Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)
war, die Tasse selber zu halten.
»Hast du Hunger?« fragte ihn Peter.
»Nein, nein – er könnte ersticken«, sagte Eric. »Im Kaffee ist Zucker. Der tut ihm gut.«
Frank strahlte sie an wie ein trunkenes Kind, vor allem Tom. Dem war der Mund trocken geworden; er hatte sich aus Erics Kühlschrank ein kaltes Pilsener Urquell geholt.
»Was ist passiert, Tom?« fragte Eric. »Sind Sie da reingegangen? In deren Wohnung ? Peter hat das erzählt.«
»Ich habe das Türschloß weggeschossen. Aber verletzt wurde niemand. Die haben – Angst bekommen.« Aufeinmal verließen ihn die Kräfte. »Muß mich unbedingt waschen«, murmelte er und schleppte sich ins Bad. Er duschte, erst heiß, dann kalt. Gott sei Dank hing sein Morgenmantel an der Badezimmertür. Tom faltete Kleid und Unterrock ordentlich zusammen, um sie Max zurückzugeben.
Als er ins Wohnzimmer zurückkam, aß Frank gerade einen Bissen des Butterbrots, das Peter ihm hinhielt.
»Ulrich – das war der eine«, murmelte der Junge. »Dann Bobo…« Der Rest des Satzes war nicht zu verstehen.
»Ich hab ihn nach den Namen gefragt«, sagte Peter zu Tom.
»Morgen«, meinte Eric, »morgen wird er sich erinnern.«
Tom ging zur Wohnungstür und vergewisserte sich, daß die Kette vorgehängt war.
Peter lächelte ihn an, er schien glücklich: »Es ist ein Wunder! Wohin sind sie verschwunden? Nach unten, raus aus dem Haus?«
»Ich glaube, nach oben, zum Dach«, sagte Tom.
»Drei Mann«, sagte Peter, Ehrfurcht in der Stimme. »Kann sein, daß die Fummel ihnen angst gemacht haben.«
Tom lächelte, zu müde zum Sprechen. Über alles könnte er vielleicht reden, nur nicht über das, was er hinter sich hatte. Plötzlich mußte er lachen: »Eric, Sie hätten dabei sein sollen, vorhin im Hump!«
»Ich muß los«, sagte Peter, zögerte aber, wohl weil er eigentlich noch bleiben wollte.
»Ach, Peter, Ihre Pistole – und die Taschenlampe, bevor ich’s vergesse.« Tom nahm die Waffe aus der Handtasche, holte die Lampe aus dem Schrank. »Vielen Dank! Drei Schuß abgefeuert, drei noch im Magazin.«
Peter steckte lächelnd die Pistole ein, sagte leise: »Gute Nacht, schlafen Sie gut« und ging.
Eric wünschte ihm eine gute Nacht. Er hängte die Kette wieder vor. »Und jetzt sollten wir das Sofa ausklappen, Tom. Oder?«
»Ja. Komm, mein Junge.« Tom lächelte bei dem Anblick: Frank saß auf dem Sofa, den Ellbogen auf die Armlehne gestützt, und sah dümmlich grinsend zu ihnen herüber, die Augen halb geschlossen wie ein Zuschauer, der im Theater einzuschlafen droht. Tom hievte den Jungen hoch und setzte ihn in einen Sessel.
Dann klappten Eric und er das Sofa aus und bezogen es.
»Frank kann bei mir schlafen«, sagte Tom. »Wir werden beide sowieso nichts mitbekommen.« Er fing an, den Jungen auszuziehen, der ihm kaum dabei helfen konnte. Dann holte Tom ein großes Glas Wasser. Er wollte, daß Frank soviel wie möglich trank.
»Tom, sollten Sie nicht Paris anrufen?« fragte Eric. »Sagen, daß es dem Jungen gutgeht? Nur mal angenommen, die Bande erzählt denen etwas anderes!«
Eric hatte recht, aber schon die Vorstellung, im Lutetia anzurufen, langweilte ihn. »Ja, mache ich.« Er schaffte Frank zum Sofa, bettete ihn auf den Rücken und zog ihm das Laken und eine dünne Decke bis unters Kinn. Dann wählte er die Nummer des Hotels, an die er sich kaum noch erinnern konnte.
Eric blieb in der Nähe.
Thurlow hob ab. Er klang verschlafen.
»Hallo, hier ist Tom. Alles in Ordnung… Ja, das wollte ich damit sagen… Ganz gut, aber sehr schläfrig. Tranquilizer – ich will jetzt nicht in die Einzelheiten gehen… Nein, das erkläre ich später. Niemand hat es angerührt… Ja doch… Nicht vor Mittag, Mr. Thurlow, wir sind todmüde.« Thurlow sagte noch etwas, doch Tom legte auf. »Er hat nach dem Geld gefragt.« Tom lachte.
Eric auch. »Der Koffer steht im Schlafzimmerschrank. Gute Nacht, Tom.«
16
Zum zweitenmal erwachte Tom in Erics Wohnung zum gemütlichen Summen der Kaffeemühle. Heute morgen aber war er glücklicher. Frank lag auf dem Bauch, er schlief noch. Tom hatte dem Drang nachgegeben, sich zu versichern, daß der Junge atmete, und seinen Brustkorb beobachtet. Er schlüpfte in den Morgenmantel und ging in die Küche.
»Jetzt erzählen Sie mir mehr von gestern nacht«, sagte Eric. »Ein Schuß nur…?«
»Ja, Eric. Nur einer. Auf das Türschloß.«
Eric stellte ein Tablett zusammen: mehrere Sorten Brot, Brötchen und Marmelade, vielleicht dem Jungen zu
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