Der Junge, der Träume schenkte
hatte, damit sie so schwarz waren wie Sals Hände.
Christmas verzog den Mund und begann genau in dem Moment zu weinen, als Tonia und Vito zur Tür hereinkamen. Hastig zog Cetta Christmas den Hut vom Kopf und nahm den Jungen schmusend auf den Arm.
»Was ist mit seinen Händen passiert?«, fragte Tonia.
»Nichts«, erwiderte Cetta lächelnd. »Er hat in die Asche gefasst.«
»Ach, da ist ja mein Hut«, rief Vito aus. »Den hatte ich heute Morgen vergeblich gesucht.«
»Er war unter das Bett gerutscht«, schwindelte Cetta.
»Draußen ist es scheißkalt«, sagte Vito und setzte den Hut auf.
»Red nicht so vor dem Kind. Was ist das für eine Ausdrucksweise!«, schimpfte Tonia. »Gib mir den Kleinen«, sagte sie daraufhin zu Cetta. Sie nahm Christmas auf den Arm, setzte sich an den Tisch, tauchte seine schmutzigen Hände in die Waschschüssel und rieb sie ab. »Wie hässlich du aussiehst, Junge, genau wie Onkel Sal.«
Cetta grinste und wurde rot. Auch wenn es nur ein Spiel gewesen war, gefiel ihr der Gedanke.
»Mach dich fertig, Cetta, Sal holt dich gleich ab«, drängte Tonia, während sie Christmas, der nun zufrieden lachte, die Hände abtrocknete. Dann sah sie zu ihrem Mann hinüber, der sich auf dem Bett ausgestreckt hatte. »Und du, zieh den Hut aus.«
»Mir ist kalt.«
»Ein Hut auf dem Bett ruft den Tod herbei«, mahnte Tonia.
»Ich habe ihn doch auf dem Kopf.«
»Und dein Kopf liegt auf dem Bett. Zieh ihn aus.«
Der Alte brummte etwas Unverständliches. Er stand auf und ging zum Tisch, setzte sich seiner Frau gegenüber, und mit einer trotzigen Geste presste er den Hut noch fester auf seinen Kopf.
Cetta, die sich währenddessen umzog, musste lachen.
Christmas blickte zu seiner Mutter und lachte ebenfalls, bevor er sich Vito zuwandte und versuchte, ihm den Hut vom Kopf zu ziehen. »Opa«, sagte er.
Vito schoss die Röte ins Gesicht. Die Augen des alten Mannes füllten sich mit Tränen. »Gib ihn mir mal, Tonia«, bat er. Er nahm Christmas entgegen, setzte ihn auf seine Beine und drückte ihn gerührt an sich.
Draußen hupte ungeduldig ein Auto.
»Das ist Sal«, sagte Cetta.
Doch die beiden Alten hörten nicht hin. Tonia hatte die Hand quer über den Tisch ausgestreckt und hielt nun die ihres Mannes. Und mit der jeweils freien Hand streichelten beide Christmas über das feine, helle Haar.
Sal hupte gerade erneut, als Cetta aus dem Haus gelaufen kam. Sie stieg in den Wagen. »Entschuldige«, sagte sie.
Sal fuhr los. Auch in den Straßen des Elendsghettos bereiteten sich die Leute auf das bevorstehende Weihnachtsfest vor. Die fliegenden Händler boten andere Waren feil, die Ladenbesitzer hatten alten Weihnachtsschmuck aus der Mottenkiste hervorgeholt und die Schaufenster damit geschmückt, mit Leim beschmierte Jungen klebten Plakate, die Tanzbälle zu günstigen Eintrittspreisen ankündigten.
Den Blick unbeirrt geradeaus gerichtet, legte Cetta ihre Hand auf Sals Bein, der ohne jede Reaktion weiterfuhr. Cetta lächelte. Dann zog sie die Hand zurück und legte sie stattdessen auf Sals Arm. Schließlich lehnte sie den Kopf an seine Schulter. So blieb sie eine Weile sitzen. Als sie sich dem Bordell näherten, richtete sie sich wieder auf.
Nachdem sie angehalten hatten, stieg Cetta nicht gleich aus, sondern wandte sich Sal zu. Doch er wies ihr den Rücken, er hatte die Fahrertür geöffnet und stieg gerade aus dem Wagen. Sie folgte ihm die Treppe hinauf ins Bordell.
Die Mädchen sahen sie hereinkommen. Sal begrüßte sie nicht, er nahm Cetta am Arm und zog sie in ein Zimmer. Dort stieß er sie aufs Bett, schob ihren Rock hoch, streifte ihr das Höschen herunter und beugte sich zwischen ihre Beine.
Es ging schnell, wortlos, ohne jedes Vorspiel. Eine Lust, die unangekündigt kam und Cetta den Atem raubte. Intensiv, fast brutal. Während Cetta noch stöhnte, war Sal bereits wieder aufgestanden, hob ihr Höschen auf und warf es ihr zu.
»Ruf mir die Gräfin her«, sagte er. »Ich habe Lust auf einen anderen Geschmack.«
Verstört sah Cetta ihn an. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. In ihrem Bauch hallten noch die lustvollen Kontraktionen nach. Sie presste die Beine zusammen.
»Komm nicht auf dumme Gedanken. Da ist nichts zwischen uns beiden«, sagte er, während er die Tür öffnete und Cetta mit einer Kopfbewegung aufforderte zu gehen. »Ich mache es mit jeder von euch.«
Gedemütigt, den Schlüpfer noch in der Hand, stand Cetta mühsam vom Bett auf und trat auf den Flur
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