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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Weg? Bauern, die verschlafen ein Pferd am Zügel führten oder auf dem Bock ihres Karrens hockten; ab und zu ein alter Mann auf einem Traktor, der zu einem Feld jenseits der Hauptstraße fuhr. Dennoch war er beunruhigt. Was, wenn jemand Frank seit Moret beschattet und seine Spur nach Belle Ombre verfolgt hatte? Eines Abends war Tom allein zu Georges’ und Maries lärmendem bar-café gegangen; er wollte einen Kaffee trinken und herausfinden, ob ein Unbekannter aufgetaucht war, der neugierige Fragen stellte, und sei es nur über ihn. Tom hatte kein neues Gesicht bemerkt, und, was noch wichtiger war, die geschwätzige Marie hatte nicht nach einem Jungen gefragt, der bei ihm wohnte. Eine Sorge weniger.
    Um zwanzig nach drei ging Tom wieder hinunter. Wo war Héloïse? Er verließ das Haus durch die Flügeltür und näherte sich über den Rasen langsam dem schmalen Waldweg. Den Blick hielt er gesenkt; jeden Moment erwartete er, der Junge werde »Hallo!« rufen. Oder doch nicht? Er hob einen Stein vom Rasen auf und warf ihn unbeholfen mit der Linken in den Wald, trat gegen eine wild wuchernde Brombeerranke und erreichte schließlich den Weg. Nun konnte er mindestens dreißig Meter in beide Richtungen sehen, denn der Waldweg war schnurgerade, wenn auch ein bißchen überwachsen. Tom ging los und horchte, hörte aber nur das unschuldige, gedankenlose Tschirpen der Spatzen und von irgendwo das Gurren einer Taube.
    Auf keinen Fall wollte er Franks Namen rufen oder auch nur »Billy«. Tom blieb stehen und lauschte wieder. Nichts, gar nichts, auch keine Motorengeräusche, nicht einmal hinter ihm auf der Straße, an der Belle Ombre lag. Er lief los: Sollte er nicht lieber am Ende des Waldwegs nachsehen? Doch wo war das Ende? Tom meinte sich zu erinnern, daß der Weg nach rund einem Kilometer eine Landstraße kreuzte – ringsum nur Felder, Futtermais, hier und da Kohl, Senfsaat. Nun suchte sein Blick beiderseits des Wegs nach abgebrochenen Ästen, die auf einen Kampf hinweisen würden, ebensogut aber von einem Karren stammen könnten. Doch an den Bäumen fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Er ging langsamer. Inzwischen hatte er die Kreuzung mit der breiteren, aber nicht asphaltierten Landstraße erreicht. Dahinter lagen von Bauern abgeerntete Felder; die Höfe waren nicht zu sehen. Tom atmete tief durch und kehrte um. Konnte es sein, daß der Junge ins Haus zurückgekehrt war, noch bevor er selbst es verlassen hatte? Daß Frank in diesem Moment auf seinem Zimmer war? Tom beugte sich vor und lief wieder los.
    »Tom?« Die Stimme kam von rechts.
    Tom rutschte trotz seiner Stiefel aus, kam zum Stehen und spähte in den Wald.
    Frank trat hinter einem Baum hervor – jedenfalls schien es Tom, als tauche er plötzlich zwischen grünen Blättern und braunen Stämmen auf, in grauer Hose und beigem Pullover, die im fleckigen Sonnenlicht fast mit dem Grün verschmolzen. Er war allein.
    Erleichterung durchschoß ihn wie ein Schmerz. »Was ist passiert? Alles in Ordnung?«
    »Klar.« Der Junge senkte den Kopf und ging mit ihm zurück zum Haus.
    Tom begriff: Der Junge hatte sich absichtlich versteckt, weil er herausfinden wollte, ob Tom ihn suchen würde, ob er ihm wichtig sei. Frank hatte wissen wollen, ob er ihm trauen könne. Tom steckte die Hände in die Hosentaschen und hob den Kopf. Er spürte den schüchternen Blick des Jungen. »Du warst zu spät. Später als versprochen.«
    Der Junge sagte nichts. Er schob die Hände in die Hosentaschen, genau wie Tom.

6
     
    An diesem Samstagnachmittag sagte Tom gegen fünf zu Héloïse: »Ich habe keine Lust auf die Grais heute abend. Ist das schlimm? Du kannst ja hingehen.« Sie waren zum Essen eingeladen, gegen acht Uhr.
    »Ach, Tomme, warum denn nicht? Wir können fragen, ob Billy mitdarf. Sie haben sicher nichts dagegen.« Héloïse sah von einem dreieckigen Tisch auf, den sie früher am Nachmittag ersteigert hatte und nun aufpolierte. In Jeans kniete sie auf dem Boden.
    »Es geht nicht um Billy«, erwiderte Tom, dabei ging es genau darum. »Sie laden ja immer auch andere ein…« Tom meinte andere, amüsante Gäste für Héloïse. »Ist es wichtig? Wenn du willst, ruf ich an und denke mir eine Entschuldigung aus.«
    Sie strich ihr blondes Haar zurück. »Letztes Mal hat Antoine dich gekränkt. Ist es das?«
    Tom lachte. »So? Wenn ja, hab ich’s vergessen. Er kann mich gar nicht kränken, ich würde ihn nur auslachen.« Antoine Grais war um die Vierzig, ein hart arbeitender Architekt, der

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