Der junge Gelehrte
verlangen, von welcher mein ganzes Glueck abhaengen wird.—
Damis . Oh! ich konnte es Ihnen gleich ansehen, dass Sie vorhin die Gegenwart meines Vaters abhielt, sich mit mir vertraulicher zu besprechen und mir Ihre Freude ueber die Ehre zu bezeigen, die mir der billige Ausspruch der Akademie—
Valer . Nein, allzu gelehrter Freund; lassen Sie uns einen Augenblick von etwas minder Gleichgueltigem reden.
Damis . Von etwas minder Gleichgueltigem? Also ist Ihnen meine Ehre gleichgueltig? Falscher Freund!—
Valer . Ihnen wird diese Benennung zukommen, wann Sie mich laenger von dem, was fuer ein zaertliches Herz das wichtigste ist, abbringen werden. Ist es wahr, dass Sie Julianen heiraten wollen? dass Ihr Vater dieses allzu zaertliche Frauenzimmer durch Bande der Dankbarkeit binden will, in seiner Wahl minder frei zu handeln? Habe ich Ihnen jemals aus meiner Neigung gegen Julianen ein Geheimnis gemacht? Haben Sie mir nicht von jeher versprochen, meiner Liebe behilflich zu sein?
Damis . Sie ereifern sich, Valer; und vergessen, dass ein Weibsbild die Ursache ist. Schlagen Sie sich diese Kleinigkeit aus dem Sinne—Sie muessen in Berlin gewesen sein, da die Akademie den Preis auf dieses Jahr ausgeteilet hat. Die Monaden sind die Aufgabe gewesen. Sollten Sie nicht etwa gehoert haben, dass die Dreizehnter Auftritt
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Der junge Gelehrte
Devise—
Valer . Wie grausam sind Sie, Damis! So antworten Sie mir doch!
Damis . Und Sie wollen mir nicht antworten? Besinnen Sie sich; sollte nicht die Devise Unum est necessarium sein gekroent worden? Ich schmeichle mir wenigstens—
Valer . Bald schmeichle ich mir nun mit nichts mehr, da ich Sie so ausschweifend sehe. Bald werde ich nun auch glauben muessen, dass die Nachricht, die ich fuer eine Spoetterei von Lisetten gehalten habe, gegruendet sei. Sie halten Julianen fuer Ihrer unwert, Sie halten sie fuer die Schande ihres Geschlechts, und eben deswegen wollen Sie sie heiraten? Was fuer ein ungeheurer Einfall!
Damis . Ha! ha! ha!
Valer . Ja, lachen Sie nur, Damis, lachen Sie nur! Ich bin ein Tor, dass ich einen Augenblick solchen Unsinn von Ihnen habe glauben koennen. Sie haben Lisetten zum besten gehabt oder Lisette mich. Nein, nur in ein zerruettetes Gehirn kann ein solcher Entschluss kommen! Ihn zu verabscheuen braucht man nur vernuenftig zu denken und lange nicht edel, wie Sie doch zu denken gewohnt sind. Aber loesen Sie mir, ich bitte Sie, dieses marternde Raetsel!
Damis . Bald werden Sie mich, Valer, auf Ihr Geschwaetze aufmerksam gemacht haben. So verlangen Sie doch in der Tat, dass ich meinen Ruhm Ihrer toerichten Neigung nachsetzen soll? Meinen Ruhm!—Doch wahrhaftig, ich will vielmehr glauben, dass Sie scherzen. Sie wollen versuchen, ob ich in meinen Entschliessungen auch wankelhaft bin.
Valer . Ich scherzen? der Scherz sei verflucht, der mir hier in den Sinn kommt!—
Damis . Desto lieber ist mir es, wann Sie endlich ernsthaft reden wollen. Was ich Ihnen sage: die Schrift mit der Devise Unum est necessarium—
Vierzehnter Auftritt
Chrysander . Damis. Valer. Anton.
Chrysander (mit einem Zeitungsblatte in der Hand) . Nun, nicht wahr, Herr Valer? mein Sohn ist nicht von der Heirat abzubringen? Sehen Sie, dass nicht sowohl ich als er auf diese Heirat dringt?
Damis . Ich? ich auf die Heirat dringen?
Chrysander . St! st! st!
Damis . Ei was st, st? Meine Ehre leidet hierunter. Koennte man nicht auf die Gedanken kommen, wer weiss was mir an einer Frau gelegen sei?
Chrysander . St! st! st!
Valer . Oh! brauchen Sie doch keine Umstaende. Ich sehe es ja wohl; Sie sind mir beide entgegen. Was fuer ein Unglueck hat mich in dieses Haus fuehren muessen! Ich muss eine liebenswuerdige Person antreffen; ich muss ihr gefallen und muss doch endlich, nach vieler Hoffnung, alle Hoffnung verlieren. Damis, wenn ich jemals einiges Recht auf Ihre Freundschaft gehabt habe—
Vierzehnter Auftritt
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Der junge Gelehrte
Damis . Aber, nicht wahr, Valer? einer Sache wegen muss man auf die Berlinische Akademie recht boese sein? Bedenken Sie doch, sie will kuenftig die Aufgaben zu dem Preise zwei Jahr vorher bekanntmachen.
Warum denn zwei Jahr? war es nicht an einem genug? Haelt sie denn die Deutschen fuer so langsame Koepfe? Seit ihrer Erneuerung habe ich jedes Jahr meine Abhandlung mit eingeschickt; aber, ohne mich zu ruehmen, laenger als acht Tage habe ich ueber keine zugebracht.
Chrysander . Wisst ihr denn aber auch, ihr lieben Leute, was in den Niederlanden vorgegangen ist?
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