. Es war immer noch kein Kunde gekommen, an dem sie trainieren konnte. Vielleicht sollte ich etwas bestellen, was schwer mit der Zange zu greifen ist, dachte Johnny, etwas, das zu zerbrechlich ist. Etwas aus Kartoffelmehl. Es geht nicht, wird sie sagen und weggehen und die Schürze denen überlassen, die es können.
    »Du willst es nicht kapieren.« Der Konditor fuchtelte wieder über den Münzen herum. »Du willst ja nicht mal das hier begreifen.«
    »Ich kapiere es«, sagte Johnny.
    »Warum meckerst du dann rum? Das ist nicht fair, Bergman.«
    »Gegen sie, ja. Sie arbeitet doch nur halbtags. Sie braucht den Job.« Johnny schaute in den Laden und sah, dass Lisa weggegangen war. »Sie ist … allein. Sie muss ihre Familie allein versorgen.«
    »Ich weiß«, sagte der Konditor. »Glaubst du, ich weiß das nicht?«
    »Kannst du nicht noch ein wenig warten?«
    »Auf was? Bessere Zeiten?« Der Konditor lachte. »Im Augenblick haben wir doch angeblich die besten Zeit, die es jemals gab.«
    »Mhm.«
    »Es sind gute Zeiten für alle, nur nicht für das Café.«
    »Und für Jukeboxen auch nicht«, sagte Johnny.
    »Fang doch lieber mit Flippern an. Ich versteh nicht, warum du das nicht schon längst getan hast. Das bringt doch mehr als das Doppelte. Dreimal so viel.«
    »Auch dreimal so viel Arbeit.«
    »Vor Arbeit hast du dich doch nie gescheut, Bergman.«
    Johnny antwortete nicht. Er sah Lisa zurückkommen, durch den Raum gehen und die Tür öffnen, als wollte sie Kunden anlocken. Das Licht im Laden veränderte sich.
    Der Konditor fingerte wieder an einer Münze herum, an einem schmutzigen Fünfundzwanziger.
    »Es tut mir wirklich sehr Leid«, sagte er, »aber ich kann es mir nicht leisten, Elisabeth zu behalten.«
     
    Der Platz vor Lisas war leer, abgesehen vom Duett und dem Auto des Konditors, einem Kapitän Luxus. Zwei Fahrräder waren in einem überdachten Gestell aufgehängt. Rechts von der Kreuzung näherte sich langsam ein Amazon. Die Sonnenreflexe ließen die Frontscheibe schwarz erscheinen. Als das Auto vorbeifuhr, sah Johnny, dass die Frau hinterm Steuer ihm einen raschen Blick zuwarf, dann aber gleich wieder nach vorn schaute. Das war sie. Es war dasselbe rote Kleid. Es war die Frau, mit der er im Lisas gesprochen hatte, sie, die in Bodils Motel gewesen war oder auch nicht. Er wusste es, sie war es, aber ihr Gesicht war anders, als sie ihn

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