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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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bist du sicher.«
    Lennart guckte ihn unsicher an.
    »Sune ist in Ordnung«, sagte Johnny. »Er ist netter, als er aussieht.«
    »Ich kann dir ein paar geheime Fakirtricks verraten«, sagte Swing. »Es ist nicht alles so, wie es auf der Bühne aussieht.«
     
    Ingrid öffnete die Tür zu ihrem Wohnwagen, bevor Johnny klopfen konnte.
    »Ich hab dich schon durchs Fenster gesehen«, sagte sie.
    »Hallo, Ingrid.«
    »Ich hab gehört, dass du uns besuchst.«
    »Ja, hier bin ich.«
    »Du hast dich nicht verändert.«
    »Darf ich … reinkommen?«
    »Warum?«
    »Ja … ich wollte nur guten Tag sagen, hören, wie es dir geht.«
    »Es ist genauso aufregend wie immer«, sagte sie. »Im Augenblick bin ich Aphrodite und Venus in einer Person. Nein, in derselben Statue.« Sie blinzelte. Über ihrer Stirn, den Wangen und dem Hals lag ein blasser Glanz, als ob sie schon dabei war, sich für die Show zu verwandeln. »Willst du nicht sagen, dass ich mich auch nicht verändert habe, Johnny?«
    »Du hast dich nicht verändert, Ingrid.«
    Sie lachte kurz, ein heiseres Lachen.
    »Du lügst, Johnny. Du bist ein verdammter Lügner. Hoffentlich schlägt der Junge, den du bei dir hast, nicht nach dir.«
    Sie sah an ihm vorbei auf den Platz, als suchte sie Lennart mit dem Blick. Der Jahrmarkt hatte jetzt geöffnet und Leute begannen hereinzuströmen. Auf dem Weg von Mister Swings Wohnwagen hatte Johnny eine kleine Menschenansammlung vor dem Varietézelt gesehen. In einigen Minuten würde Greger anfangen, ins Mikrophon zu schreien.
    »Er ist nicht mein Sohn«, antwortete er und drehte sich zu ihr um.
    »Bist du sicher?«
    »Wie meinst du das, Ingrid?«
    »Nichts, nichts.« Sie richtete einen Haarkringel ihrer Göttinnenfrisur, die von einem goldsilbernen Band zusammengehalten wurde. »Dann komm schon rein.« Sie öffnete die Tür ganz. Sie trug bereits das antike Göttinnengewand.
    »Ich muss in zwanzig Minuten auf die Bühne.« Sie schloss die Tür hinter ihm. »Möchtest du einen Whisky?«
    »Nein, danke.«
    »Ich nehm einen.«
    »Na klar.«
    Sie goss sich aus einer Flasche ein, die in der Kochnische auf der Spüle stand. Es war dieselbe Whiskymarke wie bei Sune.
    »Hast du keinen Durst mehr, Johnny?« Sie blinzelte ihn über das Glas hinweg an. Er vermutete, dass sie in der vergangenen Zeit noch kurzsichtiger geworden war. Draußen auf der Bühne musste es geradezu eine Befreiung sein. »Du siehst aus, als hättest du keinen Durst mehr.«
    »Ich hab aufgehört«, sagte er.
    »Ich auch«, antwortete sie, kippte den Whisky wie einen Schluck Branntwein und schnappte nach Luft, während sich der Schnaps in ihrem mageren Körper ausbreitete.
    »Fast.« Sie füllte das Glas erneut zwei Fingerbreit und blinzelte ihn wieder an. »Was verschafft uns denn die Ehre?«
    »Tja … ich wollte Lennart den Jahrmarkt zeigen. Der Junge heißt Lennart.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Na ja, du weißt schon, man trifft viele Leute, wenn man herumreist. Ich kenne seine Mutter.«
    »Wohnt sie hier? In diesem Kaff?«
    »Ja …«
    »Wer ist es?«
    »Das spielt keine Rolle, Ingrid.«
    »Ach?« Sie zog eine Augenbraue hoch, nur eine, und sie machte es gut. »Du bist also Babysitter?«
    »Was ist, Ingrid? Was spiel…«
    »Du bist also allein, wie üblich?« Sie hob das Glas an die Lippen, setzte es aber wieder ab. »Reist herum und beschäftigst dich mit Jukeboxen.« Sie nahm einen kleinen Schluck.
    »Erinnerst du dich noch, vor … fünf Jahren oder so, als wir in einen Ort kamen und Sune wollte etwas in einer Konditorei essen, und da standest du und hast an einer deiner Jukeboxen herumgewerkelt.«
    »Klar erinnere ich mich.«
    »Du hast einsam ausgesehen, Johnny.« Sie stellte das Glas auf den Schminktisch. »So was sieht man einem Menschen an. Du allein mit diesem verdammten Jukeboxklumpatsch.«
    »Das ist mein Job«, sagte er.
    »Aha? Und wie läuft es?«
    »Tja …«
    »Ich seh dir an, dass es nicht gut läuft. So was sieht man. Man braucht keine Hellseherin zu sein, um so was zu sehen.«
    »Vielleicht geh ich morgen zu ihr«, sagte er.
    »Was soll sie dir sagen?«
    »Dass ich glücklich bis ans Ende meiner Tage lebe.«
    »Dann musst du wohl zu uns zurückkommen«, sagte sie, trank den Rest aus und stellte das Glas mit einem Knallen ab. »Nee, nee, jetzt muss ich mich für die Show vorbereiten, ein bisschen trainieren.«
    Johnny erhob sich.
    »Du brauchst nicht zu gehen. Ich übe nicht, die Fummel fallen zu lassen.«
    Sie war auch aufgestanden und hob die Arme

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