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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Gedanke. War er ihm wirklich erst jetzt gekommen? Tom wußte es nicht. Doch damit sollte der Junge herausrücken, wenn und wann er wollte. »Kaffee!« verkündete er entschieden.
    »Vielleicht sollte ich lieber gehen?« Toms Blick auf die Uhr war dem Jungen nicht entgangen.
    »Nein, nein, ich dachte nur an Héloïse. Sie wollte vor Mitternacht zurück sein, doch bis dahin ist noch lange Zeit. Setz dich.« Tom holte den Brandy vom Barwagen. Je mehr Frank heute abend redete, desto besser; außerdem würde er ihn ja heimfahren. »Cognac.« Tom schenkte dem Jungen ein und sich selbst genauso viel, obwohl er das Zeug nicht mochte.
    Frank sah auf seine Armbanduhr. »Ich werde gehen, bevor Ihre Frau kommt.«
    Héloïse war für den Jungen wohl eine weitere Person, die seine wahre Identität entdecken könnte. »Leider werden sie die Suche ausweiten, Frank. Wissen sie nicht bereits, daß du in Frankreich bist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Setz dich. Ganz bestimmt wissen sie das. Sobald sie mit Paris durch sind, könnten sie dich sogar in einem kleinen Ort wie Moret aufspüren.«
    »Nicht wenn ich alte Klamotten trage, Arbeit habe – und einen anderen Namen.«
    Eine Entführung, dachte Tom, könnte als nächstes kommen, möglich war es auf jeden Fall. Er wollte Frank nicht an die Entführung des Getty-Sohnes erinnern, an eine Suche wie mit der Lupe, die doch vergeblich geblieben war: Die Entführer hatten dem Jungen ein Ohrläppchen abgeschnitten, zum Beweis, daß sie ihn hatten, und die drei Millionen Dollar Lösegeld kassiert. Auch Frank Pierson wäre ein dicker Fisch. Sollten ihn Gauner irgendwo wiedererkennen (und sie würden genauer hinschauen als andere Leute), wäre es profitabler, den Jungen zu entführen, als der Polizei einen Hinweis zu geben. »Warum hast du den Paß deines Bruders genommen? Hast du keinen eigenen?«
    »Doch. Einen ganz neuen.« Frank hatte auf dem Sofa Platz genommen, in derselben Ecke wie zuvor. »Weiß auch nicht. Kann sein, weil Johnny älter ist, das schien mir sicherer. Und wir sehen uns in etwa ähnlich. Nur daß er blonder ist.« Frank schien sich vor Scham zu winden.
    »Kommst du mit Johnny aus? Magst du ihn?«
    »Ach ja, schon. Klar mag ich ihn.« Frank sah Tom an.
    Eine ehrliche Antwort, Tom spürte das. »Und wie war das mit deinem Vater?«
    Frank sah weg, zum Kamin. »Ist schwer, über ihn zu sprechen, seit…«
    Tom ließ ihn mit sich ringen.
    »Zuerst wollte er, daß sich Johnny für Pierson interessiert – für die Firma, meine ich. Dann wollte er dasselbe von mir. Johnny schafft es in Harvard nicht auf die Business School, oder er will es nicht. Er interessiert sich für Fotografie. « Frank betonte das Wort wie etwas Groteskes und sah Tom kurz an. »Also hat Dad angefangen, mich zu bearbeiten. Das war – ach, über ein Jahr geht das schon so. Ich habe wieder und wieder gesagt, ich wüßte es nicht. Der Konzern ist nämlich sehr groß, und warum sollte ich ihm mein ganzes Leben opfern?« Zorn blitzte in seinen braunen Augen auf.
    Tom wartete weiter.
    »Also – nein, ehrlich gesagt, so gut haben wir uns wohl nicht verstanden.« Frank nahm die Kaffeetasse. Den Brandy hatte er nicht angerührt, brauchte ihn vielleicht auch nicht, denn er war ja jetzt in Fahrt.
    Die Sekunden vergingen, aber vom Jungen kam kein Wort mehr. Tom spürte, daß noch mehr Schmerz in ihm steckte, erbarmte sich und sagte: »Ich habe gesehen, daß dir der Derwatt aufgefallen ist.« Er nickte zum Mann im Sessel über dem Kamin. »Gefällt er dir? Mein Lieblingsbild.«
    »Ich kenne es nicht. Das dort aber, aus einem Katalog.«
    Er meinte Die roten Stühle, einen echten Derwatt. Tom wußte auch gleich, wo er es gesehen haben könnte – in einem Katalog der Galerie Buckmaster. Inzwischen bemühten sie sich dort, keine Fälschungen mehr aufzunehmen.
    »Waren einige Bilder wirklich gefälscht?« fragte Frank.
    »Keine Ahnung.« Tom gab sich alle Mühe, ehrlich zu klingen. »Bewiesen wurde das nie. Nein, ich meine mich zu erinnern, daß Derwatt nach London gekommen wäre, um die Echtheit bestimmter Gemälde zu bestätigen.«
    »Ja, ich dachte, Sie könnten dort gewesen sein, weil Sie die Besitzer der Galerie kennen, nicht?« Er lebte etwas auf. »Mein Vater hat nämlich einen Derwatt.«
    Tom war froh, ablenken zu können: »Welchen denn?«
    »Das Bild heißt Der Regenbogen. Kennen Sie es? Beigetöne als Untergrund, darüber ein Regenbogen, vor allem in Rot. Alles verwischt und gezackt. Man weiß nicht, welche Stadt

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