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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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geredet.«
    Astrid legte die Füße auf den Tisch und lehnte sich im Stuhl zurück. »Unsere erste durchgemachte Nacht.«
    »Von vielen«, sagte ich.
    »Wir müssen achtzehn Stunden am Stück geredet haben.«
    »Bis wir vor Erschöpfung ohnmächtig wurden.«
    »Dabei mussten wir nicht mal einen Aufsatz schreiben oder sonst was, das wir hätten schwänzen können.«
    »Diese Nacht hat mich so glücklich gemacht. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dort hinzugehören. Als würde am Ende doch noch alles gut.«
    Sie pikte mir mit dem Zeh in den Schenkel. »Als würde was gut?«
    »Mein Leben? Ich weiß nicht.«
    »Ach, Quatsch. Die Welt lag uns zu Füßen, und das hast du damals schon gewusst.«
    »Dir vielleicht. Du warst so cool, und plötzlich hatten wir so viel gemeinsam, und danach war alles viel einfacher für mich.«
    »Ach, Quatsch«, sagte sie wieder.
    »Ist auch egal. Darauf kommt es nicht an.«
    »Worauf dann?« Sie klang so müde, so verloren.
    »Auf dich. Mach die Augen zu und vergiss Southampton und Christoph und Cammy und die ganze Scheiße, die dich wahnsinnig macht.«
    »Ich kann nicht.«
    »Nichts davon hat Bedeutung«, sagte ich. »Nichts kann die Tatsache ändern, dass es auf dich ankommt, Astrid. Auf dich.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Habe ich dich je belogen?«, fragte ich. »Habe ich in zwölf Jahren je einen einzigen verdammten Satz zu dir gesagt,an dem auch nur ein Körnchen gelogen war, wenn es um etwas Wichtiges ging?«
    Sie antwortete nicht.
    »Habe ich nicht«, sagte ich. »Nie. Und wenn ich dir sage, dass ich mir vollkommen sicher bin, dass Christoph dich nicht betrügt, dann kannst du mir ruhig glauben, okay?«
    »Maddie …«
    »Halt die Klappe. Du bist die schönste Frau, die ich kenne. Und du bist auch eine der klügsten. Und wir sind immer noch saucool, okay? Wir sind saucool.«
    Als ich aufsah, stand Dean in der Tür.
    »Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte er.
    Ich folgte ihm in den Flur. »Was gibt’s?«
    »Ich finde, wir sollten deinen Wagen hierlassen.«
    »Können wir nicht einfach fahren?«, flüsterte ich.
    »Wir haben noch viel zu tun. Christoph fährt uns später in die Stadt zurück.«
    »Ich warte auf dich. Ich glaube, ich würde es nicht mit den beiden im Jeep aushalten.«
    »Trotzdem solltest du den Porsche hier stehen lassen, finde ich.«
    »Vielleicht kannst du ihn morgen früh wieder rausfahren?«
    »Klar«, sagte er.
    »Ich schulde dir was.«
    »Das kannst du laut sagen.« Er legte den Arm um meine Taille und küsste mich.
    »Alles vergeben?«
    Sein Atem kitzelte in meinem Ohr. »Wenn du wirklich gehen willst, Bunny, kann ich nachher auch allein mit ihnen fahren.«
    »Niemals«, flüsterte ich zurück. »Ich würde keinen Hund allein hier draußen lassen.«
    Ich fuhr Dean selbst zurück in die Stadt, lange nach Einbruch der Dunkelheit. Er ging gleich ins Bett, aber ich lag im großstädtischen Zwielicht noch hellwach auf der Wohnzimmercouch, als um kurz nach Mitternacht das Telefon klingelte.
    Ich nahm ab, bevor es ein zweites Mal klingelte. Alle anderen schliefen.
    »Maddie?« Astrids Stimme.
    Na toll .
    Obwohl ich mir Sorgen um sie machte, war es nicht leicht, immer wieder das gleiche Gespräch zu führen. Meine Worte schienen sie nie zu überzeugen.
    »Ja, ich bin’s«, seufzte ich.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Sie war völlig am Ende. »Hey, weinst du etwa?«
    »Christoph hat mich die Treppe runtergestoßen.«
    »Warte … was ?«
    »In der Firma«, sagte sie. »In New Jersey.«
    »Es ist nach Mitternacht. Seid ihr noch da draußen?«
    »Nein. Es ist heute Abend passiert. Nachdem du und Dean weg wart.«
    » Was ist passiert? Geht es dir gut?«
    Ich hörte, wie sie an ihrer Zigarette zog und dann ausatmete.
    »Astrid? Rede mit mir, Herrgott noch mal …«
    »Ich habe die Polizei gerufen.«
    »Hat er dich verletzt?« Ich setzte mich auf. »Wo bist du?«
    »Die Polizei kam, und ich habe eine Aussage gemacht und so weiter, und jetzt bin ich wieder in der Stadt.«
    » Wo in der Stadt?«
    Sie zog wieder an der Zigarette. »Du glaubst mir nicht.«
    »Natürlich glaube ich dir«, sagte ich. Nur die Tatsache, dass sie nachfragte, machte mich nervös. »Ist so was schon mal vorgekommen?«
    »Maddie, soll ich ihn verlassen?« Jetzt flüsterte sie.
    »Wo bist du?«, flüsterte ich zurück.
    »In der Wohnung. In unserer Wohnung.«
    »Ist Christoph auch da?«, fragte ich überrascht.
    »Natürlich. Ich will nicht, dass er mich

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