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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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das Kleid vorn wieder hoch und stieg die Treppe hinauf. Kurz bevor er den ersten Stock erreichte, schlug eine Tür zu, ein Mann trat in den Flur, drückte einen Wandschalter, und die Treppenbeleuchtung ging für kurze Zeit erneut an. Tom sah sich einem untersetzten Mann mittleren Alters in Hosen und Sporthemd gegenüber, der auf dem Weg nach unten beiseite trat, wohl weniger aus Höflichkeit, sondern beunruhigt durch Toms Anblick.
    Vermutlich hielt ihn der Mann eher für ein Callgirl, das einen Freier besuchte, als für einen Transvestiten. Tom nahm die nächsten Stufen und wandte sich der Treppe zum zweiten Stock zu.
    »Wohnen Sie hier?« fragte der ältere Mann auf deutsch.
    »Jawohl«, antwortete Tom leise, doch bestimmt.
    »Seltsame Dinge gehen hier vor«, murmelte der Mann und ging weiter die Treppe hinunter.
    Die nächste Treppe; die Stufen knarrten leise. Tom sah Licht unter zwei Türen, eine rechter, die andere linker Hand. Hinten lagen anscheinend noch zwei Wohnungen, jedenfalls waren da weitere Türen. Die Wohnung, die er suchte, müßte die linke sein, dennoch lauschte Tom kurz an der Tür zur Rechten, hörte eine Stimme, wohl aus dem Fernseher, und schlich zur linken Tür: leises Gemurmel, mindestens zwei Stimmen. Er zog Peters Pistole hervor. Den Minutenschalter in diesem Stock hatte er gedrückt; in etwa dreißig Sekunden würde das Licht ausgehen. Die Tür war allem Anschein nach mit nur einem Schloß gesichert, das aber ziemlich stabil wirkte. Was jetzt, zum Teufel? Tom wußte es nicht, doch seine Chance, so dachte er, lag darin, sie zu überraschen und auf dem falschen Fuß zu erwischen.
    Als das Licht ausging, richtete Tom die Waffe auf das Türschloß. Dann pochte er mit den Knöcheln der linken Hand gegen die Tür, wodurch die Handtasche bis zum Ellbogen herunterrutschte.
    Hinter der Tür wurde es plötzlich still. Kurz darauf fragte jemand auf deutsch: »Wer ist da?« Eine Männerstimme.
    »Polizei!« schrie Tom auf deutsch, kalte Entschlossenheit in der Stimme. »Aufmachen!«
    Er hörte hastige Schritte, Stuhlbeine schabten über den Boden, aber nach Panik klang das noch nicht. Dann wieder Stimmengemurmel. »Polizei, machen Sie auf!« wiederholte er und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Das Haus ist umstellt!«
    Ob sie gerade aus dem Fenster kletterten? Zur Sicherheit wich Tom rechts neben die Tür aus, nur für den Fall, daß sie auf ihn schießen sollten, ließ aber die Linke auf dem Schloß gleich unter dem Türknauf, damit er es wiederfand.
    Das Flurlicht ging aus.
    Tom trat vor die Tür, hielt die Mündung der Waffe in den Spalt zwischen Holz und Metall und feuerte. Trotz des Rückschlags hielt er die Pistole fest, zugleich warf er sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab nach, sprang aber nicht auf – offenbar war sie gesichert, durch eine Kette oder sonstwas. Wieder schrie Tom: »Aufmachen!«, in einem Ton, der selbst den anderen Bewohnern dieses Stockwerks hinter ihren geschlossenen Türen gehörigen Schrecken einjagen dürfte: Hoffentlich blieben sie, wo sie waren. Doch ein Blick über die Schulter zeigte ihm, daß jemand die Tür in seinem Rücken einen Spaltbreit geöffnet hatte. Tom scherte das nicht. Er hörte, wie sich innen jemand an der Tür zu schaffen machte. Vielleicht gaben sie auf, dachte er.
    Der junge blonde Mann im blauen Hemd hatte die Tür geöffnet; das Licht hinter ihm fiel auf Tom. Der Mann fuhr überrascht zusammen und griff in seine Gesäßtasche. Tom zielte mitten auf sein blaues Hemd und trat einen Schritt in die Wohnung.
    »Sie sind umstellt!« wiederholte er auf deutsch. »Raus, aber über das Dach, nicht durch die Haustür! Wo ist der Junge? Hier in der Wohnung?«
    Der Mann in der hellbraunen Jacke – den Mund weit geöffnet, stand er mitten im Zimmer – antwortete mit einer ungeduldigen Geste und sagte etwas zu dem dritten Mann, einem stämmigen Burschen mit braunem Haar und aufgekrempelten Hemdsärmeln. Blauhemd hatte die eingedrückte, zerschossene Tür zugetreten (doch sie schloß nicht mehr und hing halb offen in den Angeln) und war dann in einen Raum links von Tom gerannt. Vermutlich ging dort ein Fenster zur Straße. Im Zimmer, das Tom betreten hatte, stand ein großer, ovaler Tisch. Jemand hatte das Deckenlicht ausgeschaltet, doch eine Stehlampe brannte noch.
    In der völligen Verwirrung dieser ersten Sekunden dachte selbst Tom, daß er fliehen sollte, solange das noch ging. Die könnten flüchten und ihn dabei abknallen. War es ein

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