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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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dachte, ich mache einen Termin mit den Kidnappern im Hump heute abend. Und vielleicht könnte Max mich begleiten.« Der Hump, so hieß die Schwulenbar mit dem gläsernen Treppenhaus.
    »Sie wollen das Lösegeld im Hump übergeben? In Fummeln?«
    »Nein, kein Geld. Ich brauche nur die Kleider. Können Sie Max jetzt erreichen?«
    Eric stand auf. »Kann sein, daß er arbeitet. Eher schon Rollo. Der schläft gewöhnlich bis Mittag. Sie leben zusammen. Ja, ich werd’s versuchen.« Eric wählte eine Nummer, er wußte sie auswendig. Kurz darauf sagte er: »Hallo, Rollo. Wie geht’s?… Ist Max da?… Gut. Hör mal«, fuhr er auf deutsch fort, »mein Freund Tom würde gern… Nun, Max kennt ihn. Tom wohnt gerade bei mir, und er hätte gern Frauenfummel, für heute abend… Ja, ein langes Kleid –« Er sah zu Tom hinüber, nickte. »Klar, eine Perücke, Schminke. Und Schuhe.« Ein Blick auf Toms Mokassins: »Die von Max vielleicht, deine sind zu groß, ha ha!… Im Hump, dachten wir… Ha, ha! Klar kannst du mitkommen, wenn du willst.«
    »Eine Handtasche!« flüsterte Tom.
    »Ach, und eine Handtasche!« sagte Eric. »Weiß ich nicht. Wohl nur zum Spaß.« Er kicherte. »Meinst du? Gut, ich werd’s ihm sagen. Bis dann, Rollo.« Eric legte auf. »Rollo meint, Max könnte gegen zehn hier sein. Er arbeitet bis neun in einem Schönheitssalon, und Rollo muß von sechs bis zehn Schaufenster dekorieren, aber er wird Max einen Zettel hinlegen.«
    »Danke, Eric.« Toms Stimmung stieg, auch wenn noch gar nichts abgemacht war.
    »Heute nachmittag habe ich noch einen Termin«, bemerkte Eric. »Doch nicht in Kreuzberg. Wollen Sie mitkommen?«
    Diesmal nicht. »Nein, danke. Ich glaube, ich mache einen Spaziergang. Vielleicht kaufe ich etwas für Héloïse. Außerdem muß ich noch einmal Paris anrufen. Am Ende werde ich Ihnen tausend Dollar schulden. Für diese Anrufe.«
    »Ha, ha – Geld fürs Telefonieren? Nein. Nicht unter Freunden, Tom.« Eric ging ins Schlafzimmer.
    Seine Worte gingen Tom nicht aus dem Kopf, während er eine Roth-Händle rauchte. Sie waren Freunde, auchReeves war ein Freund, ein gemeinsamer Freund – sie benutzten das Telefon, das Haus, manchmal das Leben der anderen, und irgendwie glich es sich immer wieder aus. Dennoch könnte er dem Deutschen ein amerikanisches Slangwörterbuch schicken. Das wenigstens.
    Wieder einmal rief Tom das Lutetia an.
    »Hallo – schön, von Ihnen zu hören.« Thurlow klang, als habe er gerade den Mund voll. »Ja«, fuhr er auf Toms Frage hin fort, »sie haben heute Mittag angerufen. Diesmal waren Sirenen im Hintergrund zu hören, von der Feuerwehr vielleicht. Na, jedenfalls wollen sie einen zweiten Termin mit genauem Ort und Zeitpunkt. Sie haben schon alles arrangiert: ein Restaurant, ich gebe Ihnen die Adresse. Sie sollen einfach ein Paket dort abgeben, das dann abgeholt –«
    »Ich weiß einen besseren Ort«, unterbrach ihn Tom. »Eine Bar: Der Hump heißt sie. Ja, Hump, wie man’s spricht. In der – einen Moment.« Tom legte die Hand über den Hörer und rief: »Eric, verzeihen Sie die Störung. In welcher Straße liegt der Hump?«
    »Winterfeldtstraße!« kam es prompt zurück.
    »Winterfeldtstraße«, sagte Tom zu Thurlow. »Ach, die Hausnummer ist unwichtig, die sollen selbst hinfinden… O ja, eine ganz gewöhnliche Bar, nur ziemlich groß. Taxifahrer kennen sie bestimmt… Gegen Mitternacht, oder sagen wir, zwischen elf und zwölf. Sollen nach Joey fragen, der wird haben, was sie wollen.«
    »Und dieser Joey werden Sie sein?« fragte Thurlow, hörbar neugierig.
    »Tja, weiß ich noch nicht. Aber Joey wird dort sein. Sie sind jetzt sicher, daß sie dem Jungen bislang nichts getan haben, ja?«
    »Dafür habe ich bloß ihr Wort. Mit ihm selbst konnten wir bislang nicht sprechen. Die Sirenen im Hintergrund – sie müssen aus einer Telefonzelle angerufen haben.«
    »Danke, Mr. Thurlow. Ich denke, der heutige Abend wird erfolgreich verlaufen«, verkündete Tom zuversichtlicher, als er sich fühlte. Im selben Ton fügte er hastig hinzu: »Sobald die das Geld haben, werden sie Ihnen das hoffentlich bestätigen und mitteilen, wo sie den Jungen freilassen. Das sollten Sie von denen verlangen. Ich nehme an, daß die Kerle Sie vor heute abend noch mal anrufen und den Termin bestätigen?«
    »Das hoffe ich. Sie haben mich angewiesen, Ihnen das auszurichten, mit dem Restaurant, meine ich. – Also, wann werden Sie wieder anrufen, Mr. Ripley?«
    »Wann genau, kann ich jetzt noch nicht

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