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Der junge Gelehrte

Der junge Gelehrte

Titel: Der junge Gelehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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als eine Heirat ist, den Vater vor den Kopf stossen? Und dazu habe ich sonst einen Einfall, der mir ganz wohl lassen wird.
    Lisette . Freilich ist Juliane Ihrer nicht wert; und wenn nur alle Leute die gute Mamsell so kennten als ich—
    Zehnter Auftritt
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    Der junge Gelehrte
    Eilfter Auftritt
    Anton . Damis. Lisette.
    Anton (vor sich) . Ich kann die Leute unmoeglich so alleine lassen. —Herr Valer fragt, ob Sie in Ihrer Stube sind? Sind Sie noch da, Herr Damis?
    Damis . Sage mir nur, Unwissender, hast du dir es denn heute recht vorgesetzt, mir beschwerlich zu fallen?
    Lisette . So lassen Sie ihn nur da, Herr Damis. Er bleibt doch nicht weg—
    Anton . Ja, jetzt soll ich dableiben; jetzt, da es schon vielleicht vorbei ist, was ich nicht hoeren und sehen sollte.
    Damis . Was soll denn vorbei sein?
    Anton . Das werden Sie wohl wissen.
    Lisette (sachte) . Jetzt, Anton, hilf mir, Julianen bei deinem Herrn recht schwarz machen. Willst du?
    Anton . Ei ja doch! zum Danke vielleicht—
    Lisette . So schweig wenigstens.—Notwendig, Herr Damis, muessen Sie mit Julianen uebel fahren. Ich bedaure Sie im voraus. Der ganze Erdboden traegt kein aergeres Frauenzimmer—
    Anton . Glauben Sie es nicht, Herr Damis; Juliane ist ein recht gut Kind. Sie koennen mit keiner in der Welt besser fahren. Ich wuensche Ihnen im voraus Glueck.
    Lisette . Wahrhaftig! du musst gegen deinen Herrn sehr redlich gesinnt sein, dass du ihm eine so unertraegliche Plage an den Hals schwatzen willst.
    Anton . Noch weit redlicher musst du gegen deine Mamsell sein, dass du ihr einen so guten Ehemann, als Herr Damis werden wird, missgoennest.
    Lisette . Einen guten Ehemann? Nun wahrhaftig, ein guter Ehemann, das ist auch alles, was sie sich wuenscht.
    Ein Mann, der alles gut sein laesst—
    Anton . Ho! ho! alles? Hoeren Sie, Herr Damis, fuer was Sie Lisette ansieht? Aus der Ursache moechtest du wohl selbst gern seine Frau sein? Alles? ei! unter das alles, gehoert wohl auch—? du verstehst mich doch?
    Damis . Aber im Ernste, Lisette; glaubt Sie wirklich, dass Ihre Jungfer eine recht boese Frau werden wird? Hat sie in der Tat viel schlimme Eigenschaften?
    Lisette . Viel? Sie hat sie alle, die man haben kann; auch nicht die ausgenommen, die einander widersprechen.
    Damis . Will Sie mir nicht ein Verzeichnis davon geben?
    Lisette . Wo soll ich anfangen?—Sie ist albern—
    Damis . Kleinigkeit!
    Eilfter Auftritt
    34
    Der junge Gelehrte
    Anton . Und ich sage: Luegen!
    Lisette . Sie ist zaenkisch—
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Und ich sage: Luegen!
    Lisette . Sie ist eitel—
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Luegen! sag ich.
    Lisette . Sie ist keine Wirtin—
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Luegen!
    Lisette . Sie wird Sie durch uebertriebenen Staat, durch bestaendige Ergoetzlichkeiten und Schmausereien, um alle das Ihrige bringen—
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Luegen!
    Lisette . Sie wird Ihnen die Sorge um eine Herde Kinder auf den Hals laden—
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Das tun die besten Weiber am ersten!
    Lisette . Aber um Kinder, die aus der rechten Quelle nicht geholt sind.
    Damis . Kleinigkeit!
    Anton . Und zwar Kleinigkeit nach der Mode!
    Lisette . Kleinigkeit? aber was denken Sie denn, Herr Damis?
    Damis . Ich denke, dass Juliane nicht arg genug sein kann. Ist sie albern? ich bin desto klueger; ist sie zaenkisch? ich bin desto gelassener; ist sie eitel? ich bin desto philosophischer gesinnt; vertut sie? sie wird aufhoeren, wenn sie nichts mehr hat; ist sie fruchtbar? so mag sie sehen, was sie vermag, wann sie es mit mir um die Wette sein will. Ein jedes mache sich ewig, womit es kann; das Weib durch Kinder, der Mann durch Buecher.
    Anton . Aber merken Sie denn nicht, dass Lisette ihre Ursachen haben muss, Julianen so zu verleumden?
    Damis . Ach freilich merk ich es. Sie goennt mich ihr und beschreibt sie mir also vollkommen nach meinem Geschmacke. Sie hat es ohne Zweifel geschlossen, dass ich ihre Mamsell nur eben deswegen, weil sie das Eilfter Auftritt
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    Der junge Gelehrte
    unertraeglichste Frauenzimmer ist, heiraten will.
    Lisette . Nur deswegen? nur deswegen? und das haette ich geschlossen? Ich muesste Sie fuer irre im Kopfe gehalten haben. Ueberlegen Sie doch nur—
    Damis . Das geht zu weit, Lisette! Traut Sie mir keine Ueberlegung zu? Was ich gesagt habe, ist die Frucht einer nur allzu scharfen Ueberlegung. Ja, es ist beschlossen: ich will die Zahl der ungluecklich scheinenden Gelehrten, die sich mit boesen Weibern vermaehlt haben,

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