Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)
kann einfach nicht glauben, daß das Geld noch da ist! Er will Sie sprechen.«
Tom stand auf. »Hallo, Peter… Ja, alles in Ordnung. Weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Das haben Sie gut gemacht.« Das auf deutsch. »Nein, ich habe den Mann nicht erschossen.«
»In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, ohne Taschenlampe«, sagte Peter. »Habe nur gesehen, daß Sie es nicht waren. Also bin ich weggefahren.«
Mutig von ihm, zurückzugehen, dachte Tom. »Ihre Pistole und die Taschenlampe habe ich immer noch.«
Peter lachte leise. »Schlafen wir beide erst mal ein bißchen.«
Eric kochte Kaffee für Tom (der wußte, daß er dennoch ungestört schlafen würde); dann klappten sie gemeinsam das Roßhaarsofa auf und legten das Laken und die Decke darüber.
Tom trug den braunen Koffer zum Fenster und untersuchte ihn auf Blutspuren. Er fand keine, holte sich aber mit Erics Erlaubnis einen Scheuerlappen aus der Küche, feuchtete ihn über der Spüle an und rieb den Koffer außen ab, wusch den Lappen aus und hängte ihn zum Trocknen über eine Handtuchstange.
»Wissen Sie«, sagte Eric zu ihm, »als Peter diesen Feldweg hinter sich hatte, kam ein Mann auf ihn zu und fragte, ob er die Schüsse gehört hätte. ›Ja‹, sagte Peter, ›deshalb bin ich doch auf die Straße gegangen.‹ Darauf wollte der Mann wissen, was Peter dort verloren hätte, weil er Peter nicht kannte, und Peter antwortete: ›Ach, ich war nur mit meiner Freundin hinter der Kirche!‹«
Tom war nicht nach Lachen zumute. Flüchtig wusch er sich im Bad und schlüpfte in den Pyjama. Sollten die Entführer den Jungen freilassen, dachte er, würden sie das Thurlow nicht unbedingt mitteilen. Frank dürfte wissen, daß sein Bruder und Thurlow im Hôtel Lutetia waren, und könnte sich nach seiner Freilassung allein auf den Weg nach Paris machen. Die Entführer könnten ihn aber auch einfach mit einer Überdosis Schlaftabletten umbringen und seine Leiche irgendwo in einer Berliner Wohnung liegenlassen, in die sie nie mehr zurückkehren würden.
»Woran denken Sie, Tom? Wir sollten uns beide eine Weile hinlegen. Eine ganze Weile. Schlafen Sie sich aus! Meine Haushälterin kommt morgen nicht, die Tür habe ich abgeschlossen und die Kette vorgehängt.«
»Ich dachte gerade, daß ich Thurlow in Paris anrufen sollte, weil ich ihm das versprochen habe.«
Eric nickte. »Ja. Wie wird es jetzt weitergehen? Nur zu, Tom, rufen Sie an!«
In Pyjama und Mokassins ging Tom zum Telefon und wählte die Nummer.
»Wie viele waren es?« fragte Eric. »Konnten Sie das erkennen?«
»Nicht genau. Im Wagen? Vielleicht drei.« Jetzt zwei. Tom knipste die Lampe neben dem Apparat aus. Das Licht vom Fenster reichte ihm.
»Hallo!« meldete sich Thurlow. »Was ist passiert?«
Sie hatten angerufen, das hörte Tom. »Am Telefon kann ich nichts sagen. Sind sie bereit zu einem zweiten Termin?«
»Ja, schon, da bin ich fast sicher, doch sie klangen verängstigt – nervös, meine ich. Und sie haben gedroht, wenn auch nur ein Polizist auftauchen sollte –«
»Nein. Keine Polizei, die wird nicht kommen. Sagen Sie ihnen, wir wären bereit zu einem zweiten Termin, okay?« Auf einmal fiel Tom ein Ort für die Übergabe ein. »Ich glaube, die wollen das Geld immer noch. Verlangen Sie ein Lebenszeichen von dem Jungen, ja? Ich rufe Sie später am Tag wieder an, wenn ich ein bißchen geschlafen habe.«
»Wo ist das Geld jetzt?«
»Bei mir. In Sicherheit.« Tom legte auf.
Eric stand da, Toms leere Kaffeetasse in der Hand. Er hatte zugehört.
Tom zündete sich eine letzte Zigarette an. »Hat nach dem Geld gefragt«, sagte er lächelnd zu Lanz. »Ich wette, die wollen es nach wie vor. Ist doch viel angenehmer, als den Jungen umzubringen und eine Leiche am Hals zu haben.«
»Ja, klar. – Ich habe den Koffer wieder ins Schlafzimmer gebracht. Haben Sie’s gemerkt?«
Nein, hatte er nicht.
»Schlafen Sie gut, Tom. Und lange!«
Tom warf einen Blick auf die Kette vor der Tür und sagte: »Sie auch, Eric.«
15
Eric, ich möchte mir Frauenfummel leihen, für heute abend wahrscheinlich. Glauben Sie, Ihr Freund Max wäre so nett, mir welche zu borgen?«
»Fummel?« Lanz lächelte verblüfft. »Für was? Eine Party?«
Nun mußte Tom lachen. Sie frühstückten (oder wenigstens er), mittags um Viertel nach eins. Er saß in Pyjama und Morgenmantel auf Erics kleinem Sofa. »Nicht für eine Party, aber ich habe eine Idee. Es könnte klappen, aufjeden Fall wäre es lustig. Ich
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