Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
Rosmarin und wilder Pfeffer ...«, murmelte Sal, während er mit der Nase durch die Härchen strich.
    Nun jedoch konnte Cetta die Augen nicht mehr offen halten. Und Sals tiefe, warme Stimme hallte vibrierend zwischen ihren Beinen wider, und die Vibration strahlte bis in ihren Leib aus, der sich zusammenzog.
    »Wilde Sträucher ...« Sal tauchte seine Nase tiefer in die dunklen Härchen, bis sie das Fleisch berührte. »In feuchter Erde ...«
    Cetta schloss die Augen noch fester und öffnete den Mund. Sie hielt den Atem an.
    »Und in der Erde ...«
    Cetta fühlte, wie die Nase sich wieder nach oben schob und vom Fleisch löste, das feucht wurde, so wie Sals Stimme es beschrieb.
    »... in der Erde der Honig ...«
    Cetta fühlte Sals Zunge, die langsam in sie eindrang, als wollte sie nach dem Honig forschen, der durch ihren Bauch zu fließen und sich einen Weg nach draußen zu suchen schien.
    »Kastanienhonig ...«, sprach Sal weiter in ihren Körper hinein und brachte ihn zum Beben. »Herb und bitter ... und doch süß ...«
    Cetta atmete schwer. Ihr Mund öffnete und schloss sich im Takt der glühenden Hitzewellen, die durch ihren Bauch strömten. Sie lag nun mit ausgebreiteten Armen da, während sie Sals Stimme lauschte – und ihr nachspürte –, die tief in ihrem Inneren vibrierte.
    »Und im Honig ...«, Sals Zunge schob sich zwischen das Fleisch und bewegte sich langsam nach oben, »ein zarter Keim ... weich ... zuckersüß ... Marzipan ...«
    »Nein ...«, hauchte Cetta. Und sie wusste nicht, warum sie gerade jetzt das Wort aussprach, das sie bei keiner ihrer Vergewaltigungen herausgebracht hatte. »Nein ...«, wiederholte sie noch leiser, damit Sal es nicht hörte. »Nein ...«, sagte sie abermals, ergriffen von einer Qual, die neu für sie war, die nicht wehtat, die nichts zerriss, sondern nur ein Gefühl wie Melasse in ihr hervorrief, die, klebrig und zähflüssig, aus ihr hervorquoll.
    »Ein heller Keim ...«, fuhr Sal fort und rollte dabei seine Zungenspitze ein und wieder aus, so als wollte er Cetta etwas zeigen, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie es besaß und zu fühlen fähig war, »... ein heller Keim in einer dunklen Schale ... wie eine Auster, wie die Perle einer Auster ...« Sal gab einen tiefen, zufriedenen Laut von sich, bevor er seine Zunge noch tiefer zwischen Cettas Beinen vergrub und den Rhythmus seiner Küsse beschleunigte. »Ja ... so ist es gut ... so ist es gut ...«
    Cetta hatte die Arme fest um Sals großen, kräftigen Kopf geschlungen, fuhr mit den Fingern durch das mit Pomade frisierte Haar und drückte ihn so heftig an sich, dass er beinahe erstickt wäre.
    »Das ist gut ... jetzt schmecke ich es. Das Salz ... das Salz im Honig ... komm, komm, Kleines ...«
    Cetta riss die Augen auf, als sie spürte, wie das Salz , wie Sal es nannte, mit Macht aus ihr herausströmte und ihr den Bauch zusammenzog und den Atem raubte. Und während sie stöhnte, war ihr klar, dass sie diese Qual des Fleisches nur mit einem Schrei würde lindern können.
    »Sal!«, schrie sie überwältigt.
    Da hob er den Kopf, sah sie an und lächelte.
    Cetta fiel auf, dass seine Zähne strahlend weiß waren. Gerade. Perfekt. Sie standen in seltsamem Widerspruch zu seinem hässlichen Gesicht. Voller Dankbarkeit und noch ganz benommen von dem dunklen Rausch, in den Sals breite Zunge sie zu versetzen gewusst hatte, machte sie sich hastig daran, die Knöpfe seiner Hose zu öffnen.
    Sal schob ihre Hände von sich. »Nein, habe ich gesagt«, erklärte er mit seiner tiefen, harschen Stimme.
    Cettas Blick hing an seinen Lippen, die von dem Genuss glänzten, den er ihr bereitet hatte. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück, schob ihren Rock hoch, spreizte die Beine und sagte: »Sprich noch einmal zu mir, Sal.«

11
    Manhattan, 1910–1911
    »Sind wir jetzt verlobt?«, fragte Cetta freudestrahlend.
    Ihr gegenüber auf dem Bett, einen zu großen Herrenhut auf dem Kopf, der sein Gesicht zum größten Teil verdeckte, saß der kleine Christmas.
    »Sicher, Kleines«, sagte Cetta und sprach jetzt ganz tief, damit es ein wenig nach Sal klang, der in ihrem Spiel von Christmas dargestellt wurde. »Und von nun an wirst du nicht mehr als Hure arbeiten. Ich will dich ganz für mich allein.«
    »Wirklich?«, fragte Cetta mit ihrer eigenen Stimme.
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten«, antwortete sie sich selbst in der tiefsten Tonlage, zu der sie fähig war, und wedelte mit Christmas’ Händchen, die sie mit Ruß eingerieben

Weitere Kostenlose Bücher