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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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ihr nicht das Leben schwer gemacht oder etwas in der Art, sie wurde behandelt wie jedes andere Mitglied des Kollegiums, aber die Tatsache bleibt bestehen: Ich traute diesem Mädchen nicht über den Weg. Wie schon gesagt, ich kann Charaktere recht gut einschätzen. Das Paradoxe an diesem Fall ist, dass ich einerseits so ziemlich ins Schwarze getroffen habe, während ich auf der anderen Seite meilenweit danebenlag. Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.
    Nein, ich glaube nicht, dass es irgendetwas gab, das ich hätte tun können. Selbst die, die über Voraussicht und Einblick in die Dinge verfügten, hätten nichts erreichen können. Es gab ja keinen irgendwie gearteten Hinweis. Das Unerwartete erwartet man nun einmal nicht. Wir sind Lehrer, keine Detektive, Psychologen oder gar Gedankenleser. Sie können uns die Schuld daran nicht aufladen, auf meine Kollegen und mich kann niemand mit dem Finger zeigen.
     

 
    Der erste Eindruck
    von Rosie Farrells Mutter
    Also, ich muss sagen, dass ich anfing, mir um meine Rosie Sorgen zu machen. Sie zog sich an wie eins von diesen depressiven Mädels, die man im Stadtzentrum so zu sehen bekommt. Sie wissen schon, die, die hinter dem Buchladen in der Buchanan Street herumlungern. Was die da machen, weiß ich nicht. Sie reden über Musik und sehen den Jungs zu, die da mit ihren Skateboards herumtoben. Und sie haben alle völlig zerfetzte Strumpfhosen an. Soll das etwa Mode sein? Für mich sehen die alle gleich aus, alle in Schwarz. Und das Make-up, das sie alle tragen! Was die brauchen, ist eine gründliche Wäsche, ja, das ist es.
    Wie auch immer, ich wollte jedenfalls nicht, dass meine Rosie sich da anpasste. Es ist nicht gerade der Traum aller Eltern, oder? Aber es ist mir noch lieber, sie rennt mit diesem Haufen durch die Gegend, als dass sie sich mit einer Gruppe von NEDs herumtreibt.
    Heutzutage Eltern zu sein ist erschreckend. Man ist starr vor Angst, sie aus den Augen zu lassen, und dann ist da noch die ganze Sache mit der Teenager-Trotzphase, von der Periode und dem Erwachsenwerden. Als Mutter will man seiner Tochter ja eine Freundin sein, Sie wissen schon, über Mädchensachen reden und all das, aber Rosie stand da überhaupt nicht drauf. Sie hasste diese ganzen pinken, mädchenhaften Sachen, sie hasste es sogar, wenn ich ihre Unterwäsche wusch. Na ja, ich meine, sie hasste es, wenn sie zu sehen war … zum Beispiel beim Trocknen. Sie wusch sich das alles allein und trocknete es in ihrem Zimmer, das in unserer Wohnung als Sperrgebiet galt.
    Ich glaube nicht, dass ihr Körper ihr peinlich war, ich denke, sie war in der Hinsicht wie jedes andere sechzehnjährige Mädchen. Aber wir haben darüber nie gesprochen. Wir kennen unsere Grenzen. Und ich bin nicht blöd, ich wusste, diese Trotzphase würde irgendwann schon wieder nachlassen.
    Sicher war ich genauso, als ich in dem Alter war. Meine Eltern konnten mit mir nichts anfangen, als ich sechzehn war, aber jetzt sind wir die besten Freunde, und meine Mutter und ich erzählen einander alles – damit meine ich wirklich alles. Ich stand auf T. Rex und Bowie, und sie konnten nicht verstehen, warum ich mir Plateauschuhe anzog und mit einem Gesicht wie ein explodierender Regenbogen herumlief.
    Das ist mit Rosie nicht anders, sie steht auf diese ganze weinerliche Musik, die für mich durch und durch der reinste Müll ist. Aber ich sage Ihnen, man hört doch all diese Geschichten, nicht wahr? Über Teenager, die von der Musik, die sie hören, besessen werden. Und Befehle ausführen, die sie in der Musik hören. Denken Sie nur daran, was in dieser Schule in Amerika passiert ist. Furchtbar war das. Und das hatte alles mit der Musik zu tun, die sie hörten, oder nicht? Ich hatte jedenfalls furchtbare Angst, dass Rosie zu abhängig von dieser Musik werden könnte. Es war keine richtige Angst, eher eine Sorge. Sie zog sich immer mehr zurück.
    Rosies Vater taucht hier nicht mehr auf. Er hat immer gesagt, es wäre besser gewesen, wenn wir einen kleinen Jungen bekommen hätten und kein Mädchen, denn bei einem Jungen hat man nur einen Penis, um den man sich Sorgen machen muss. Oh ja, das war eine Sorge. Eine große Sorge. Jede Mutter macht sich darum Sorgen, oder nicht? Ich habe die Szene in meinem Kopf wieder und wieder durchgespielt. Ich weiß, meine Religion schreibt mir vor, dass man nicht abtreiben darf, aber um ehrlich zu sein, wenn Rosie in diesem Alter nach Hause käme und mir erzählte, sie wäre schwanger, ich würde mit ihr in

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