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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Klippe gesprungen.«
    »Von der Klippe?« Tal wollte schon loslaufen, doch Tom winkte ab, wie um zu sagen: Es ist vorbei.
    »Was ist denn los?« Johnny kam heraus, gefolgt von den beiden Hunters.
    Tom hörte Eugene die Treppe hinaufpoltern und ging ihm auf dem Flur entgegen.
    »Krankenwagen und Polizei müßten in wenigen Minuten hier sein, Sir«, stieß Eugene hervor und hastete an ihm vorbei.
    Tom folgte ihm mit den Augen und sah weiter hinten im Flur eine weiße Gestalt – nein, blaßblau, heller als Franks Jacke: Susie. Eugene war auch an den andern vorbeigegangen, er wechselte ein paar Worte mit ihr. Susie nickte; Tom meinte sogar, sie habe dünn gelächelt. In diesem Moment rannte Johnny auf dem Weg zur Treppe an ihm vorüber.
    Zwei Krankenwagen trafen ein, einer mit Wiederbelebungsgerät, soweit Tom das erkennen konnte, als die zwei weißgekleideten Männer hinter Eugene über den Rasen liefen. Dann folgten andere Sanitäter mit einer ausziehbaren Leiter. Hatte Eugene die Männer entsprechend eingewiesen, oder wußten sie noch, von John Piersons Unglück damals, wo die Klippe war? Tom blieb nahe am Haus. Auf keinen Fall wollte er das zerschmetterte Gesicht des Jungen sehen, wollte sogar sofort fahren, wußte aber, daß das nicht ging: Er würde warten müssen, bis die Leiche geborgen war, bis er Lily mehr hatte sagen können. Tom ging ins Haus zurück, warf einen Blick auf seinen Koffer, der immer noch vor der Haustür stand, und stieg die Treppe hinauf. Es drängte ihn, noch einmal, ein letztes Mal, das Zimmer des Jungen zu sehen.
    Oben im Flur erblickte er Susie Schuhmacher, die am anderen Ende stand, die Hände gespreizt hinter sich an die Wand gelegt. Sie schaute ihn an und nickte, jedenfalls kam es Tom so vor. Er ging zur Tür von Franks Zimmer, dann daran vorbei. Susie nickte ihm zu. Was wollte sie? Tom starrte sie an wie gebannt, finster und ablehnend.
    »Sehen Sie?« sagte Susie.
    »Nein«, erwiderte Tom bestimmt. Ob sie ihn einschüchtern wollte, ihn von ihrer Sicht überzeugen? Tom spürte eine instinktive Feindseligkeit gegen die Frau – ein Selbsterhaltungstrieb, der dafür sorgen würde, daß er ungeschoren davonkam. Er ging weiter auf sie zu und blieb zwei Meter vor ihr stehen. »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Von Frank natürlich. Er war ein böser Junge. Wenigstens hat er das eingesehen.« Sie näherte sich Tom, wollte zurück in ihr Zimmer zu seiner Linken. Schwach kam sie ihm kaum noch vor. »Und Sie sind vielleicht genauso«, fügte sie hinzu.
    Tom trat einen Schritt zurück, vor allem, um Abstand von ihr zu halten. Er drehte sich um, ging zur Tür und betrat das Zimmer des Jungen. Wütend schlug er die Tür zu, doch sein Zorn verebbte schnell: Das Bett, so furchtbar ordentlich, in dem Frank nie mehr schlafen würde. Und der Berliner Bär. Tom näherte sich ihm langsam, er wollte ihn haben. Wenn er ihn nähme, wer würde es je erfahren? Und selbst wenn? Sachte faßte er seine flauschigen Flanken, hob ihn hoch. Dann bemerkte er einen quadratischen Zettel, der links neben dem Teddy gelegen hatte. »Teresa, ich werde dich ewig lieben«, hatte der Junge geschrieben. Absurd! Aber selbstverständlich wahr, denn kurz darauf war er tot gewesen; keine halbe Stunde war das her. Tom rührte den Zettel nicht an, obwohl er daran gedacht hatte, ihn einzustecken und zu vernichten – ein letzter Dienst an einem toten Freund. Doch er nahm nur den Bären mit und schloß die Tür hinter sich.
    Unten steckte Tom den Teddy in eine Ecke seines Koffers, mit der Nase nach innen, damit sie nicht zerdrückt würde. Im Wohnzimmer war niemand. Tom sah hinaus: Alle standen auf dem Rasen, ein Krankenwagen fuhr gerade weg. Tom wollte nicht noch einmal hinausschauen. Er ging im Wohnzimmer auf und ab und steckte sich eine Zigarette an.
    Eugene trat ein, sagte, er habe den Flughafen in Bangor angerufen, und wenn Tom wolle, könnten sie in einer Viertelstunde fahren, dann würde er eine andere Maschine noch erreichen. Eugene war wieder der Diener, doch kreidebleich im Gesicht.
    »Gut, das geht«, sagte Tom. »Danke, daß Sie sich darum gekümmert haben.« Er ging hinaus auf den Rasen, um mit Franks Mutter zu sprechen. In diesem Augenblick wurde eine weiß bedeckte Trage hinten in den zweiten Krankenwagen geschoben.
    Lilys Kopf sank auf seine Schulter. Alle redeten viel, doch Lilys feste Umarmung sagte mehr als ihre Worte. Dann saß Tom im Fond eines großen Wagens und wurde von Eugene nach Bangor gefahren.
    Gegen

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