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Der junge Goedeschal - Roman

Der junge Goedeschal - Roman

Titel: Der junge Goedeschal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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in unzählbare, endlose Stücke.
    »Ich wünsche eine Antwort, Kai …!«
    »Ich schreibe die Arbeit noch einmal, morgen Nachmittag …«
    »Du schreibst …« Der Vater schwieg, überlegte, dann rasch: »Sie war also zu schwer? Sie wird nachgeholt? Unter leichteren Bedingungen? Du hättest das gleich sagen sollen, Kai, klar und präzis. Es ist also gut. Geh und trink deinen Kaffee.«
    ,Ja, nun könnte ich gehen, wenn der Karzerbrief nicht wäre.‹ Er sah auf, zu seiner Mutter.
    Sie rief rasch, zitternd – ›oh, Verräterin!‹ –, wies auf sein Gesicht: »O Kai! O Kai! Heinz, sieh den Jungen an.«
    Er sah auf, unwillig, stand dann. »Was ist noch? Rede, sprich! Hast du gelogen? Schreibst du die Arbeit nicht nach!? Bekommst du die Fünf?«
    »Nein.«
    »Du schreibst sie nach? Deutlich!«
    »Ja.«
    Pause. Dann langsam, überlegt: »Du allein?«
    »Ja.«
    »Warum?« Dann ungeduldig: »Was frage ich?! Sieh den Bengel an, Margrit, steht er nicht da wie ein Stockfisch! Muss man nicht alles aus ihm herausziehen! Statt nun wenigstens offen und ehrlich zu beichten … Ach was! – Die andern lösten die Aufgaben?«
    »Ja. Zum Teil.«
    »Zum Teil, das heißt: sie lösten wenigstens einige. Was tatest du?«
    Schweigen.
    »Triebst du wieder einmal Nebendinge? – Ah so! Andere Arbeiten gemacht?«
    »Nein.«
    »Romane gelesen?«
    »Nein.«
    Er fasste den Jungen bei den Schultern. »Himmelherrgott, Kai! Keine Winkelzüge mehr. Was hast du gemacht?« Er schüttelte ihn. »Was du gemacht hast, frage ich.«
    »Gedichte …«
    Die Hände des Vaters fielen von Kais Schultern. Staatsrat Goedeschal trat zurück. Wieder kam das Ticken der Uhr herauf. Die Mutter machte eine Bewegung, als wolle sie reden, der Vater hob die Hand. »Also Karzer?«
    »Karzer.«
    Den Kopf an die Scheibe gepresst, starrte der Vater ins Dunkle. Kai murmelte in sich: »Nimm es doch nicht so schwer! Es ist ja nicht so schlimm! Ich habe dich doch lieb, du darfst nicht traurig sein, nur das nicht.«
    Er wollte reden, machte einen Schritt.
    Staatsrat Goedeschal sagte: »Geh auf dein Zimmer. Kai! Siebzehn Jahr bist du bald, und was hatten wir von dir? Sorgen. Sorgen. Sorgen. Sieh hin, deine Mutter weint. Du tust uns Übles auf Übles.«
    Ganz nah an ihm stehend: »Und du schämst dich nicht  einmal. Wenn du zu Ostern sitzenbleibst, dir ist’s egal.  Aber wenn ich bei andern Eltern höre, deren Söhne sind versetzt, und meiner, der blieb sitzen! Natürlich, er hatte ja keine Zeit zum Lernen, er musste ja Gedichte machen, der Herr Sohn. Geh! Geh! Ich mag dich nicht mehr sehen.«
    Abschließend: »Du isst von jetzt an auf deinem Zimmer, verlässt es nur zu den Schulwegen.«
    Kai hob sein Gesicht: der Vater stand einen Schritt vor ihm und sah ihn an; Kais Blick floh, kroch zu Boden. »Warumkann ich ihn nicht einmal ansehen! Ihm nicht einmal sagen, wie lächerlich er ist!«
    Aber Schritt hinter Schritt entfloh er diesem Blick. Rückwärts. Tastete blind nach der Klinke. Die Tür fiel zu, er stand allein auf dem dunklen Vorplatz. »Sicher, er holt mich zu sich. Er sagt: doch liebe ich dich!«
    Drinnen sprach die Stimme der Mutter Beruhigendes, Sanftes. Der Schritt des Vaters ging her, »Nun ruft er«, und hin. »Nichts!«
    Von der Küche kam jemand. Kai floh auf sein Zimmer.

19
    Das Zimmer wie stets. Nichts verändert. Wie sonst der Langstuhl am Fenster, das Bett mit der gehäkelten Decke wie immer.
    »Du da, du Tisch, was stehst du so! Fühlst du nicht, dass ich Schmerzen habe! Warum leidest du nicht mit? Warum kommst du nicht und drängst dich an meine Hüfte? Ach, niemanden haben, in den man hineinweinen kann, niemand, der einem hilft, immer allein …«
    Er stürzte zum Fenster. Sperrte mit Gardinen die Welt ab. Im Stuhl liegend, während die Hände über ihn fortliefen und an Falten und Uhrkette rissen: »Ich hätte ihn schlagen sollen, ins Gesicht. Stets von neuem muss ich mich verleugnen. Warum tu ich nicht, was mein Herz befiehlt? Zuckte meine Hand nicht nach ihm? Warum kroch ich zur Tür?«
    Es riss ihn hoch. »Dieser starre, dieser gerechte Blick! Habe ich Unrecht? Ja, ja, ja, ich hab’s!«
    Stehenbleibend, riss er den Spalt zwischen den Vorhängenzu. »Unrecht? Ich? Nein, nur das nicht! Man quält mich umsonst, ich bin im Recht!«
    Seine Hände fielen herab: wieder stand er klopfenden Herzens auf dem Gang: »Warum bat ich nicht? Flehte nicht Bäcker an? Alles war zu ändern. Nun geht Papa unten, hin und her, immerzu. Und Arne! Was ließ er mich im

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