Der junge Häuptling
Augen.
»Hier … die mit schwarzen Linien eingegrenzten Gebiete. Dahin ziehen sich die Dakota zurück, geben ihre Waffen ab und lernen Ackerbau und Viehzucht.«
Pitt legte keinen Wert darauf, die Karte einsehen zu dürfen, da er sie doch nicht hätte lesen können. Der Dragoner hielt sich völlig gleichgültig im Hintergrund; seine einfache Uniform sagte ihm, daß er sich in dergleichen Beratungen mit dem Kommandanten nicht einmal mit einem Gedanken einzumischen habe.
»Das Reservationsgebiet unmittelbar südöstlich der Black Hills ist nur einen Katzensprung von unserem Fort entfernt«, erläuterte Smith noch. »Dorthin treiben wir die Stammesabteilungen vom oberen Platte und vom Niobrara. Begriffen?«
»Verstehe«, gab Warner, diesmal sehr kurz, zur Antwort. »Bekommen wir Verstärkung?«
»Das eben will ich in meinen beiden Handschreiben beantragen, mit denen sich Pitt morgen sowohl nach Fort Randall als auch nach Yankton zu Oberst Jackman persönlich auf den Weg machen wird. Ich denke, wir geben Pitt zur Begleitung drei von unseren Leuten mit, drei erfahrene Grenzer, die ihn zuverlässig beschützen und auf Randall sowie in Yankton unseren Standpunkt auch durch ihre mündlichen Berichte zur Geltung bringen können. Wen schlägst du von unseren Leuten vor, Adams? Wer kennt die Prärie gut, ist zuverlässig und traut sich, klar und eindeutig zu berichten?«
»Wenn’s beliebt, reite ich selbst.«
»Du nicht, dich brauchen wir hier. George?«
»Ist auf Spähdienst und noch nicht zurück.«
»Wie lange überfällig?«
»Fünf Stunden.«
»Habt ihr gesucht?«
»Hat in dem Sand- und Schneesturm keinen Zweck. Wenn wir suchen gehen, wird nur einer mehr abgeschossen.«
»Wieso abgeschossen? Woher weißt du, daß George abgeschossen worden ist?«
»Ich denke es mir.«
»Träume nicht soviel, Adams. – Mit George können wir also morgen früh nicht sicher rechnen. Warum schickst du übrigens den Mann allein? Habe ich nicht Befehl gegeben, daß ihr immer zu zweit und zu dritt geht?«
»Dave sollte ihn begleiten, aber Ihr wißt, Major, er ist beim Wasserschöpfen in den Fluß gefallen und nicht wieder hoch gekommen.«
Pitt hörte gespannt zu. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich; er glotzte und zog die Mundwinkel herab, was ihm, zusammen mit der verstümmelten Nase, das Aussehen einer mißtrauischen Bulldogge gab.
»Habt ihr immer noch nicht aufgeklärt, wo der besoffene Kerl hinuntergeschwommen ist?« forschte der Major.
»Er war nicht besoffen, Major. Wir haben keinen Brandy mehr. Es muß ihn jemand auf den Grund gezogen haben!«
»Ein Krebs vielleicht? Oder ein Indianer! Adams, ihr fangt alle an, Gespenster zu sehen!« Der Major ging, ohne es selbst zu wissen, zu einem vertraulichen Ton über. »Wenn ihr mit einem Fluß nicht umzugehen versteht, so bleibt bei der Pumpe im Hof! Konntest du keinen anderen mit George schicken?«
»Wir sind nur ein paar Mann und alle eingeteilt. Hatte keinen übrig.«
»Es ist klar, daß wir dringend Verstärkung brauchen. Allerdings wirst du zunächst einmal noch zwei bis drei Mann hergeben müssen, die Pitt zurückbegleiten. Dafür behalten wir die drei Dragoner hier.«
Leutnant Warner schien zufrieden. Adams aber meinte: »Ein sehr schlechter Tausch, Major. Wenn’s aber nicht anders geht, schicken wir den Hahnenkampf-Bill und den schmierigen kleinen Josef.«
»Einverstanden!« rief Pitt und klopfte Adams auf die Schulter. »Die beiden kenn ich! Das sind Kerle!«
»Zwielichtige Grenzergestalten!« kritisierte der Major. »Gut als Begleitmannschaft unterwegs, aber auf Randall und in Yankton werden sie uns schlecht repräsentieren, Hast du nicht noch eine respektablere Figur vorzuschlagen, Adams?«
»Wenn es sein muß – Tom ohne Hut und ohne Schuhe.«
Das nennt er eine respektable Figur, dachte Pitt, aber er sagte es nicht, denn er besaß ein gewisses Naturtalent dafür zu erraten, wie weit er gehen durfte, ohne sich Nachteile zuzuziehen.
»Komische Bezeichnung. Seit etlichen Jahren sollte Tom doch wieder voll bekleidet sein. Der Mann hat mir keinen üblen Eindruck gemacht. Geben wir ihn dazu.«
Der Major wollte zu einem Ende kommen.
»Alle drei sollen mit Pitt reiten?« fragte Adams nochmals.
»Alle drei. Diese Aufgabe hat den Vorrang.«
»Den Vorrang!« echote Leutnant Warner.
»Wenn es sein muß, wird’s gemacht.« Adams fügte sich, allerdings nicht, ohne sehr sichtbar und etwas geringschätzig mit den Achseln zu zucken.
Der Major entließ die
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