Der junge Häuptling
gesenkten Lidern schützte, hatte Tashunka-witko jetzt ganz geöffnet, und mit diesem offenen Blick begegnete er dem Jüngeren.
Er begann einiges zu besprechen, wozu ihm in der Nacht vorher, bei der ersten Begegnung, nicht Zeit und Ort gewesen zu sein schien. »Die Watschitschun sind entschlossen, alle ihre Schwüre und Verträge zu brechen«, sagte er. »Sie sind Lügner. Wir aber werden die Prärie und unser Recht verteidigen.«
»Greift ihr die Forts an? Mit achtzig Männern hätte ich Randall ausheben können.«
»Wir greifen die Forts nicht an. Aber sobald die Frühjahrsjagden vorüber sind, das Gras dunkelgrün wird und die Sonne warm scheint, sammeln wir unsere Häuptlinge und unsere Krieger in den Prärien im Norden der Che sapa (=Black Hills) und an den Flüssen, die dem Gelbsteinstrom zufließen. Du bist eingeladen, an den Beratungen teilzunehmen, und magst deine Männer fragen, ob sie mit uns allen zusammen kämpfen wollen, wenn die Langmesser uns nicht in Frieden lassen.«
»Sobald wir die Munition erbeutet haben und mit der Station von Smith fertig sind. Es ist der Platz, an dem ich den Mord an meinem Vater räche.«
»Ich wußte, daß du auch daran denkst, mein jüngerer Bruder. Tatanka-yotanka und ich wären bereit gewesen, dir sofort sechzig Krieger zu senden, die mit euch zusammen die Munitionskolonne abfangen. Aber ich brauche eine Schar, um General Crook am Rosebud entgegenzutreten, und die übrigen Männer wollten die Kriegspfeife noch nicht rauchen. Nach dem Winter hungern die Frauen und Kinder in vielen Zelten, und die Krieger wollen erst jagen. Sie erinnern sich auch daran, daß eure Bande vor zwölf Wintern auf eigene Faust sehr weit südwärts gezogen ist, und sie erwarten, daß ihr in dem Sommer, der kommt, wieder zu den Che sapa heraufwandert.«
»Ich verstehe. Was hört ihr von den anderen Stämmen?«
»Die Cheyenne, die noch frei sind, wollen mit uns zusammen kämpfen. Die Absaroka und die Siksikau werden uns nicht in den Rücken fallen. Es sind nur einzelne Verräter, die den Langmessern dienen.«
Der junge Kriegshäuptling senkte den Blick, und das Blut stieg ihm in die Schläfen, weil er daran dachte, daß er selbst einmal den Feinden als Kundschafter gedient hatte. Auch Tashunka-witko schien über Kundschafter und Kundschafterschicksal in diesem Augenblick nachzudenken, denn er fragte: »Ich habe von einem Kundschafter Tobias gehört, der Smith dient. Wer ist das? Hat er noch einen anderen Namen?«
»Chef de Loup.«
»Ah, Chef de Loup! Laß ihn beobachten.«
Das Gespräch war beendet. Als die Männer sich erhoben, blickten sie über das Land; es waren die Gebiete, in denen sie künftig gefangengehalten werden sollten.Sie schwangen sich auf und setzten ihren Ritt fort. Sie mieden die Zeltdörfer, die in diesen Gegenden zu finden waren und die sich schon unterworfen hatten. Sie kreuzten Fährten von Kavallerietrupps und Milizeinheiten, ohne sich von diesen sehen zu lassen, und keiner der feindlichen Kundschafter entdeckte sie.
Als es zum zweitenmal Morgen wurde, erreichten die Dakota die große Handelsstation Saint Pierre, viel weiter nördlich am Missouri gelegen als Fort Randall. Hier herrschte noch der Handel, nicht das Militär. Da die Ankömmlinge keine Stunde zu verlieren hatten, hängten sie ihre Mustangs sofort bei dem Laden an, den der junge Häuptling aufsuchen wollte. Auch Tashunka-witko trat dort ohne Zögern ein. In seiner einfachen Kleidung erkannte ihn kein Unkundiger. Es hatten sich in der geräumigen Verkaufsstelle trotz der frühen Stunde schon zahlreiche Indianer und Jäger zusammengefunden, die die Winterausbeute der Pelzjagd gegen Waffen, Pulver, Blei und Branntwein eintauschen wollten.
Mehrere Einkäufer waren damit beschäftigt zu taxieren. Der Leiter des Verkaufsladens war ein kleiner Mann mit einem Fuchsgesicht. Er hatte den jungen Dakotahäuptling sofort ins Auge gefaßt, denn er kannte ihn von einem langwierigen Handel her persönlich und ließ die Neuigkeit sofort die Runde machen: »Harry Tokei-ihto ist da!«
Der junge Häuptling brauchte sich hier nicht zu verbergen. Die Kämpfe im Gebiet des Niobrara waren lokaler Art; bis nach Saint Pierre drangen nur die Anekdoten. Aber deren Verbreitung genügte, dem jungen Häuptling freien Durchgang zu dem Leiter des Ein- und Verkaufs zu verschaffen. Tashunka-witko und seine Begleiter hielten sich im Hintergrund. Der langgewachsene Dakota schaute auf den kleinen Mann mit dem Fuchsgesicht herunter. Es war
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