Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
Vom Netzwerk:
Essen!«
    Erst als wir den Essensboten bezahlt und alle Behälter auf den Couchtisch gestellt und geöffnet hatten, begann ich, von den Ereignissen in Queens zu berichten.
    »Ich hätte gar nicht gewusst, was Melmac ist.« Pagan nahm sich ein Stück Lamm und Tsatsiki mit einem Pitabrotkeil.
    »Ich weiß auch nicht, wieso ich darauf gekommen bin«, sagte ich. »Ich habe nicht täglich Alf gesehen oder so was. Vielleicht ein paar Mal, wenn ich mit Grippe im Bett lag. Ich erinnere mich nicht mal.«
    »Muss an deinem fotogenen Gedächtnis liegen«, erklärte Pagan, »das ausnahmsweise mal zu was gut war, statt unwichtige Fakten anzuziehen wie ein Fliegenfänger.«
    »Fotogen?«, fragte Dean.
    »Alter Witz«, sagte Pagan. »Lange, langweilige Erklärung.«
    »Wer hat das Salz?«, fragte ich.
    Pagan nahm den Salzstreuer und stellte ihn auf meine Serviette. Ich begann, freizügig weißes Gold auf mein Essen rieseln zu lassen.
    »Du hast nicht mal probiert«, sagte Sue vorwurfsvoll.
    »Warum soll ich mir den ersten Bissen verderben?«, entgegnete ich.
    Dann sagte Sue: »Ich will noch mehr von der Sache auf dem Friedhof hören. Wer, glaubst du, hat den Kleinen umgebracht, die Mutter?«
    Wie aus der Pistole geschossen antworteten Pagan und ich: »Der Freund.«
    »Aber wenn er schon vorher geschlagen wurde?«, fragte Sue. »Ich meine, weiß jemand, seit wann die Mutter mit dem Typen zusammen war?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau zu so was fähig ist. Allein, was ihre Kraft angeht – der Brustkorb war total …«
    »Wir essen gerade«, sagte Pagan.
    Ich zuckte die Schultern. »Sue hat gefragt.«
    Pagan zeigte mit dem Pitabrot auf mich. »Komisch, ich habe gar nicht gehört, wie sie sagte: ›Könntest du bitte dafür sorgen, dass mir richtig schlecht wird.‹«
    »Tut mir leid.«
    »Sollte es auch.«
    Oh, Schwestern.
    Sue sah Dean an. »Wie ist dein neuer Job?«
    »Interessant«, antwortete er. »Bis jetzt gefällt er mir.«
    »Wofür sind diese Maschinen überhaupt da?«, fragte Pagan.
    »Sie analysieren, wie viel Scheiße in einer Wasserprobe ist. Mikroben müssen atmen, und wenn man ihre Atemluft misst, kann man daran den Grad der Verschmutzung ablesen.«
    »Bin ich froh, dass wir auf der Filmschule waren«, sagte Sue. »Keine Ahnung, was du eben gesagt hast.«
    »Jedenfalls funktionieren die Dinger anscheinend nicht richtig. Christoph gibt den ignoranten amerikanischen Arbeitern die Schuld, die keinen Respekt vor den heiligen Schweizer Erfindern in ihren Laborkitteln haben. Nächste Woche weiß ich mehr.«
    »Nächste Woche?«, fragte ich.
    »Am Sonntagabend schickt er mich zu einem Serviceeinsatz nach Houston. Sieht aus, als könnte ich einen neuen Overall gebrauchen.«
    »Nadelstreifen oder Fischgrät?«
    »Fischgrät«, sagte er. »Macht schlank.«
    Sue ging mit ein paar Kumpeln Billard spielen, und Dean ging schon mal ins Bett.
    Pagan und ich beschlossen, vor dem Schlafengehen noch ein Bier zu trinken, nachdem wir im Wohnzimmer das Licht ausgemacht hatten, damit sich das böse Orange nicht noch tiefer in unsere Augäpfel fraß.
    Unsere einsame Straßenlaterne schickte ihren sanften Schein durch die zwei Fenster, und das verschlossene schmale Tor der Feuerleiter zeichnete dünne Streifen an die Decke.
    »Erzähl noch was von dem Jungen«, sagte Pagan und trank einen Schluck Bier.
    »Er hieß Teddy Underhill.«
    »Das heißt, er ist ein entfernter Cousin oder so was, oder?«
    »Vielleicht. Ich meine, er war schwarz.«
    »Was bedeutet, dass seine Familie vielleicht unserer Familie gehört hat«, sagte sie. »Autsch.«
    »Wir können trotzdem verwandt sein.«
    »Natürlich. Wie ist er auf dem Friedhof gelandet?«
    »Das wissen wir nicht.« Ich trank einen Schluck Bier. Dann erzählte ich ihr von dem Motelzimmer in LaGuardia und wie nahe Mrs Underhill am Friedhof wohnte.
    »Seine Mutter hat der Polizei gesagt, sie hätte sich für einen Job vorgestellt«, sagte ich. »Aber Skwarecki glaubt ihr nicht.«
    »Skwarecki?«
    »Die Frau von der Mordkommission.«
    »Warum glaubt sie der Mutter nicht?«
    »Sie meint, sie sieht aus wie eine Cracksüchtige.«
    »Wie groß war das Kind?«
    Ich hielt die Hand ungefähr zwanzig Zentimeter über unseren Couchtisch, und Pagan schauderte.
    »Weißt du, was komisch ist?«, sagte ich.
    »Was?«
    »Du und ich haben sofort den Freund beschuldigt. Die anderen nicht – weder Sue noch Dean eben und Cate heute Nachmittag auch nicht.«
    Pagan zuckte die Schultern. »So haben wir es

Weitere Kostenlose Bücher