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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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dass ihn kein Steinwurf mehr treffen konnte.
    Er tat, als kümmerten ihn die Beschimpfungen nicht, die ihn im Chor verfolgten, während er um die Ecke in eine ungepflasterte, schmutzige Gasse bog. Doch kaum war Christmas allein, trat er vor lauter Wut gegen eine verrostete Blechmülltonne voller Löcher, die vor der Hintertür eines Ladens stand, aus dem es süßlich nach rohem Fleisch roch. Eine kleine, dicke, von der Räude halb kahle Hündin mit hervorstehenden roten Augen, die aussahen, als müssten sie ihr jeden Moment aus den Höhlen springen, kam mit wütendem Gekläff aus dem Laden geschossen. Christmas bückte sich lächelnd und hielt ihr seine Hand hin. Die Hündin, die es offenbar gewohnt war, Fußtritten ausweichen zu müssen, blieb ein Stück entfernt stehen und bellte ein letztes Mal, doch in einem hohen, überraschten Ton, ähnlich einem Winseln. Dann riss sie die grauenvoll hervorstehenden Augen noch weiter auf, reckte ihren plumpen Hals und schob ihre bebende Nase auf die Hand zu. Leise knurrend machte sie ein paar vorsichtige Schritte und schnüffelte an Christmas’ Fingern, bis ihr kurzer Stummelschwanz langsam hin- und herschlug. Der Junge lachte und kraulte ihr den Rücken.
    Da tauchte in der Hintertür des Ladens ein Mann mit einer blutverschmierten Schürze und einem Schlachtermesser in der Hand auf. Sein Blick fiel auf den Hund und den Jungen. »Ich dachte schon, sie hätten sie abgemurkst«, sagte er.
    Ohne etwas zu erwidern, hob Christmas nur kurz den Kopf und kraulte dann weiter den Hund.
    »Du fängst dir die Räude ein, Junge«, warnte ihn der Mann.
    Christmas zuckte mit den Schultern und hörte nicht auf, das Tier zu streicheln.
    »Früher oder später murksen sie sie mir ab«, sagte der Metzger wieder.
    »Wer?«, fragte Christmas.
    »Diese Halbstarken, die sich hier herumtreiben«, antwortete der Metzger. »Bist du einer von ihnen?«
    Christmas schüttelte so entschieden den Kopf, dass seine blonden Haare nur so flogen. Für einen Moment verdunkelten sich seine Augen, bevor sie wieder aufleuchteten, als er lächelnd auf die Hündin blickte, die vor Behagen grunzte.
    »Sie ist ziemlich hässlich, was?«, bemerkte der Mann und wischte das Messer an der Schürze ab.
    »Ja.« Christmas lachte. »Nichts für ungut.«
    »Ein Typ hat sie mir vor zehn Jahren verkauft. Er hat behauptet, sie wäre ein Rassehund«, erzählte der Mann kopfschüttelnd. »Aber ich hänge an ihr.« Und mit diesen Worten drehte er sich um und wollte zurück in den Laden gehen.
    »Ich kann sie beschützen«, sagte da Christmas, ohne nachzudenken.
    Der Metzger wandte sich wieder um und musterte ihn neugierig. »Sie haben Angst, dass man sie Ihnen abmurkst, oder?«, fragte Christmas und stand auf. Der Hund strich um seine Beine. »Ich kann sie beschützen, wenn Ihnen so viel an ihr liegt.«
    »Was redest du denn da, Junge?« Der Metzger prustete los.
    »Für einen halben Dollar die Woche beschütze ich Ihren Hund.«
    Der kräftige, stämmige Mann mit der blutverschmierten Schürze schüttelte ungläubig den Kopf. Er wollte zurück an die Arbeit, denn er ließ den Laden, in dem lauter armselige Stücke Fleisch lagen, die sich nur wenige der armen Bewohner des Viertels leisten konnten, nicht gern unbeaufsichtigt. Aber er ging nicht hinein. Nach einem flüchtigen Blick ins Ladeninnere wandte er sich wieder dem merkwürdigen mageren Jungen mit der geflickten Hose und den zu großen Schuhen zu, an denen Matsch und Pferdemist klebten. »Und wie?«
    »Ich habe eine Gang«, sagte Christmas eifrig. »Die ...« Er zögerte und blickte auf den Hund, der ihm um die Beine strich. »Die Diamond Dogs«, fuhr er dann, einer spontanen Eingebung folgend, fort.
    »Ich will mich hier nicht mit Bandenkriegen herumschlagen müssen«, entgegnete der Mann abweisend und warf erneut einen Blick in den Laden, ohne jedoch hineinzugehen.
    Christmas vergrub die Hände in den Hosentaschen. Mit der Fußspitze zeichnete er einige Kreise in den Staub. Dann streichelte er den Hund ein letztes Mal. »Nun, wie Sie wollen. Vorhin hab ich gehört ... ach, nichts ...« Er machte Anstalten zu gehen.
    »Was hast du gehört, Junge?«, hielt der Metzger ihn auf.
    »Die da«, und mit einem flüchtigen Blick deutete Christmas auf die Straßenecke, von der noch immer das Geschrei der Gang, die ihn zuvor abgewiesen hatte, herüberschallte, »haben gesagt, hier gibt es einen Hund, der immerzu bellt, der einen Riesenradau macht und ...«
    »Und?«
    »Nichts ...

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